Ahrensburg. Bezirksamt Wandsbek plant konkret keine Umsetzung. In der Schlossstadt binden Großprojekte wie S4 und Fernwärme die Kapazitäten.

Der seit rund zehn Jahren geplante Radschnellweg zwischen Ahrensburg und Hamburg-Volksdorf liegt bis auf Weiteres auf Eis. Denn die Metropolregion Hamburg (MRH) hat das von ihr initiierte Projekt Radschnellnetz für sich abgeschlossen. MRH-Sprecherin Marion Köhler sagt: „Für die Umsetzung sind nun die Kommunen, Kreise und Länder am Zug.“ Dort hat die rund zehn Kilometer lange Strecke vom Ahrensburger Gewerbegebiet Nord bis zum U-Bahnhof Volksdorf für einen zweistelligen Millionenbetrag allerdings keine Priorität. Somit dürften noch etliche Jahre vergehen, bis die Route durchgängig befahrbar sein kann – wenn sie denn überhaupt komplett realisiert wird.

Nach dem Abschluss der Machbarkeitsstudie durch die Metropolregion ist das Bezirksamt Hamburg-Wandsbek zurückhaltend. „Konkrete Maßnahmen zur Umsetzung der Radroute sind nicht im Arbeitsprogramm des Fachamtes Management des Öffentlichen Raums des Bezirksamtes enthalten“, sagt eine Behördensprecherin. Ein genauer Übergabepunkt an der Landesgrenze zu Schleswig-Holstein und damit zu Ahrensburg sei noch nicht festgelegt worden. Mehrere Varianten seien in der Abstimmung. Einen Terminplan für weitere Gespräche gebe es allerdings nicht.

Radschnellweg von Ahrensburg nach Volksdorf: S4 hat Vorrang

Ähnlich ist die Lage in der Ahrensburger Verwaltung. Aufgrund der unklaren Ausgangssituation bezüglich des Übergabepunktes sei die Benennung eines konkretes Zieldatums derzeit nicht möglich. „Voraussichtlich werden die Arbeiten erst zusammen mit oder nach der Baumaßnahme S4 fertiggestellt werden können“, sagt Rathaussprecherin Petra Rogge. Laut Deutscher Bahn wird Ahrensburg von Anfang 2027 bis Ende 2029 zur Großbaustelle. Unter anderem müssen mehrere Brücken und der S-Bahnhof Ahrensburg West sowie viele Kilometer zusätzliche Gleise und Lärmschutzwände neu errichtet werden.

Vorher/nachher: Auf mehreren Straßen in Ahrensburg sollen Radfahrer Priorität haben.
Vorher/nachher: Auf mehreren Straßen in Ahrensburg sollen Radfahrer Priorität haben. © Metropolregion Hamburg | Metropolregion Hamburg

„Die Bauzeitfenster und -kapazitäten sind tatsächlich auch in hohem Maße von der S4 und dem Bau des Wärmenetzes abhängig“, sagt Petra Rogge. Denn auch für neue Fernwärmeleitungen müssen Straßen wie jetzt der Reeshoop am Badlantic aufgerissen und gesperrt werden. Hinzu kommen weitere zeitintensive Großprojekte wie der Neubau des Schulzentrums Am Heimgarten für deutlich mehr als 100 Millionen Euro.

Übergabepunkt zwischen Hamburg und Ahrensburg ist unklar

Die Gespräche mit dem Bezirksdamt Wandsbek führen Bauamtsleiter Peter Kania und Mobilitätsmanager Steffen Pollmann. Das Eregbnis hat entsprechend Einfluss auf den Trassenverlauf in Ahrensburg. Bislang führte die von der Metropolregion ausgesuchte Vorzugstrasse vom Ahrensburger Weg in Hamburg zum Bornkampsweg im Stadtteil Wulfsdorf. Eine mögliche Variante könnte laut Studie aber auch direkt an der U-Bahnstrecke entlangführen.

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Unter dem Strich dürfte der Radschnellweg, der in der Metropolregion Hamburg inzwischen unter dem einheitlichen Namen „Radroute Plus“ firmiert, frühestens im nächsten Jahrzehnt fertig sein. „Voraussichtlich können einzelne Trassenteile, die sich nicht in angrenzenden Bereichen der möglichen Übergabepunkte nach Hamburg befinden, zeitlich unabhängig von der dortigen Planung bereits abschnittsweise umgesetzt werden“, so die Rathaussprecherin.

Täglich sollen mehr als 2000 Radler den gut ausgebauten Radschnellweg nutzen

Die Wege sollen eine Breite von drei Metern (einspurig) oder vier Metern (zweispurig) haben, durchgängig asphaltiert und beleuchtet sowie sicher zu nutzen sein – auch im Winter. Das Potenzial sollte bei mindestens 2000 Radfahrenden pro Werktag im Querschnitt liegen, die nach Mögkichkeit durchgängig Vorfahrt haben, um wenig Zeit zu verlieren. In Hamburg-Volksdorf ist ein Anschluss an die 19,6 Kilometer lange Veloroute 6 vorgesehen, die zur Hamburger Innenstadt führt.

