Bad Oldesloe. Sieben Museen von Reinfeld bis Reinbek schließen sich für einzigartige Aktion zusammen und präsentieren Künstler der Region.

Sieben Museen aus dem Kreis Stormarn haben sich zu einem einzigartigen Pop-up-Projekt zusammengeschlossen. Vom 1. September bis zum 13. Oktober präsentieren sie nicht nur ihre eigenen Ausstellungen, sondern auch ausgewählte Werke von regionalen Künstlerinnen und Künstlern. Passend dazu hat das Tourismusmanagement Stormarn vier Radtouren entwickelt, die die einzelnen Standorte von Reinfeld bis nach Reinbek miteinander verbinden.

Die Initiative war von Marianne Lentz vom Stormarnschen Dorfmuseum in Hoisdorf ausgegangen. Die sieben beteiligten Häuser wollen die Kunst in Stormarn stärken. In den sechs Wochen von Anfang September bis Mitte Oktober öffnen die Museen zusätzlich zu ihren regulären Zeiten jeweils sonntags von 11 bis 17 Uhr ihre Türen.

Sieben Museen präsentieren besondere Künstler in Stormarn

Der Startschuss für die unterschiedlichen Ausstellungen erfolgt bereits am Sonnabend, 31. August, um 14.30 Uhr im Stormarnschen Dorfmuseum (Sprenger Weg 1) in Hoisdorf. Besucher können dort auch mit den beteiligten Kunstschaffenden sprechen. Der Eintritt ist frei.

Zwei Steinlöwen bewachen das Heimatmuseum Reinfeld.
Zwei Steinlöwen bewachen das Heimatmuseum Reinfeld. © Birgit Jaklitsch

Unterstützt wird das Projekt durch den Kulturknotenpunkt Südost, der beim Stabsbereich Kultur der Stormarner Kreisverwaltung angesiedelt ist, und den Stiftungen der Sparkasse Holstein. „Das Bild des Knotenpunkts steht dabei sinnbildlich für die Zusammenarbeit der unterschiedlichen Museen und für die Vernetzung untereinander“, sagt Kreispräsident Hans-Werner Harmuth (CDU). Er stellt zudem die Wichtigkeit des Ehrenamts in den Vordergrund: „Ohne ehrenamtliches Engagement ist so ein umfassendes Netzwerkprojekt nicht möglich.“

Tourismusmanagement Stormarn hat vier passende Radtouren entwickelt

Initiatorin Marianne Lentz ergänzt: „Unser Anliegen ist es, auch den kleinen Museen mehr Öffentlichkeit zu verschaffen und durch die angebotenen Radrouten womöglich neue Besuchergruppen anzusprechen.“ Die Organisatoren hoffen, auf diesem Wege die Menschen auch auf die übrigen reichhaltigen Schätze der Museen aufmerksam zu machen.

Die vier vom Tourismusmanagement ausgearbeiteten Museumsradrouten sind jeweils rund 30 Kilometer lang. Zusätzlich sind entlang der Strecke interessante Sehenswürdigkeiten sowie Hofläden und Cafés zu entdecken. Route eins führt vom Heimatmuseum Reinfeld zum Heimatmuseum Bad Oldesloe, Route zwei von Oldesloe zur Orts- und Volkskundlichen Sammlung Bargteheide. Route drei verbindet Bargteheide mit dem Schloss Ahrensburg und dem Stormarnschen Dorfmuseum in Hoisdorf. Route vier liegt zwischen der Glinder Kupfermühle und dem Schloss Reinbek.

1. Alice Freifrau von Maltzahn im Heimatmuseum Reinfeld: Die in Vergessenheit geratene Malerin ist einen außergewöhnlichen Lebensweg gegangen. Geboren im Jahr 1883 in Schlesien heiratete Alice Marie Ella Markgräfin von Coligny-Petitjean sehr jung den Baron von Maltzahn. Gegen alle Regeln wurde sie als eine von wenigen Frauen an der Hochschule für bildende Kunst in Weimar angenommen (1909 bis 1912). Während des Studiums lebte sie vorübergehend in Paris, wo sie die Erlaubnis bekam, große Meister im Louvre zu kopieren. Sie verbrachte dort auch Zeit in Bordellen und fertigte Milieuzeichnungen an.

Aufgrund ihres bewegten Lebens wurde sie auch „Femme Fatale“ genannt. 1939 zog sie in eins der schönsten Häuser von Reinfeld mit Blick auf den Herrenteich. Dort lebte sie bis zu ihrem Tod 1973. Ihr Grab liegt auf dem alten Friedhof an der Matthias-Claudius-Kirche. Das Heimatmuseum (Neuer Garten 9) zeigt eine Auswahl der Milieuzeichnungen.

2. Siegfried Moll im Heimatmuseum Bad Oldesloe: Der 1918 in Hamburg geborenen Siegfried Moll kam nach dem Zweiten Weltkrieg nach Bad Oldesloe. Er studierte Architektur und Raumplanung in Berlin, promovierte in Hannover mit einer Arbeit über das Bauernhaus in Ostholstein. Bekanntheit erreichte er auch als Gründungsmitglied und Vorsitzender des Schleswig-Holsteinischen Heimatbunds.

