Reinbek. Bürgerbefragung zum Radverkehr stellt der Stadt ein mieses Zeugnis aus. ADFC fordert ein neues Konzept. Was sich demnach ändern muss.

Der Radverkehr ist immer noch Reinbeks Stiefkind. Doch das soll sich jetzt ändern. Deshalb hat die Stadt Reinbek mit einer Befragung ihrer Bürgerinnen und Bürger versucht, das 49 Seiten starke Radverkehrskonzept von 2015 wiederzubeleben und zu aktualisieren. Ein Zwischenergebnis soll am Donnerstag, 27. Juni, öffentlich im Ausschuss für Umwelt und Verkehrsplanung vorgestellt werden.

Demnach haben sich 577 Menschen aus Reinbek zu Wort gemeldet – sei es digital oder auf Papier. Mehr als drei von vier der Befragten jedoch sind eher unzufrieden (279) oder gar sehr unzufrieden (173) mit Reinbeks Radverkehr. Für Roland Mörschel, Vorsitzender der ADFC-Ortsgruppe Reinbek, ist die desolate Infrastruktur keine Überraschung. Schon im Herbst 2023 haben die Gruppen aus Reinbek, Wentorf und Bergedorf gemeinsam demonstriert und den Bürgermeistern der Orte das Heft „Gute Radwege verbinden die Nachbarschaft“ mit detailliert beschriebenen Mängeln auf den Hauptrouten überreicht.

Radfahrer stellen Reinbek überwiegend schlechtes Zeugnis aus

Doch der passionierte Radler ist froh, dass die Stadt Reinbek nun endlich eine Datengrundlage hat, auf der Politik und Verwaltung aufbauen können, und ihren größten Problemen nicht länger ausweichen kann. So bemängelten 335 der Befragten Stellen, an denen noch nicht einmal ein Radweg vorhanden sei, 356 kritisierten die schlechte Oberfläche eines Radweges, 244 monierten, einen zu schmalen Radweg, 148 wiesen auf Konflikte hin, wenn der Radweg plötzliche aufhöre (Mehrfachnennungen waren möglich).

Eine weitere Forderung von Roland Mörschel für den ADFC ist eine angemessene Durchfahrt für Radler auf der Veloroute in Ost-West-Richtung zwischen Bogenstraße und Grünstreifen zurück (Archivfoto).
Eine weitere Forderung von Roland Mörschel für den ADFC ist eine angemessene Durchfahrt für Radler auf der Veloroute in Ost-West-Richtung zwischen Bogenstraße und Grünstreifen zurück (Archivfoto). © Susanne Tamm | Susanne Tamm

„Jetzt gibt es keine Ausrede mehr, ein neues Radverkehrskonzept auch umzusetzen“, bekräftigt Mörschel. Er spielt auf das Konzept von 2015 an, das in den Schubladen der Verwaltung verschwunden war. Ideen zur Verbesserung der Verkehrslage gibt es indes genug: 85 Prozent von 565 Befragten sagen: Der Radverkehr braucht mehr Platz.

Woher soll der zusätzliche Platz für Radwege kommen?

Danach befragt, woher der Raum kommen soll, antworten von 464 Interviewten 44 Prozent von der Auto-Fahrspur, jeweils 20 Prozent von den Parkplätzen oder von den Grünstreifen sowie 16 Prozent von den Gehwegen.

Straßen, die für den Radverkehr noch besonderes Entwicklungspotenzial bergen, sind laut 350 Befragten die Schönningstedter Straße, die Bahnhofstraße und die Hamburger Straße; die Schulstraße, der Mühlenredder und die Hermann-Körner-Straße; außerdem auch die Königstraße und die Oher Straße. Mörschel weist ausdrücklich noch einmal auf die Velorouten zwischen Reinbek, Wentorf und Bergedorf hin: Beispielsweise auf die entlang der Lohbrügger Straße in Reinbek. „Dort brauchen wir dringend einen neuen Belag, welcher Art auch immer“, betont er. Ähnliches gelte für den Weg durch den Stiftungswald zur Pionierbrücke, aber auch für den Weg davor unter den Bahngleisen hindurch.

Bloße Radfahrschutzstreifen reichen den Befragten nicht

55 Prozent der Befragten nutzen das Rad hauptsächlich für Freizeitzwecke, aber nur 28 Prozent im Alltag, beispielsweise für den Einkauf, geht es aus der Untersuchung hervor. Dies gelte es zu ändern, sagt der ADFC. Fast die Hälfte der Befragten (49 Prozent) bevorzugt getrennte Geh- und Radwege. Breite Radfahrstreifen auf der Fahrbahn sind ebenfalls beliebt (39 Prozent), Fahrradstraßen (10 Prozent) und Schutzstreifen (2 Prozent) hingegen nicht. Mehr als die Hälfte (55 Prozent) würde für einen gesicherten Rad-Parkplatz auch bezahlen.

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Die Bestandsanalyse in Sachen Radverkehr ist somit abgeschlossen. Roland Mörschel will darauf drängen, dass es danach auch weitergeht. Daher will er am Donnerstagabend (Beginn im Rathaus, Hamburger Straße 5-7 ist um 19.30 Uhr) auch an das Gewissen der Politiker appellieren.

Reinbek: Zu wenig Engagement für Entwicklung des Radverkehrs?

Er sieht weder in der Reinbeker Verwaltung noch in der Reinbeker Politik großes Engagement für den Radverkehr. Vorbilder sind für ihn eher Pinneberg oder Quickborn. Der beschlossene Plan sieht jedenfalls vor, dass zum Ende des Sommers die Schritte zur Verbesserung der Radfahrsituation in Reinbek geplant werden. Im Herbst soll es eine Kostenschätzung und ein Konzept zur Umsetzung geben. Ende des Jahres präsentieren die Planer dem Umwelt- und Verkehrsplanungsausschuss ihren Abschlussbericht.