Reinbek. Früher Feierabend statt Überstunden, Viertagewoche statt Wochenend- und Schichtarbeit? Das sagen Arbeitgeber – und die Gen Z selbst.

Es ist über 2000 Jahre her, dass der griechische Philosoph Sokrates schrieb: „Die Jugend von heute liebt den Luxus, hat schlechte Manieren und verachtet die Autorität. Sie widersprechen ihren Eltern, legen die Beine übereinander und tyrannisieren ihre Lehrer.“ Das Phänomen, dass ältere Menschen die Jugend kritisch beäugen, ist fast so alt wie die Menschheit selbst.

Jene jungen Leute, die am 1. August zum Ausbildungsstart ihre Berufsausbildung angefangen haben, entstammen zu einem Großteil der sogenannten Generation Z. Das sind jene Menschen, die ungefähr zwischen 1995 und 2010 zur Welt gekommen sind. Und auch die hat mit Vorurteilen zu kämpfen. Einer davon lautet: Die Gen Z hat keine Lust mehr zu arbeiten, ist faul, unmotiviert und hat überhöhte Ansprüche. Früher Feierabend statt Überstunden, Viertagewoche statt Wochenend- und Schichtarbeit.

Hat die Generation Z wirklich keinen Bock mehr auf Arbeit?

Doch was ist dran an diesen Ressentiments? Was sagen Arbeitgeber – und was sagen die jungen Leute selbst? Wie viele andere Unternehmen in Stormarn hat auch die Buhck Gruppe am 1. August in Reinbek ihre neuen Auszubildenden begrüßt. 23 junge Menschen zwischen 16 und 30 Jahre werden bei dem in Bergedorf gegründeten Unternehmen ab sofort verschiedene kaufmännische und gewerbliche Berufe lernen. Die Buhck Gruppe ist in den Bereichen Abfallsammlung und -entsorgung, Rohr- und Kanalservice und Beratungsdienstleistungen aktiv. Die 35 Unternehmen verteilen sich auf 21 Standorte in Hamburg, Schleswig-Holstein und Niedersachsen.

Henner Buhck, der die Unternehmensgruppe mit seinem Bruder Thomas Buhck in vierter Generation führt, hat schon einige Ausbildungsjahrgänge kommen und gehen sehen. Er stellt in Sachen Arbeitsmoral der Gen Z durchaus einen Unterschied zu vorangegangen Generationen fest. „Das Anspruchsdenken ist ein anderes, zum Beispiel, wenn es um das Thema Urlaub geht“, sagt er. Auch Ansagen in Sachen Pünktlichkeit seien hin und wieder nötig. „Der Lkw fährt nun einmal um 6 Uhr ab“, so Buhck. Einigen falle dann auf, dass sie sich das Ganze anders vorgestellt haben, und sie brechen ihre Ausbildung ab. Die Quote liege etwa bei zehn Prozent.

Henner Buhck zeigt sich vom aktuellen Ausbildungsjahrgang angetan

Dass die jungen Leute heutzutage aber grundsätzlich keine Lust mehr auf Arbeiten haben, könne er nicht bestätigen. „Wir hatten in den vergangenen Jahren viele sehr gute Azubis, die richtig Bock hatten, etwas zu machen“, sagt er. Auch von dem neuen Ausbildungsjahrgang zeigt er sich angetan. „Einige müssen noch ihre Rolle finden, aber insgesamt sind die Auszubildenden überdurchschnittlich interessiert“, so Buhck. Dass einige junge Leute, die direkt aus der Schule kommen, sich noch daran gewöhnen müssen, selbst Verantwortung zu tragen, sei nichts Neues und kein Phänomen der Gen Z. Buhck: „Die brauchen dann nach zwei, drei Monaten eine Ansage, und dann läuft das auch.“

Buhck Azubis
Henner Buhck (8. v. r.) begrüßte zum Ausbildungsstart 23 neue Auszubildende.  © Buhck Gruppe | Buhck Gruppe