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Er bezeichnete sich selbst als „Suchender“ und fand in der Malerei eine weitere Passion. Die entscheidenden Impulse habe er durch eine Begegnung mit der Malerin Else Wex-Cleemann erhalten. Die Verbindung von künstlerischer und technisch-architektonischer Arbeit versuchte er mehr als 40 Jahre lang zu praktizieren. Siegfried Moll starb am 28. September 1995. Das Heimatmuseum (Königstraße 32) zeigt Werke aus dem Nachlass, zur Verfügung gestellt durch die Sparkassen-Kulturstiftung Stormarn.

3. Jörg Mohr in der Orts- und Volkskundlichen Sammlung Bargteheide: Über den in Bargteheide aufgewachsenen Maler Jörg Mohr gibt es nur wenig Informationen. Er absolvierte eine Tischlerlehre in Hamburg und zog Ende der 1960er-Jahre nach Wiesbaden. Dort starb er in den späten 1980ern. Seine Bilder wurden erst nach dem Tod des Vaters in dessen Haus am Struhbarg gefunden und dem Bargteheider Kunstkreis übergeben. Das Museum (Hamburger Straße 3 ) zeigt jetzt die farbschönen und manchmal etwas schwermütig anmutenden Werke.

4. Till Warwas im Schloss Ahrensburg: Die Kabinettausstellung im Schloss präsentiert den norddeutschen Realisten Till Warwas. Seine Landschaftsbilder entstehen in der freien Natur und erfordern eine zügige Malweise mit raschem Farbauftrag. Die Stillleben hingegen entstehen im Atelier, wobei er Aufbau und Bildmotive sorgfältig komponiert. Eine wichtige Rolle spielt die Darstellung von Oberflächenbeschaffenheiten und Lichtreflexionen.

Pleinair-Maler Till Warwas (l.) am Strand von Teufelsbrück in Hamburg.
Pleinair-Maler Till Warwas (l.) am Strand von Teufelsbrück in Hamburg. © FUNKE Foto Services | Roland Magunia

Till Warwas wurde 1962 in Bremen geboren, wo er auch heute lebt. Von 1984 bis 1990 studierte er freie Malerei an der Hochschule der Künste in Berlin. Warwas gehört zum festen Kern der Künstlergruppe Norddeutsche Realisten. Mit ihnen nahm er an zahlreichen Symposien teil, unter anderem in Frankreich, England, Italien, Polen und Dänemark. Das Schloss (Lübecker Straße 1) zeigt die Schau „Vorstellung und Wirklichkeit) im zweiten Obergeschoss.

5. Gemeinschaftsausstellung „Heimat – was ist das“ im Stormarnschen Dorfmuseum in Hoisdorf: Künstler wie Hermann Mende, Megi Balzer, Sabine Burmester, Christel Keller, Alina Kolodii, Anne Saalfeld, Lucia Schoop, Werner Thiele, Janis Walzel und die Sieker Kotten-Sketcher-Stormarn versuchen eine Annäherung an den Heimatbegriff. Auch die Werke des Bildhauers Richard Kuöhl werden einbezogen sowie eine Installation im Außenbereich von Heidrun und Hans Kuretzky.

Mit dem Vergleich von früher und heute soll erkundet werden, wie sich der Begriff gewandelt hat. Auch die politische Variante, die in manchen Ländern durch Unterdrückung und Gewalt geprägt ist, soll sichtbar werden. Nicht zuletzt bietet die Ausstellung im Dorfmuseum (Sprenger Weg 1) auch ein Forum, auf dem der Missbrauch des Begriffs in der heutigen politischen Landschaft diskutiert werden kann.

6. Friderike Bielfeld in der Glinder Kupfermühle: Die 1962 in Neustadt/Holstein geborene Friderike Bielfeld hat in Hannover, Marseille und Paris studiert. Die freie Künstlerin und Grafikerin lebte 16 Jahre in Frankreich, zog dann nach Hamburg und 2010 nach Bad Oldesloe.

Die Glinder Kupfermühle liegt am Wasser..
Die Glinder Kupfermühle liegt am Wasser.. © BGZ | Ann-Kathrin Schweers

Im Glinder Museum (Kupfermühlenweg 7) illustriert Friderike Bielfeld passend zum Ort das Thema „Wasser“. Ihre Aquarelle beziehen sich dabei aber mehr auf das Fließen und die Bewegung des Wassers als auf Ansichten vom Meer und Horizonten. Die Eindrücke hat sie unter anderem auf Reisen durch Costa Rica, Madagaskar, Afrika und Kanada gesammelt.

7. Katharina Ismer im Schloss Reinbek: Katharina Ismer wurde 1973 in Diepholz (Südniedersachsen) geboren und lebt heute ganz in der Nähe in Wagenfeld. Sie studierte an der Universität der Künste Berlin, der École des Beaux-Arts in Paris und an der Glasgow School of Art, machte 2004 ihren Meisterschüler. Ihre Arbeiten sind in berühmten öffentlichen und privaten Sammlungen im In- und Ausland (zum Beispiel Sammlung Würth, Schwäbisch Hall) vertreten. „Meine Malerei ist geprägt von der Sehnsucht nach dem unvergesslichen Augenblick“, sagt sie.

Im Schloss Reinbek (Schlossstraße 5) präsentiert die Stiftung Sammlung Rolf Italiaander zusätzlich vom 22. September bis zum 3. November unter dem Titel „Ferne Erden“ traditionelle Keramik aus Südamerika, Afrika und Asien.

Alle Museen und Radtouren im Internet: www.kultur-stormarn.de/projekte/stormarns-museen-zeigen-kunst/