Ibiza/Ahrensburg. Udo von Stevendaal kommt auf Ibiza vor dem Favoriten Craig Dyce ins Ziel. Dann kommt er ins Gespräch mit seinem Konkurrenten.
Einige Tage vor ihren Starts bei der Duathlon-Weltmeisterschaft saßen zwei einander nicht bekannte Männer 1000 Kilometer voneinander entfernt vor dem Computer – und studierten sich gegenseitig. Udo van Stevendaal aus Ahrensburg wurde auf die Statistik des Seriensiegers Craig Dyce aufmerksam, als er sich durch die offizielle Startliste klickte. Der Engländer wiederum, beheimatet in der Grafschaft Essex, ahnte mit Blick auf diesen Triathlon-Spezialisten aus Deutschland, dass es diesmal ein enges Rennen um die Goldmedaille werden könnte.
Es wurde eng, und am Ende stand der Stormarner van Stevendaal ganz oben auf dem Treppchen. Dabei ist der Duathlon (zehn Kilometer Laufen, 40 Kilometer Radfahren, noch mal fünf Kilometer Laufen) gar nicht die Kernkompetenz des erfolgreichen Leichtathleten. Seine meisten Titel hat er im Triathlon gesammelt, wo zusätzlich geschwommen wird.
Udo von Stevendaal: Ahrensburger läuft britischem „Duathlon-Craig“ davon
Nun hat sich der 54-Jährige also auch in der Duathlon-Elite seiner Altersklasse behauptet. „Diese Spezialisten geschlagen zu haben, bedeutet mir sehr viel. Die Freude ist groß“, sagte der Sportler vom SV Großhansdorf nach seinem WM-Triumph auf Ibiza. Besonders besagter Engländer sei schon „eine echte Hausnummer“ gewesen.
So ging der Brite das Rennen auch an. Sieben Kilometer konnte van Stevendaal noch Schritt halten, dann musste er den laufstarken Kontrahenten zunächst ziehen lassen, verlor elf Sekunden auf der Strecke und weitere vier Sekunden beim Wechsel auf das Rad – mit dem er rasant aufholte. „Nach zwei Kilometern bin ich an ihm vorbeigefahren, da wusste ich, dass ich auf dem Rad stärker bin als er“, sagte van Stevendaal später.
Beim Radfahren wurde der Abstand immer größer
Der Stormarner konnte fortan exakt beobachten, wie sich sein Vorsprung immer weiter vergrößerte. „Es war eine Wendepunktstrecke, alle sechs Kilometer ist man wieder zurückgefahren. Da konnte ich jedes Mal den Abstand stoppen.“ Als Ziel setzte sich van Stevendaal, der als Professor für Medizinische Gerätetechnik an der HAW Hamburg lehrt, bis zum Ende der Radstrecke einen Zwei-Minuten-Vorsprung herauszufahren – es wurden sogar drei. „Da war ich dann schon optimistisch, dass es reicht, sofern ich keinen Krampf oder Kreislaufprobleme bekomme.“
Nun galt es, den Sieg auf der verwinkelten Strecke auf der Promenade Ibizas nach Hause zu laufen. Entlang der vielen Zuschauer – die meisten davon aus England – hielt van Stevendaal den Abstand auf Craig Dyce stabil und bog schließlich auf den großen Platz vor dem Rathaus ein und erreichte das Ziel drei Minuten vor Dyce und mehr als sieben Minuten vor Bronzegewinner Pascal Cassez aus Frankreich.
Ehefrau und befreundetes Paar waren mit dabei
Begleitung während seines einwöchigen Aufenthalts auf der spanischen Urlaubsinsel bekam van Stevendaal wie üblich von seiner Ehefrau Anke und dem befreundeten Ehepaar Lakies. Für Anke Lakies, Leichtathletin beim VfL Oldesloe, verliefen die Weltmeisterschaften nicht nach Plan. Den Start im Duathlon sagte die Stormarnerin ab, nachdem sie wegen anhaltender Knieprobleme sechs Wochen lang kein Lauftraining hatte absolvieren können. Stattdessen nahm sie nur am Aquathlon teil und belegte einen unter den schwierigen Umständen hervorragenden siebten Platz. Eine bessere Platzierung war schon nach 1000 Metern Schwimmen außer Reichweite, nachdem sich Lakies einen großen Rückstand eingehandelt hatte.
Im Laufen brillierte sie trotz der langen Trainingspause und schaffte die beste Teilzeit aller Teilnehmerinnen. Knapp 45 Minuten reichten für Rang sieben, Lakies zeigte sich damit sehr zufrieden. Ganz vorn sorgten Lauren Jensen McGinnis (41:14), Katie McCully (41:45) und Alma Darensburg (42:44) für einen amerikanischen Dreifach-Erfolg.
Brite suchte das Gespräch am Pool
Während Anke Lakies ihre Knieprobleme auskurieren muss, sind die nächsten Wettkämpfe von Udo van Stevendaal schon geplant. Mitte Juni geht er bei den Deutschen Triathlon-Meisterschaften über die Mitteldistanz an den Start. Vorher wird er voraussichtlich seinen SV Großhansdorf bei einem Wettkampf in der Landesliga unterstützen.
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Und international? Zu einem weiteren Duell mit Craig Dyce wird es erst mal nicht kommen – was beide bedauern. Als der frischgebackene Weltmeister van Stevendaal in der Hotelanlage am Pool entspannte, suchte der Engländer das Gespräch. So kam heraus, dass sich die beiden Sportler bereits zuvor per Startlist-Stalking, wie es in Fachkreisen heißt, gegenseitig analysiert hatten. „Wir haben einige Gemeinsamkeiten festgestellt“, erzählte van Stevendaal von der langen und von beidseitigem Respekt geprägten Unterhaltung. „Was ich im Triathlon erreicht habe, hat er im Duathlon erreicht und ist normalerweise praktisch konkurrenzlos. Deshalb hat er sich unheimlich auf unser Duell gefreut, und mir ging es genauso. Er ist ein toller Typ, hat mir den Sieg gegönnt.“
Weil die nächste WM im allzu fernen Australien ausgetragen wird, ist eine zeitnahe Revanche nicht in Sicht. Udo van Stevendaal und Craig Dyce wollen aber in Kontakt bleiben.