Bargteheide. Wo genau der deutlich verbesserte Lärmschutz im Norden des Kreises Stormarn entstehen soll, wann es losgeht und was er kosten wird.
Nach intensiven Gesprächen der Deutschen Bahn mit Vertretern des Kreises Stormarn und der Kommunen an der Bahntrasse Hamburg–Lübeck liegt jetzt eine erste Detailplanung für erforderliche Lärmschutzmaßnahmen vor. „Größere Einwände gab es bislang nicht. Wir bleiben aber weiter in einem intensiven Austausch mit Städten und Gemeinden“, sagt Bahn-Sprecher Peter Mantik. So werde die Bahn etwa am Donnerstag, 12. September, im Umwelt- und Verkehrsausschuss der Kreisstadt Bad Oldesloe ab 19 Uhr in der Festhalle (Olivet-Allee 2) Rede und Antwort stehen.
Bekanntlich hatte das Schienenunternehmen jahrelang erweiterten Lärmschutz an der Haupttrasse von der Festen Fehmarnbeldquerung gen Süden verweigert. Doch dann hatte der Bund Anfang 2022 die Auslösewerte für die Notwendigkeit von Schallschutzmaßnahmen an Bahntrassen abgesenkt. Und zwang das Unternehmen damit de facto zum Handeln.
Deutsche Bahn will an Strecke Hamburg–Lübeck viele neue Lärmschutzwände bauen
Lange Zeit genoss die Bahn einen sogenannten Schienenbonus von fünf Dezibel. Diesen Wert durfte sie von den tatsächlich gemessenen Lärmpegeln abziehen, bevor Schutzmaßnahmen fällig wurden. Mit der Senkung um weitere drei Dezibel gelten für Bahntrassen in Siedlungsgebieten inzwischen die gleichen Anhaltswerte wie für Straßen: 64 Dezibel am Tag und 54 in der Nacht.
Doch schon zuvor hatten sich der Kreis Stormarn und betroffene Kommunen wegen des prognostizierten Anstiegs des Schienenverkehrs für deutlich mehr Lärmschutz eingesetzt. Bis 2030 sollen je nach Streckenabschnitt zwischen 186 und 326 Züge innerhalb von 24 Stunden verkehren. Davon entfallen bis zu 94 Züge auf den Güterverkehr mit einer maximalen Zuglänge von 835 Metern.
Strecke Hamburg–Lübeck: Bundesverkehrsministerium hat Lärmsanierung zugestimmt
„Der Bund hat anerkannt, dass durch die Hinterlandanbindung der Festen Fehmarnbeltquerung die Belastung auf der gesamten Strecke Hamburg–Lübeck erheblich zunehmen wird“, so Mantik. Deshalb habe das Bundesverkehrsministerium im Sommer 2022 einer umfassenden Lärmsanierung auch im Streckenabschnitt zwischen Delingsdorf und Wesenberg zugestimmt.
Bereits im April 2023 gab es eine erste gemeinsame Begehung der Strecke mit Vertretern der Kommunen, den technischen Planern und weiteren Experten. Anschließend folgten Baugrunduntersuchungen, Kartierungen für die Umweltplanung sowie diverse gutachterliche Prüfungen. „Mit jedem dieser Schritte verfestigen sich unsere Planungen“, so Mantik.
Strecke Hamburg–Lübeck: 1300 Gebäude weisen Überschreitungen der Grenzwerte auf
Auf der Basis neuer Schalluntersuchungen weisen rund 1300 Gebäude eine Überschreitung der Grenzwerte auf. „Deshalb werden auf eine Gesamtlänge von etwa 13 Kilometern Maßnahmen wie zwei bis sechs Meter hohe Lärmschutzwände, passiver Schallschutz für einzelne Gebäude und Schienenschliff umgesetzt“, erläutert Janine Korczak, Projektleiterin Lärmschutz bei der Deutschen Bahn.
Besonders groß ist der Aufwand in Abschnitten mit einer hohen Siedlungsdichte wie in den Städten Bargteheide, Bad Oldesloe und Reinfeld, die von der Bahntrasse direkt durchschnitten werden. So werden in Bad Oldesloe auf insgesamt 4,6 Kilometer Lärmschutzwände errichtet und auf 300 Metern bereits vorhandene Wände erhöht.
Deutsche Bahn in Bargteheide: 2,9 Kilometer Lärmschutzwände vor allem im Bahnhofsumfeld
In Bargteheide sieht das aktuelle Konzept unter anderem 2,9 Kilometer Lärmschutzwände insbesondere in Bahnhofsnähe vor, auf einer Länge von 600 Metern werden bestehende erhöht. Nach Fertigstellung wird die Stadt über Lärmschutzwände in sieben verschiedenen Höhen zwischen zwei und sechs Metern Höhe verfügen (siehe Grafik). Die höchsten befinden sich dann an der Straßenüberführung Richtung Tremsbüttel.
Ob es dabei bleibt, ist indes nicht gewiss. „Durch das Heranrücken des neuen S4-Gleises auf der Westseite an die umliegende Wohnbebauung wurde am 21. März in der Stadtvertretung eine Überprüfung der Lärmauswirkungen und gegebenenfalls eine Umsetzung erforderlicher Maßnahmen auf Kosten des Vorhabenträgers beschlossen“, sagt Bürgermeisterin Gabriele Hettwer.
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Ein Fokus der Bargteheider Forderungen habe vor allem auf dem Bahnhofsumfeld gelegen. Eine erste Überprüfung sei bereits erfolgt und in die Feinplanungen der Bahn eingeflossen. Allerdings werde die technische Umsetzbarkeit nun noch durch Fachplaner geprüft. Mit neuen Erkenntnissen rechne die Stadt im Frühjahr kommenden Jahres.
Eine Umsetzung der Lärmsanierungsmaßnahmen hat die Bahn für das zweite Halbjahr 2027 in Aussicht gestellt. Sie sollen im Zuge der Generalsanierung der Trasse Hamburg–Lübeck erfolgen. Ersten Prognosen zufolge rechnet die Bahn mit Investitionskosten von 43,6 Millionen Euro. Während der aktive Lärmschutz komplett vom Bund übernommen wird, sind es beim passiven 75 Prozent. Hier bedarf es einer Co-Finanzierung durch das Land.