Die Ahrensburger Kommunalpolitiker hatten sich zuletzt vor drei Jahren mit dem Thema beschäftigt, als die Machbarkeitsstudie vorgestellt wurde. Damals wurden die Gesamtkosten für den 6200 Meter langen Ahrensburger Teil grob auf 11,4 Millionen Euro geschätzt. Der Allgemeine Deutsche Fahrrad-Club (ADFC) wies darauf hin, dass die Gutachter immer die gesamten Straßenkosten angesetzt hatten. Der Anteil für die Radler betrage beispielsweise bei einem Kreisverkehr nur einen Bruchteil.

Ursprüngliche Kostenschätzung von 11,4 Millionen Euro dürfte jetzt deutlich höher liegen

Aufgrund der Entwicklung im Bausektor dürften die Kosten mittlerweile deutlich höher liegen. Zuschüsse könnte es vom Land und vom Kreis geben. Bis zu 75 Prozent verspricht die Förderrichtlinie „Ab aufs Rad“ des Landes Schleswig-Holstein. Der Kreis hat ergänzend die „Richtlinie zur Förderung des Ausbaus der Radverkehrsinfrastruktur im Kreis Stormarn“.

Im Einzelnen sollen für den Radschnellweg in Ahrensburg folgende Verkehrsveränderungen vorgenommen werden:

Bornkampsweg: 310 Meter Fahrradstraße von der Landesgrenze Hamburg bis Zufahrt Gut Wulfsdorf (geschätzte Kosten 331.000 Euro, Stand 2021); weitere 560 Meter von Zufahrt Gut Wulfsdorf bis Kreuzung Wulfsdorfer Weg möglicherweise Fahrradzone und ein neuer Kreisverkehr am Wulfsdorfer Weg (knapp 1,4 Millionen Euro).

Wulfsdorfer Weg: 1250 Meter Fahrradstraße von Bornkampsweg bis Am Haidschlag, Ausbau der jetzigen Schotterstrecke auf 4,75 Meter Breite mit Beleuchtung, gegebenenfalls Abstellanlagen an den Waldzugängen, neuer Kreisverkehr Am Haidschlag (3,1 Millionen Euro).

Am Haidschlag: 300 Meter Erneuerung der Fahrbahn vom Wulfsdorfer Weg bis zur Einmündung Schimmelmannstraße inklusive Wegfall des Entwässerungsgrabens, abknickende Vorfahrt an der Einmündung Schimmelmannstraße (rund 660.000 Euro).

Schimmelmannstraße: 1400 Meter Fahrradstraße von Einmüdung Am Haidschlag bis Stormarnstraße mit veränderten Parkflächen, umgestalteten Kreuzungen und Überprüfung der Bodenwellen/Grüninseln, neuer Kreisverkehr Schimmelmannstraße/Stormarnstraße (rund 1,2 Millionen Euro).

Stormarnstraße: 190 Meter von Kreuzung Schimmelmannstraße/Friedensallee bis Einmündung Gerhart-Hauptmann-Straße entweder Streufen auf der Straße oder vier Meter breiter Radweg für beide Richtungen (15.000 Euro).

Gerhart-Hauptmann-Straße: 350 Meter Fahrradstraße von Einmündung Stormarnstraße bis Einmündung Ostpreußenweg, Erneuerung ohnehin vorgesehen im Zuge der Umbauten im Viertel (rund 70.000 Euro); weitere 160 Meter Fahrradstraße von Einmündung Ostpreußenweg bis Immanuel-Kant-Straße, Wegfall von Parkplätzen (50.000 Euro).

Immanuel-Kant-Straße: 90 Meter Fahrradstraße von Einmüdung Gerhart-Hauptmann-Straße bis Fuß-/Radweg zum Reeshoop, Wegfall von Parkplätzen (16.000 Euro).

Fuß-/Radweg zwischen Immanuel-Kant-Straße und Reeshoop: 115 Meter Asphaltierung mit Beleuchtung, Umbau der Kreuzung zur Schulstraße mit Ampel (rund 550.000 Euro).

Schulstraße: auf der gesamten Länge von 230 Metern Fahrradstraße (40.000 Euro), weitere 50 Meter vom Wendehammer am Ende der Sackgasse bis zur Lübecker Straße breiterer und befestigter Zweirichtungsradweg (92.000 Euro).

Lübecker Straße: 230 Meter jeweils drei Meter breite Einrichtungsradwege von Abzweig Schulstraße bis Kreuzung Am Weinberg/Ostring, Umbau der Kreuzung mit breiteren Furten sowie geänderten Signalen (rund 1,7 Millionen Euro).

Ostring: 420 Meter Zweirichtungsradweg mit vier Metern von Kreuzung Lübecker Straße/Am Weinberg bis Kreuzung Beimoorweg (rund 925.000 Euro).

Beimoorweg: 320 Meter Zweirichtungsradweg oder Einrichtungsradwege auf beiden Seite von Kreuzung Ostring bis Hela-Gewürzwerk (rund 730.000 Euro), im Anschluss Fortführung auf 230 Metern bis zur Einmündung Alter Postweg (510.000 Euro).