Oststeinbek. Immobilieneigner in Oststeinbek erfahren im Internet, wie viel Module auf ihren Dächern kosten und wann sich Projekt amortisiert.

Die Arbeiten am Rathausanbau in Oststeinbek haben begonnen. Auf dem begrünten Dach der eingeschossigen Erweiterung wird eine Photovoltaikanlage errichtet, die 33.000 Euro kostet, 23.000 davon steuert die Aktivregion Sieker Land Sachsenwald bei. Der Kreis zahlt einen Zuschuss in Höhe von 7000 Euro. Durch die Neuanschaffung lassen sich 26 Prozent des Stromverbrauchs im Verwaltungsgebäude decken. Pro Jahr werden 8,5 Tonnen CO₂-Emissionen eingespart. Die Gemeinde geht voran beim Ausbau Erneuerbarer Energien, will Vorbild für ihre Bürger sein und animiert Hauseigentümer nun mit einem speziellen Gratisservice, sich ebenfalls Module zuzulegen. Dabei handelt es sich um ein webbasiertes Solardachkataster.

Auf www.solarkataster-oststeinbek.de können alle Gebäude von jedermann gecheckt werden. Ist ein Haus auf der Internetseite bestimmt, geht es mit einem weiteren Klick zur Wirtschaftlichkeitsberechnung. Nutzer wählen, ob sie den Ökostrom nutzen mit Voll- oder Überschusseinspeisung und zum Beispiel zusätzlich auf Solarthermie setzen. Dann geben sie die Anzahl der Personen im Haushalt an, nennen den Verbrauch pro Jahr und wie viel sie für eine Kilowattstunde entrichten.

Versicherung und Reparaturrücklagen sind berücksichtigt

Im nächsten Schritt wird das Ergebnis ermittelt. Jetzt erfährt man den Preis für den Kauf einer Photovoltaikanlage. Das Tool berechnet auch die Zahl der Module, die aufs Dach zu setzen sind. Eine Tabelle zeigt, nach wie vielen Jahren sich das Projekt amortisiert hat und den Gewinn per anno nach diesem Zeitpunkt. Versicherung und Reparaturrücklagen werden berücksichtigt. Außerdem wird dargestellt, wie viele Tonnen CO₂ jedes Jahr eingesparrt werden. Zahlenwerk gibt es auch zur ausgewählten Dachseite: über Ausrichtung, Neigung, Einstrahlung und Verschattung.

Hausbesitzer werden in Kenntnis gesetzt, ob ihr Dach sehr gut, gut oder lediglich geeignet ist. Bei einigen Objekten wird angezeigt, dass sie nicht brauchbar sind für Module. Ein wichtiger Aspekt bei der Bewertung fehlt jedoch, und deshalb ist sie nur bedingt aussagekräftig: Informationen zur Statik sind bei der Berechnung nicht eingeflossen. Deshalb wird empfohlen, einen Experten hinzuzuziehen. Auch die Belange des Denkmalschutzes sind ausgeklammert. Diesbezüglich kann man sich aber im Rathaus schlaumachen.

Vertrag mit Dienstleister ist vorerst auf drei Jahre geschlossen

In der Verwaltung regelt Alex Krugenberg, Sachgebietsleiter im Bauamt, die Absprachen mit dem Dienstleister. Die Firma Geoplex mit Sitz in Osnabrück hat das Dachkataster entwickelt. Kosten: rund 4500 Euro. Einen 80-Prozent-Zuschuss leistet die Aktivregion Sieker Land Sachsenwald. Wie bei der Solaranlage auf dem Rathausanbau hat Oststeinbek auch hier einen guten Schnitt gemacht. 833 Euro per anno für zum Beispiel Hosting zahlt die Gemeinde allein. Der Kontrakt wurde zunächst auf drei Jahre geschlossen. „Wir werden in dieser Zeit evaluieren, was gebaut wird“, sagt Krugenberg. Dann wird über eine Verlängerung des Vertrags entschieden.

Die Daten über Größe der Dächer in Oststeinbek hat der Dienstleister vom Landesamt für Vermessung und Geoinformation. Krugenberg hatte bei der Kreisverwaltung in Bad Oldesloe angefragt, ob man ein solches Kataster für Stormarn beabsichtigt. Das sei verneint worden, berichtet der Sachgebietsleiter. Deshalb wurde die Gemeinde selbst aktiv. Der Kreis Rendsburg-Eckernförde bietet seinen Bürgern diesen Service.

Mensadach der neuen Grundschule wird mit Solarmodulen bestückt

Die Idee dazu in Oststeinbek ist laut Krugenberg bei den politischen Diskussionen zum Rahmenkonzept zur Planung von Solarfreiflächenanlagen im Außenbereich entstanden. Parteienvertreter hatten betont, sie sähen Module eher auf bereits versiegelten Flächen wie Parkplätzen und Dächern. Das Büro Planlabor Stolzenberg ermittelte 17 Potenzialareale für Solarparks, darunter fünf im Ortsteil Havighorst. Im vergangenen Dezember beschloss die Gemeindevertretung ein Konzept mit drei Bereichen, die infrage kommen. Sie liegen im Norden Oststeinbeks nahe der Autobahn 24 und fernab von Wohnbebauung. Zwei davon sind planungsrechtlich privilegiert. Hier muss kein Bebauungsplan aufgestellt werden. Die Größen: ein und sieben Hektar. Das dritte Areal beim Umspannwerk umfasst drei Hektar. Die Ackerböden sind allesamt in Privatbesitz.

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In Kürze wird in Oststeinbek auf dem Mensadach der neuen Grundschule eine Solaranlage installiert. Der Bau auf weiteren gemeindeeigenen Liegenschaften ist möglich. Die Bildungseinrichtung hat ein gemeinsames Strom-und Wärmenetz mit der Kindertagesstätte Meessen sowie dem Komplex mit Walter-Ruckert-Halle und Sportforum. „Wenn die Schule fertig ist, werden wir ein Jahr den Verbrauch messen“, sagt Krugenberg. Danach wisse man, ob Module auf benachbarten Objekten Sinn machen.

Die Mensa wird den Betrieb voraussichtlich Anfang November aufnehmen. Wie berichtet, verzögert sich der Einzug in die Unterrichtsräume erneut. Eine Sanitärfirma hat die Kommune im Stich gelassen und die Arbeiten eingestellt. Jetzt wird neu ausgeschrieben. Statt nach den Herbstferien werden die Erst- bis Viertklässler erst im kommenden Jahr in neuer Umgebung lernen. Derzeit geht man von März oder April aus.