Ahrensburg/Lübeck. Ahrensburger muss sich wegen Steuerhinterziehung, Hehlerei, Betrug und mehr verantworten. Am Dienstag sagten weitere Zeugen aus.

Wie konnte Fatic B. (Name geändert) über Jahre hinweg ein Gerüst aus Lügen aufbauen, ohne dass der Betrug aufflog? Um diese Frage zu klären, wurden am Dienstag im Prozess gegen einen ehemaligen Autohaus-Chef aus Ahrensburg vor dem Amtsgericht Lübeck weitere Zeugen gehört.

Wie berichtet, legt die Staatsanwaltschaft B. diverse Taten zur Last, die er zwischen November 2014 und Oktober 2020 im Zusammenhang mit der Führung des Autohauses in Ahrensburg begangen haben soll, darunter Steuerhinterziehung, Hehlerei, Betrug, Urkundenfälschung und Unterschlagung.

Prozess gegen Autohaus-Chef aus Ahrensburg: Lügenkonstrukt kommt Stück für Stück raus

Die Anklageschrift umfasst insgesamt 43 Punkte. Derzeit sitzt der Ahrensburger in Untersuchungshaft. Zu den Vorwürfen schweigt er. Unter anderem soll der 42-Jährige in mehreren Fällen mit Fahrzeugen gehandelt haben, die andere zuvor gestohlen hatten, und darüber hinaus zur Finanzierung mehrerer Autos Kredite aufgenommen haben, ohne die gewährten Darlehen anschließend zu begleichen.

Dazu nutzte er laut Staatsanwaltschaft gefälschte Identitäten und Papiere. Teilweise überredete er auch Bekannte, die Finanzierungsverträge auf ihren Namen abzuschließen. Die Autos, alles hochwertige Modelle der Hersteller BMW, Mercedes und Audi, habe der Angeklagte auf sich zugelassen und selbst genutzt. Außerdem soll der Ahrensburger über Jahre hinweg Geschäftsunterlagen und Bilanzen manipuliert haben. Laut Anklage entstand ein finanzieller Gesamtschaden von mindestens 353.000 Euro.

Prozess gegen Autohaus-Chef aus Ahrensburg: Polizeibeamte sagten aus

Verschiedene Personen sollen als Strohmänner und -frauen auf dem Papier als Geschäftsführer die Geschicke des Autohauses gelenkt haben, darunter B.s im Kosovo lebender Bruder, während die Verantwortung in Wahrheit die gesamte Zeit über bei dem 42-Jährigen lag, der alleiniger Gesellschafter war.

Gehört wurde am Dienstag eine Lübecker Polizistin, die den Angeklagten in ihrer Funktion als Vermögensabschöpferin überprüfte. Im Oktober 2018 habe sie zum Beispiel die Bankdaten, Einwohnermeldedaten und mehr von Fatic B. abgefragt und geprüft. „Bei zwei Banken gab es rückständige Darlehen“, so die Zeugin. Es ging um die Anzahlung für hochwertige Fahrzeuge. In beiden Fällen seien drei bis vier Raten bezahlt worden und die Zahlungen dann eingestellt worden.

Prozess gegen Autohaus-Chef aus Ahrensburg: Zeugen berichten von ungewöhnlichen Kontobewegungen

Die Autos seien laut den Papieren von Personen gekauft worden, von denen sie sich nicht sicher sei, ob es diese überhaupt gab. Die Papiere rund um die Autokäufe seien gefälscht gewesen. Eine weitere Auffälligkeit habe sie bei der Überprüfung diverser Konten festgestellt. „Es waren mehrere Gutschriften von Versicherungen dabei“, so die Polizistin. „Das fand ich seltsam, dass jemand für einen Schaden mehrfach entschädigt wird.“

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Von auffälligen Kontobewegungen berichtete auch ein weiterer Kriminalbeamter im Ruhestand, der ebenfalls als Zeuge vernommen wurde. Die erste Begegnung mit dem Angeklagten habe er 2019 gehabt. Damals war ein Vermögensarrest in Höhe von 89.000 Euro angeordnet worden, der Beamte war in die Vollziehung involviert und bei einer Durchsuchung des Autohauses nach potenziellen Vermögenswerten dabei.

„Wir haben den Angeklagten angetroffen, er wollte mit all dem nichts zu tun haben“, so der Zeuge. Ein Porsche und ein Mercedes seien gepfändet worden. Beide Autos seien auf Anordnung der Staatsanwaltschaft Lübeck versteigert worden, beide seien über Umwege wieder in die Hände des Angeklagten gelangt. Bei der Überprüfung dreier Konten, die mit einem falschen Ausweis eröffnet worden seien, habe der Polizist verschiedene Auffälligkeiten bemerkt, darunter zum Beispiel gehäufte Zahlungseingänge von Versicherungen aus mutmaßlichen Unfällen. Der Prozess wird am Dienstag, 30. Juli, fortgesetzt.