Einer der neuen Auszubildenden ist Karim Dhrifi. Der 22-Jährige hat noch vor seinem Ausbildungsstart Einsatz bewiesen und gezeigt, dass er flexibel ist. „Ich bin gestern aus Gelsenkirchen für die Ausbildung hergezogen“, sagt er. Zuvor hat er als Quereinsteiger bei der Firma Canal-Control, die zur Buhck-Gruppe gehört, gearbeitet und Kanäle inspiziert, ist durch seinen Onkel dazu gekommen. Nun wird der Fachabiturient eine Ausbildung zum Industriekaufmann absolvieren und künftig in Trittau wohnen. „Ich habe auf jeden Fall Bock zu arbeiten und würde sagen, dass ich sehr fleißig bin“, sagt der 22-Jährige. „Ich kenne aber auch viele in meiner Generation, die anders drauf sind und gern zu Hause abhängen.“

Josefine Kahnau beginnt eine Ausbildung zur Kauffrau für Büromanagement

Das beobachtet auch Josefine Kahnau. Die 18 Jahre alte Reinbekerin hat in diesem Jahr ihr Abitur an der Sachsenwaldschule absolviert und beginnt bei der Buhck Gruppe jetzt eine Ausbildung zur Kauffrau für Büromanagement. „Viele meiner Mitschüler machen nach dem Abi erst einmal etwas anderes, fahren in den Urlaub und wollen nicht sofort arbeiten.“ Das geht ihr anders. Sie freut sich auf den Start ins Berufsleben. „Ich habe große Lust, dadurch selbstständiger zu werden“, sagt sie. Nach so vielen Jahren Schule sei es ihr wichtig gewesen, Praxiserfahrung zu sammeln. „Deshalb habe ich mich für eine Ausbildung vor dem Studium entschieden“, so Josefine Kahnau.

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Übrigens: Dem Vorurteil, die Gen Z habe eine schlechte Arbeitsmoral, steht oft das Argument entgegen, die jungen Leute haben schlicht keine Lust, sich zu schlechten Arbeitsbedingungen ausbeuten zu lassen und seien für ein faires Gehalt und eine Work-Life-Balance durchaus bereit, hart zu arbeiten. Ein Unterschied zu vorangegangenen Generationen scheint auch der Umstand zu sein, dass junge Leute sich heutzutage eher ein Anspruchsdenken leisten können, weil der vom Fachkräftemangel gebeutelte Arbeitsmarkt sie schlicht braucht.

Gen Z zu faul zum Arbeiten? Wahrheit liegt wohl irgendwo in der Mitte

Nicolas Drößler, Leiter der Unternehmenskommunikation bei der Buhck Gruppe, fällt beim Umgang mit der Gen Z durchaus einiges auf. „Es kommt häufiger vor, dass junge Menschen Stellen zusagen, dann aber nicht erscheinen. Dieses Hin und Her ist neu. Früher haben sich die Bewerber außerdem vorher intensiv mit dem Unternehmen beschäftigt. Heute schwankt das Interesse daran.“ Noch sind in der Buhck Gruppe Ausbildungsplätze frei, zum Beispiel in Trittau, wo unter anderem Umwelttechnologen für Kreislauf- und Abfallwirtschaft ausgebildet werden.

In seiner Abteilung, dem Marketingbereich, stellt Drößler zum Beispiel fest, dass junge Leute die Arbeit unterschätzen – zum Beispiel im Bereich Social Media. Es komme vor, dass die Berufsanfänger denken, ihre Erfahrung mit den sozialen Medien reiche aus, dass aber das strategische Denken fehle. „Da ist teilweise eine krasse Selbstüberschätzung“, sagt Drößler. Das heiße aber nicht, dass alle Mitglieder der Gen Z grundsätzlich eine schlechte Arbeitsmoral haben. Die Wahrheit liegt wohl, wie so oft, irgendwo dazwischen. Drößler: „Es gibt auch heutzutage Azubis, die maximal motiviert sind – und andere, die es nicht sind.“