Bad Oldesloe. Das Land Schleswig-Holstein will die Förderrichtlinien ändern. Nun äußert sich auch der Deutsche Gewerkschaftsbund.
Mit massiver Kritik reagiert der Kreisverband Stormarn des Deutschen Gewerkschaftsbundes DGB auf die Pläne des schleswig-holsteinischen Wirtschaftsministeriums, die Beratungsstellen Frau und Beruf, so auch die in Bad Oldesloe, im Land zu reduzieren beziehungsweise zu schließen.
„In einer Zeit des Fachkräftemangels die Hilfen zum beruflichen Einstieg oder Wiedereinstieg von Frauen zu streichen ist kontraproduktiv. Ein Wirtschaftsminister sollte eigentlich wissen, dass viele Frauen eine ungenutzte Reserve für den Arbeitsmarkt darstellen“, sagt Joachim Sauer, Kreisvorsitzender des DGB. Gerade im wirtschaftsstarken Kreis Stormarn müsse alles getan werden, um Fachkräfte zu finden.
Beratungsstelle Frau und Beruf in Stormarn vor dem Aus: Scharfe Kritik am Land
Darüber hinaus sei es für viele betroffene Frauen eine große Hilfe, die Unterstützung der Beraterinnen zu bekommen, um den beruflichen Einstieg beziehungsweise Wiedereinsteig zu schaffen. Dabei sei es wichtig, so Sauer, dass die Beratungsstelle vor Ort unkompliziert erreichbar ist. Für diese Beratungsstellen große Regionen zu bilden mache es vielen Frauen unmöglich, die Beratungsstelle zu nutzen.
Da die Beratungsstelle in Bad Oldesloe angesiedelt sei und auch mobile Beratungsangebote mache, werde sie von vielen Frauen aufgesucht und erfülle immer die vom Ministerium geforderten Beratungszahlen. Zudem sei es hilfreich, so der Kreisvorstand des DGB, dass die Beratungsstelle vor Ort im Kreis Stormarn in ein Netzwerk eingebunden ist und den Kontakt zur heimischen Wirtschaft hat.
Der Deutsche Gewerkschaftsbund fordert, die Beratungsstellen zu erhalten
Nicht nachvollziehen kann Joachim Sauer die Kürzungspläne von Minister Claus Ruhe Madsen auch deshalb, weil die Finanzierung der Beratungsstellen überwiegend aus Mitteln des Europäischen Sozialfonds erfolgt, nur ein Teil sind Landesmittel. Der DGB fordert deshalb, die Beratungsstellen in gleicher Anzahl und Qualität unbedingt zu erhalten.
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Seit 26 Jahren gibt es die Beratungsstelle Frau & Beruf Stormarn. Nach Bekanntwerden der Pläne hatte bereits Marion Gurlit, Vorsitzende des Fördervereins für Arbeit und Bildung Stormarn (FABS), der die Beratungsstelle trägt, öffentlich Alarm geschlagen. In Schleswig-Holstein gibt es, aufgeteilt in sieben Beratungsregionen mit sieben verschiedenen Trägern, seit 35 Jahren das Angebot Frau und Beruf.
Anzahl der Beratungsregionen soll von sieben auf vier reduziert werden
Frauen werden beim beruflichen Wiedereinstieg, bei Aus- oder Weiterbildung und mehr unterstützt. Finanziert werden die Beratungsstellen durch Mittel aus dem Europäischen Sozialfonds und des Landes Schleswig-Holstein. Die Förderperioden sind zeitlich befristet, die aktuelle läuft Ende 2024 aus. Ende Juni war den Trägern mitgeteilt worden, dass die Anzahl der Beratungsregionen ab 1. Januar 2025 von sieben auf vier reduziert werden soll.
Das bedeutet laut Marion Gurlit vor allem für die kleinen Träger wie Stormarn, aber auch Pinneberg und Segeberg, dass sie sich nur noch bewerben können, wenn sie sich als Träger für eine große Region bewerben können. „Die Reduzierung der Beratungsregionen von sieben auf vier führt unweigerlich zum Verlust der regionalen und kreisbezogenen Trägerschaften. Der Bezug zum lokalen Arbeitsmarkt geht verloren“, so Gurlit zuletzt im Gespräch mit unserer Redaktion. Die Änderung habe zur Folge, dass Stormarn einer größeren Beratungsregion und einem anderen Träger zugeschlagen wird. Zudem sei fraglich, ob die jetzigen Beraterinnen von einem neuen Träger übernommen werden.