Ahrensburg. Kälte, Feuchtigkeit, Schimmel: Zustände seien untragbar, klagt Kirchengemeindeverband. Wie es für betroffene Kinder nun weitergeht.
Die Krippe der Evangelischen Kita Schulstraße in Ahrensburg wird zum 1. August geschlossen. Grund sind gravierende bauliche Mängel. Bei einem Weiterbetrieb bestehe ein Risiko für die Gesundheit von Krippenkindern und Mitarbeitern, heißt es im einem Schreiben des Trägers, des Kirchengemeindeverbandes (KGV) der Kindertageseinrichtungen im Ev.-Luth. Kirchenkreis Hamburg-Ost, an die Ahrensburger Stadtverwaltung, das der Redaktion vorliegt.
Die zwei Krippengruppen sind seit September 2019 in einem Containerkomplex im Pfarrgarten hinter dem Gemeindehaus der Schlosskirche untergebracht, einige Gehminuten vom Hauptstandort der Kita an der Schulstraße entfernt. Die Containermodule gehören der Stadt Ahrensburg und waren zuvor von der Grundschule Am Reesenbüttel während der Sanierung und Erweiterung ihres Gebäudes genutzt worden.
Krippe in Ahrensburg wird wegen Gesundheitsrisikos zum 1. August geschlossen
Anschließend hatte die Stadt sie dem KGV überlassen, damit dieser dringend benötigte Krippenplätze schaffen konnte. Zwei Gruppen mit bis zu 20 Kindern zwischen einem und drei Jahren finden dort Platz. Aktuell werden laut KGV aufgrund Personalmangels nur 13 Jungen und Mädchen in dem Containerkomplex betreut.
Schon seit einiger Zeit sind laut dem Träger Mängel aufgetreten, welche einen Weiterbetrieb der Krippe unmöglich machen. „Vor allem in der Winterzeit stellen wir fest, dass es Undichtigkeiten gibt“, heißt es in dem Schreiben an die Stadtverwaltung. Bei starkem Regen trete Wasser ein. Nach Angaben aus dem Rathaus haben die Feuchtigkeitsschäden auch zu einer Schimmelbildung geführt.
Zustände sind laut Träger für die Krippenkinder nicht weiter tragbar
Weiterhin moniert der KGV, dass durch die schlecht isolierten Containermodule bei niedrigen Außentemperaturen Kälte durch den Boden ins Innere eindringe, sodass der Boden stark auskühle. „Für die Krippenkinder, die sich primär auf dem Boden aufhalten, ist die Situation nicht weiter tragbar“, so der Kita-Träger.
Nach Angaben des KGV sieht auch die für die Kitas zuständige Heimaufsicht des Kreises Stormarn ein Risiko bei einer weiteren Betreuung an dem Standort. Deshalb beabsichtige man eine Schließung der Einrichtung mit dem Ende des laufenden Kita-Jahres, das noch bis zum 31. Juli dauert. Die Stormarner Kreisverwaltung, zu der die Heimaufsicht gehört, beantwortete eine Anfrage unserer Redaktion zu den festgestellten Mängeln bislang nicht.
Ortstermine und Gespräche mit Stadtverwaltung brachten keine Lösung
In den vergangenen Monaten gab es mehrere Ortstermine und Gespräche zwischen der Kita-Leitung, dem KGV und der Ahrensburger Stadtverwaltung. „Der Fachdienst Zentrale Gebäudewirtschaft versuchte durch diverse Maßnahmen, die Mängel zu beseitigen“, heißt es aus dem Rathaus.
Die Container böten jedoch nur begrenzt Möglichkeiten, baulich so einzugreifen, dass auch eine Kleinkindbetreuung sinnvoll stattfinden könne. „Insofern käme es auch zukünftig absehbar wieder zu Mängelsituationen, insbesondere in der kalten Jahreszeit“, so das Fazit der Verwaltung. Eine weitere Nutzung der Module als Kita sei deshalb ausgeschlossen worden.
Betroffene Kinder sollen in den Elementarbereich oder andere Einrichtungen wechseln
Die Eltern wurden nach Rathausangaben bereits schriftlich informiert. Die gute Nachricht für sie: Laut KGV können alle Kinder ab dem 1. August in anderen Einrichtungen betreut werden. „Jeweils vier Kinder wechseln in den Elementarbereich der Kita Schulstraße und der Kita Wulfsdorfer Weg und eines in die Kita Gartenholz“, sagt Sina Rettig, Regionalleiterin beim KGV für die Kitas in Stormarn, auf Anfrage unserer Redaktion. Die Kita Wulfsdorfer Weg wird ebenfalls vom KGV betrieben.
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Die übrigen vier Jungen und Mädchen, die noch nicht alt genug für den Wechsel in den Elementarbereich sind, werden ihr zufolge künftig in der Krippe der Kita Wulfsdorfer Weg betreut. Dazu sollen dort die Betreuungskapazitäten ausgebaut werden.
Krippenplätze in der Kita Wulfsdorfer Weg werden aufgestockt
„Dass die Krippenkinder der Schulstraße nun am Wulfsdorfer Weg weiter bereut werden können, ist möglich, weil das Personal ebenso dorthin wechselt“, so Rettig. „Dadurch können wir die Belegung dort aufstocken und die verbleibenden Krippenkinder adäquat weiter betreuen.“
Aktuell verfügt die dortige Kita über 20 Krippenplätze in drei Gruppen. Zum 1. August soll die Zahl zunächst auf 25 steigen. Zum 1. Januar 2025 ist laut KGV eine weitere Aufstockung auf 30 Betreuungsplätze geplant. Somit werde die Zahl der Plätze, die durch die Schließung der Container-Krippe wegfallen, zum Großteil ausgeglichen. „Es gehen am Ende nur fünf Krippenplätze verloren“, so Rettig.
In Reinbek steckt die Kita Kunterbunt in einer ähnlichen Situation
Ob es eine andere Verwendung für die Container nach dem Auszug der Kita gibt, wird nach Angaben aus dem Rathaus zurzeit verwaltungsintern geprüft. Vergleichbare Anlagen haben Kita-Trägern und Kommunen zuletzt vielerorts Probleme bereitet. Um dem dringenden Bedarf an Kita-Plätzen gerecht zu werden, waren in zahlreichen Kommunen aus Kostengründen und als schnelle Lösung Container angeschafft worden, die sich nun als auf die Dauer nicht für die Kinderbetreuung geeignet herausstellen.
In Reinbek etwa ist die Situation ähnlich wie in Ahrensburg. Dort bittet die Stadtverwaltung derzeit die Bürger um Unterstützung bei der Suche nach neuen Räumen für die Kindergruppe Kunterbunt. Die 30 Kinder waren seit August 2023 ebenfalls in Containern untergebracht.
Trotz Bemühungen haben Reinbeks Politiker bislang keine Lösung gefunden
Kita-Leiterin Jeannette Scharwächter klagte seitdem in den Reinbeker Ausschüssen immer wieder über unhaltbare Zustände. Scharwächter berichtete, dass die Räume extrem fußkalt und die hygienischen Bedingungen inakzeptabel seien, weil in den Containern keine Wasseranschlüsse installiert werden können. Trotz Bemühungen seitens der Politik konnte bislang keine schnelle Lösung für die Kita Kunterbunt gefunden werden.