Bargteheide. Udo van Stevendaal, Anke Lakies, Bettina Lange und Jens Krohn zählen national und international zu den Besten ihrer Altersklasse.
Viele Triathleten können über die Qualen und Torturen, die ihr Ausdauersport mit sich bringt, lange Geschichten erzählen. Trainingseinheiten vor Arbeitsbeginn und nach Feierabend sind Normalität. Jeder Athlet kennt nur zu gut den Punkt im Wettkampf, an dem jede Faser im Körper schmerzt und der Kopf nicht mehr richtig mitspielt. Dann heißt es: Aufgeben – oder die Zähne zusammenbeißen und doch noch den inneren Schweinehund überwinden.
„Wer vorne dabei sein will, muss bereit sein zu leiden“, heißt es so schön in Kreisen der Triathleten. Auf der Schwimmstrecke, im Sattel des Rennrads oder beim abschließenden Lauf lernt jeder Ausdauerathlet irgendwann die dunkelste Seite seines inneren Ichs kennen. Das wirft die Frage auf, warum tut man sich so etwas an? Die Antwort klingt plausibel: „Weil der Triathlonsport einfach Spaß bringt, enorm fit hält und der ganze Stress des alltäglichen Berufslebens dabei von einem abfällt“, sagt Jens Krohn vom TSV Bargteheide.
Der 59 Jahre alte Betriebsratsvorsitzende der Ahrensburger Druckerei Prinovis zählt in seiner Altersklasse seit Jahren zu den Top-Athleten in Deutschland und auch international. Gleiches gilt für Ehefrau und Vereinskameradin Bettina Lange (48), Anke Lakies (50) vom VfL Oldesloe und Udo van Stevendaal (48) vom SV Großhansdorf.
Das Quartett kennt sich gut. Der Umgang untereinander ist freundschaftlich und respektvoll – geprägt von einer hohen Wertschätzung der jeweiligen Leistung des anderen. Rund 50 Medaillen bei Welt,- Europa- oder deutschen Meisterschaften haben sie gemeinsam abgeräumt.
Bei Triathlon-EM klettern Stormarner Athleten dreimal aufs Treppchen
Vor Kurzem, bei den Europameisterschaften über die Sprint-Distanz (750 Meter Schwimmen, 20,7 Kilometer Radfahren, fünf Kilometer Laufen) unterstrichen die vier Stormarner in Düsseldorf ihre Ausnahmestellung auf internationaler Ebene. Allen voran Bettina Lange, die sich in der Altersstufe W45 in 1:13,14 Stunden den Europameisterschaftstitel sicherte. „Dass ich in der Gesamtwertung von 293 Starterinnen Dritte geworden bin, hat mich schon besonders stolz gemacht“, sagt die 48-Jährige. Dass Krohn ebenfalls mit einer Medaille im Gepäck aus Nordrhein-Westfalen die Heimreise antrat, sorgte innerhalb der Familie Lange/Krohn für doppelte Freude.
Krohn gewann über die gleiche Distanz silbernes Edelmetall in der Altersklasse M60. „Die Aufregung legte sich bei mir in dem Moment, als ich ins Wasser stieg“, erzählt der Triathlet. Er lacht, als er fortfährt: „Beim ersten Aufenthalt in der Wechselzone wurde ich beim Anblick der vielen hochklassigen Rennräder noch einmal etwas nervös.“ Viele Athleten seiner Altersstufe würden nicht nur die physischen Voraussetzungen für den Triathlonsport mitbringen, sondern auch das nötige Kleingeld für teures Equipment in der Tasche haben.
Ebenfalls die Silbermedaille über die Sprint-Distanz gewann Udo van Stevendaal. Der in Ahrensburg lebende Physiker stand innerhalb einer Woche gleich zweimal auf dem Treppchen. Schon bei der Triathlon-Europameisterschaft über die olympische Distanz (1500 Meter Schwimmen, 40 Kilometer Radfahren, zehn Kilometer Laufen), kurz zuvor im österreichischen Kitzbühel, sicherte sich der 48-Jährige in 2:08,41 Stunden den zweiten Platz.
Van Stevendaal gewinnt zweite Silbermedaille innerhalb weniger Tage
Der Doppelerfolg kam für van Stevendaal unerwartet: Drei Wochen vor dem Wettkampf in Kitzbühel fesselte ihn eine bakterielle Infektion für mehrere Tage ans Bett. „Beim Radfahren und auf der Laufstrecke erreiche ich zum Glück schnell wieder mein altes Leistungslevel, größere Schwierigkeiten bereitet mir dagegen das Schwimmen, das hat zum Glück aber nicht den Ausschlag gegeben“, sagt der Triathlet.
Anke Lakies (W50) dagegen verpasste in Düsseldorf nur knapp eine Podiumsplatzierung. Die Kreisstädterin belegte in 1:19,18 Stunden den vierten Rang. Kommenden Sonntag kann die 50-Jährige wieder fest mit einer Medaille rechnen. Als Favoritin geht Lakies um 10 Uhr beim Oldesloer Poggensee-Triathlon an den Start.
Der sportliche Höhepunkt steht ihr ebenso wie van Steevendaal in diesem Jahr bei den Triathlon-Weltmeisterschaft in Rotterdam (14. bis 17. September, Niederlande) noch bevor.
Lange und Krohn haben sich am 9. September für den Red Bull Tri-Islands-Triathlon entschieden. Die Schwimmstrecke führt von der Insel Amrum nach Föhr, dort befindet sich auch die Radstrecke. Im Anschluss werden die Athleten mit Schnellbooten nach Sylt zur abschließenden Laufeinheit gebracht.