Bargteheide. In Bargteheide und Umgebung üben 200 Einsatzkräfte mit mehr als 20 Fahrzeugen das koordinierte Vorgehen bei einem extremen Unwetter.

  • Starkregen: Feuerwehren bei Bargteheide zur Probe im Dauereinsatz
  • Übungsszenario sieht auch einen Blackout vor
  • 200 Retter mit 20 Fahrzeugen beteiligen sich an der Übung

Blauer Himmel, Sonne, Windstille und keine Regenwolke in Sicht – schöner hätte sich der Herbst am Sonnabend, 12. Oktober, in Bargteheide und Umgebung kaum präsentieren können. Dennoch schrillten in vielen Gemeinden des Amtsbereichs plötzlich die Sirenen, brausten Dutzende Feuerwehren und weitere Einsatzfahrzeuge mit Blaulicht und Martinshorn durch die Straßen. Was viele Anwohner anfangs ratlos und fragend zurückließ, erwies sich als konzertierte Flächenübung von 14 Feuerwehren und der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG) Bargteheide.

„Verschiedene lokale Starkregenereignisse in der jüngeren Vergangenheit wie etwa im Juli 2023 sowie im Mai und im August 2024 auch in unserer Region haben gezeigt, wie wichtig es ist, sich auf mögliche Großlagen vorzubereiten, bei denen Rettungs- und Noteinsätze mehrerer Wehren koordiniert werden müssen“, sagt Hauptbrandmeister Maik Kortmann, Gemeindewehrführer in Bargteheide.

Zusammenwirken bei Unwetterfront und Blackout geübt

Ausgangsszenario für die jüngste Flächenübung, die seit 2022 einmal im Jahr auf dem Programm steht, war eine breite Unwetterfront mit Starkregen und Sturmböen, die von Niedersachsen kommend über das Amt Bargteheide-Land hinwegzieht. Zusätzlich erschwert wurde die Einsatzlage durch einen temporären Blackout in der Stadt Bargteheide.

Flächenübung der Feuerwehren Bargteheide
Maik Kortmann, Bargteheides Gemeindewehrführer und Einsatzleiter, erklärt Bürgermeisterin Gabriele Hettwer am Touchscreen die einzelnen Einsatzorte der Feuerwehren. © HA | Lutz Kastendieck

„Da sich solche Extremwetterlagen allen Prognosen zufolge künftig häufen werden und größere Flächen betreffen können, ist es unabdingbar, das Zusammenwirken verschiedener Feuerwehren und weiterer Einsatzkräfte unter möglichst praxisnahen Umständen zu üben“, erläutert Kortmann.

Führungsstelle muss Einsätze priorisieren und auslösen

So haben sich an der Flächenübung schließlich die Freiwilligen Feuerwehren aus Bargteheide, Bargfeld-Stegen, Bünningstedt, Delingsdorf, Elmenhorst, Fischbek, Hammoor, Jersbek, Hoisbüttel, Klein-Hansdorf/Timmerhorn, Nienwohld, Todendorf, Tremsbüttel und Ammersbek, sowie die DLRG mit fast 200 Einsatzkräften und mehr als 20 Fahrzeugen beteiligt.

Flächenübung der Feuerwehren Bargteheide
Henning Rein (l.) beordert vom Einsatzleitwagen aus die Feuerwehren zu ihren Zielorten. © HA | Lutz Kastendieck

Eine besondere Bedeutung kommt bei solchen Übungen der Führungsstelle zu. Hier laufen Notrufe und Schadensmeldungen ein, hier muss eine Priorisierung nach Dringlichkeit von Hilfsleistungen erfolgen, hier werden die Einsätze koordiniert und mittels einer Alarmierung der Wehren schließlich ausgelöst.

Insgesamt mehr als 70 Einsatzszenarien bewältigt

So ist es in der Führungsstelle im Hilfszentrum am Alten Sportplatz bereits kurz nach der ersten Alarmierung gegen 9 Uhr mit der gespannten Ruhe vor dem Sturm schnell vorbei und es geht dort zu wie in einem Bienenstock. Melder eilen hin und her, um Schadensmeldungen vom Annahmetresen zur Disposition und Einsatzaufträge schließlich zum Einsatzleitwagen in der großen Fahrzeughalle zu tragen, von wo aus die einzelnen Wehren per Funk zu ihren Zielorten beordert werden.

