Oststeinbek. Oststeinbek war vom Unwetter am 7. August besonders betroffen. Gemeinde hat Schadensbilanz erstellt und ein Verein nun große Probleme.
75 Liter Wasser pro Quadratmeter in nur 45 Minuten prasselten am 7. August auf Oststeinbek: Die Schäden durch den Starkregen in Haushalten sind enorm. Vielerorts landete das Wohnzimmerinventar auf dem Sperrmüll, Keller und Erdgeschosse von Immobilien müssen renoviert werden. Manch einer ist ob der Zerstörung in eine Übergangswohnung gezogen. Die Gemeinde hat inzwischen eine Bilanz aufgestellt, unter anderem für Mängel an eigenen Liegenschaften und ohne Berücksichtigung von Defekten in privaten Objekten. Wege wurden unterspült, sackten teilweise ab. Für diese Reparaturen muss die Kommune laut Bürgermeister Jürgen Hettwer rund 40.000 Euro in die Hand nehmen. Viel schlimmer noch: Es wurden auch Sporthallen beschädigt.
Die größte ist die Walter-Ruckert-Halle, die von der Grundschule sowie dem Oststeinbeker SV genutzt wird. Derzeit ist die Einrichtung gesperrt, der Schwingboden muss erneuert werden. Darunter befindet sich Mineralwolle, die durchnässt ist. Bereits 2016 und 2018 wurde der Belag nach Unwettern ersetzt. Den Schaden beziffert Maik Reiser, Sachgebietsleiter Hochbau, Bewirtschaftung und Unterhaltung, auf rund 260.000 Euro. Er sagt: „Wir haben noch keine Freigabe von der Versicherung. Ich habe aber bereits bei mehreren Firmen angefragt und durchweg Absagen erhalten. Voraussichtlich bleibt die Halle bis Frühjahr oder Mitte kommenden Jahres dicht.“ Oststeinbeks Eigenanteil für die Wiederherstellung liege bei zehn Prozent.
Unwetter in Oststeinbek: Nach Starkregen bleibt große Sporthalle monatelang gesperrt
Nach dem Ereignis vor sechs Jahren hatte die Gemeinde Vorkehrungen an den Notausgangstüren getroffen, die Mauer an der Treppe im Außenbereich um 15 Zentimeter erhöht sowie Flutschotte installiert. Der Schutz reichte nicht. Die Wassermassen bahnten sich ihren Weg, spülten die Rückhalteklappe weg und gelangten in die Sportstätte. „Für uns ist das der Super-Gau“, sagt der OSV-Vorsitzende Michael Strube. Am meisten betroffen von der Sperrung sei die Volleyball-Abteilung. „Es gibt erhebliche Einschränkungen im Training, eventuell müssen wir Mannschaften vom Punktspielbetrieb abmelden. Wir werden nun eruieren, ob man Hallen anderer Sportvereine nutzen kann.“
Die Walter-Ruckert-Halle ist in einem Komplex mit dem sogenannten Forum. In dem gibt es eine Dreifeld-Halle, in der unter anderem die Badminton-Abteilung trainiert. Hier können auch die Volleyballer Zeiten abgreifen. Daneben liegt der Bereich für Kampfsportler. Beide Hallen blieben vom Wassereinbruch verschont – im Gegensatz zum Gymnastikraum im Forum.
Ortsteil Havighorst war vollständig vom Rest der Gemeinde abgeschnitten
Mit rund 400 Mitgliedern ist die Gymnastik-Sparte die größte im OSV. Für sie wird eine Übergangslösung im früheren Fitnessstudio in der ersten Etage geschaffen. Auch der Grundschule wurde angeboten, in dem leerstehenden Abschnitt Sportunterricht zu geben. Die Lehranstalt hat zwar eine eigene Halle, diese wurde jedoch ebenfalls überschwemmt, ist gesperrt und benötigt einen neuen Boden für rund 65.000 Euro. „Mit etwas Glück werden wir im Oktober die Freigabe erteilen“, sagt Reiser. Eine Firma könne mit den Arbeiten am 19. September beginnen. Wenn die Versicherung nicht zügig einwilligt, will er den Auftrag womöglich auch so erteilen.
Den Schaden an gemeindeeigenen Liegenschaften schätzt Reiser auf rund 500.000 Euro. Trocknung, Malerarbeiten und neue Böden sind im Jugendraum der Feuerwehrwache sowie im Musischen Forum nötig. Im Jugendzentrum müssen Teile der Decke angefasst werden. Besonders schwer betroffen vor einem Monat waren das Gewerbegebiet sowie der Ortsteil Havighorst. Letzterer war aufgrund der Wassermassen vollständig vom Rest der Gemeinde abgeschnitten. Heftige Niederschläge gab es auch in Barsbüttel, Glinde und Reinbek. Im Süden des Kreises Stormarn rückten die Wehren innerhalb weniger Stunden zu mehr als 350 Einsätzen aus.
Oststeinbek zahlt Bürgern bis zu 1000 Euro für Zisterne
Oststeinbek hat auf die Unwetterereignisse reagiert und fördert den Starkregenschutz. Das Programm mit einem Budget von 100.000 Euro für 2024 ist am 1. Januar in Kraft getreten. Bürger erhalten maximal 1000 Euro. Finanziell unterstützt werden Entsiegelung von Freiflächen, Installation von Anlagen zur Regenwassernutzung und -speicherung, Dach- und Fassadenbegrünung, Pflanzung von hochstämmigen und standortgerechten Bäumen, Umwandlung von Schottergärten in Grünflächen sowie Offenlegung verrohrter Gräben. Bislang hat die Verwaltung zwei Anträge genehmigt. Es ist also noch reichlich Geld in der Kasse. „Nach dem Unwetter im August haben wir viele Anfragen erhalten. Es ist davon auszugehen, dass nun mehr Anträge gestellt werden“, sagt Alex Krugenberg, Sachgebietsleiter im Bauamt. Bürger können eine Zisterne errichten lassen und nach Beendigung der Arbeiten den Antrag für einen Zuschuss bei der Verwaltung abgeben.
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Die Oststeinbeker CDU möchte, dass die Verwaltung wegen des Starkregenschutzes Kontakt mit der Stadt Hamburg aufnimmt und hat einen entsprechenden Antrag für den Umweltausschuss am 12. September gestellt. „Ein mögliches Ziel soll die Anlage von Gräben, Rigolen und Regenrückhaltebecken sowie die Nachbesserung bei bestehenden Rückhaltebecken auf Hamburger Gebiet sein“, heißt es in dem Schriftstück. Die Christdemokraten begründen ihre Initiative mit Neubauten nahe Havighorst und die damit einhergehende Flächenversiegelung. Bei Starkregen würden Wassermassen aus dieser Richtung in den Ortsteil gelangen.