Bad Oldesloe. Kreis Stormarn verzeichnet deutlich weniger Anmeldungen als noch im Vorjahr. Worauf Fachleute den massiven Rückgang zurückführen.
Die im Vorjahr äußerst verheißungsvoll gestartete Ausbildungsoffensive des Kreises Stormarn für mehr Kita-Personal ist in diesem Jahr auf deutlich weniger Resonanz getroffen. Haben im August 2023 noch 110 angehende Erzieher und sozialpädagogische Assistenten (SPA) ihre dreijährige praxisintegrierte Ausbildung (PiA) in den Berufsschulen Bad Oldesloe und Ahrensburg aufgenommen, so werden es nunmehr nur noch 71 sein. „Die Nachfrage ist deutlich rückläufig, das hatte sich schon beim zweiten Matching Day zwischen Bewerbern und Kita-Trägern angedeutet“, sagt Carsten Reichentrog, Leiter des Fachbereichs Jugend und Schule der Kreisverwaltung. Hauptgrund sei aus seiner Sicht die anhaltend unsichere Finanzierungslage der Kindertageseinrichtungen.
Seit Monaten steht die Betreuung von Kindern in Kitas in der Kritik. Das System leidet in weiten Teilen unter einer mangelnden Verlässlichkeit, bedingt durch einen gravierenden Personalmangel. Betreuungszeiten werden zum Teil massiv gekürzt und ganze Gruppen sogar temporär geschlossen.
Erzieher-Ausbildung in Stormarn: Bewerberzahlen sind eingebrochen
Deshalb hatte der Kreistag Stormarn beschlossen, selbst in die praxisintegrierte Ausbildung von Erziehern und sozialpädagogischen Assistenten zu investieren. Anders als in der rein schulischen Ausbildung, erhalten PiA-Azubis eine monatliche Vergütung von 1200 Euro. Da das Land nur einen Teil davon finanziert, stellte der Kreis freiwillig mehr als 1,7 Millionen Euro für das Pilotprojekt bereit, um so zudem 60 zusätzliche PiA-Plätze zu ermöglichen.
Nach dem Einbruch der Bewerberzahlen wird nun jedoch deutlich weniger Geld benötigt als ursprünglich veranschlagt. „Im Rahmen der Landesrichtlinie zur Fachkräftegewinnung in der frühkindlichen Bildung und Betreuung werden in Stormarn auch im neuen Ausbildungsjahr 28 PiA-Erzieher und 66 PiA-SPAs finanziert“, so Reichentrog.
Erzieher-Ausbildung in Stormarn: Im Januar lagen sogar nur 58 Bewerbungen vor
Nachdem Anfang des Jahres sogar nur 58 Bewerbungen vorlagen, sind beim Sozialministerium in Kiel aus Stormarn nun Förderanträge für 37 Erzieher und 34 sozialpädagogische Assistenten eingereicht worden. Die meisten Anträge (4+8) gingen aus der Stadt Ahrensburg ein, gefolgt von Reinbek (4+6), Bad Oldesloe (7+0) und dem Amt Trittau (4+2).
Die ergänzende Kreisförderung ist unterdessen an die Förderung des Landes geknüpft. Für 60 PiA-Erzieher würde sie im ersten und zweiten Ausbildungsjahr bis zu 600 Euro pro Monat und Platz betragen. Für die PiA-SPAs greift die (nachrangige) Kreisförderung erst, wenn das Kontingent des Landes ausgeschöpft ist.
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Angesichts der aktuellen Anmeldezahlen muss der Kreis für die praxisintegrierte Ausbildung sozialpädagogischer Assistenten in den kommenden beiden Jahren gar nichts zuschießen, da das Landeskontingent eben nicht ausgeschöpft wird. Werden alle 37 beantragten Erzieherplätze aus Kiel gefördert, würde sich der Kreisanteil für das nächste Ausbildungsjahr auf rund 124.400 Euro belaufen und beim regelhaften Kontingent von 28 Plätzen auf 169.600 Euro. Im Folgejahr liegt der Kreiseinsatz dann bei knapp 311.000 Euro.
„Dass der Kreis bereits eingestellte Haushaltsmittel nicht ausgeben muss, ist im konkreten Fall eher von Nachteil. Um die gravierende Personalnot in den Kindertagesstätten nachhaltig zu bekämpfen, wäre es besser gewesen, das Fördergeld wäre abgerufen worden“, sagt Thomas Bellizzi (FDP), der dem Jugendhilfeausschuss des Kreistags vorsteht. Die Unsicherheit bei Kita-Betreibern und Auszubildenden sei auch deshalb gewachsen, weil nach wie vor Unklarheit darüber herrsche, welche Personalausstattung vom Land künftig überhaupt gefordert werde.