Flächenübung der Feuerwehren Bargteheide
Florian Jans, Leiter der Integrierten Rettungsleitstelle Süd in Bad Oldesloe verfolgte die Arbeit in der Führungsstelle im Hilfszentrum der Stadt Bargteheide.  © HA | Lutz Kastendieck

In Vorbereitung der Flächenübung sind pro Wehr vier Einsatzszenarien organisiert worden, insgesamt mehr als 70. Im Minutentakt gehen in der Führungsstelle folglich Schadensmeldungen ein. In Delingsdorf hat ein Baum ein Auto zerlegt. In Klein-Hansdorf hat es Ziegel von Dach geblasen. In Tremsbüttel und Todendorf stehen mehrere Keller unter Wasser, in denen sich Gasheizungen und Öltanks befinden.

Riesiger Touchscreen bildet Geschehen im Einsatzgebiet ab

In Hammoor hat ein umgestürzter Baum die Zufahrt zu einem Pflegeheim blockiert, zudem wurde ein Forstarbeiter durch Windbruch schwer verletzt. In Bargfeld-Stegen ist eine Person unter einem Fass eingeklemmt. In Elmshorn muss jemand mit der Drehleiter von einem Dach geholt werden und in Hoisbüttel steht ein Gebäude nach einem Blitzschlag in Flammen.

Abgebildet wird das gesamte Geschehen in der Führungsstelle Bargteheide sowohl auf einem farbigen Touchscreen in der Größe einer Schultafel als auch auf einer ähnlich dimensionierten Magnetkarte. Hier wie dort ist genau verzeichnet, welche Wehr gerade wo im Einsatz ist und was vor Ort geschieht.

Notaggregat im Hilfszentrum beendet simulierten Blackout

„Wir fahren hier immer zweigleisig. Weil es ja jederzeit zu einem Stromausfall kommen kann und die Einsatzkoordinierung dann statt digital nur noch analog möglich ist“, berichtet André Harms, Bargteheides stellvertretender Wehrführer. Genau das wird wenig später simuliert. Plötzlich gehen alle Lichter aus. Bis das Notaggregat auf dem Hof des Hilfszentrums kurz darauf aktiviert ist und den Blackout beendet.

Flächenübung der Feuerwehren Bargteheide
Die DLRG Bargteheide hat in der Vogelsiedlung einen Notfallinformationspunkt aufgebaut, an dem Anwohner Notlagen und Verletzungen melden können. © HA | Lutz Kastendieck

Unterdessen hat die DLRG an einer Kreuzung in der Vogelsiedlung einen sogenannten Notfallinformationspunkt, kurz NIP, eingerichtet. Dort melden Anwohner, die sich als Komparsen an der Übung beteiligen, diverse Notlagen und erhalten bei simulierten Verletzungen und Unterkühlung Erste Hilfe.

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„In einem Ernstfall wird es im Stadtgebiet ein Dutzend solcher Notinformationspunkte geben, sowohl feste, etwa in Kitas, wie eben auch mobile, um für die Bewohner der einzelnen Quartiere schnell erreichbare Anlaufpunkte schaffen zu können“, erklärt Harms. Zudem werde es bei einer Großlage einen sogenannten Leuchtturm im Schulzentrum geben, wo für besonders heftig betroffene Bürger auch Notunterkünfte und Verpflegung bereitgestellt würden.

Neben dem Leiter der Integrierten Rettungsleitstelle (IRLS) Bad Oldesloe, Florian Jans, und Kreiswehrführer Olaf Klaus, verfolgten auch Bargteheides Bürgermeisterin Gabriele Hettwer und Bürgervorsteherin Cornelia Harmuth das geschäftige Treiben in der Führungsstelle. „Ich bin vom ehrenamtlichen Einsatz der Freiwilligen Feuerwehren immer wieder beeindruckt“, sagte Hettwer. Das könne gar nicht oft genug gewürdigt werden, weil davon die ganze Stadt und alle ihre Bürger profitieren würden, so die Bürgermeisterin.