Reinbek. Der Schleichweg wird vorrangig von Schülern und Senioren genutzt. Nun soll er für einen neuen Parkplatz weichen. Ein Aufregerthema.

Niemand weiß genau, seit wann es den Durchgang zwischen Bogen- und Klosterbergenstraße gab. „Mindestens schon 50 Jahre“, ist Michael Behnert sicher. Er wohnt im Hochhaus an der Holsteiner Straße mit Blick auf den Verbindungsweg, der nun samt Pflasterung und Treppe zurückgebaut wurde. Denn dahinter, an der Kehre der Bogenstraße, soll ein Parkplatz für die 36 neuen Wohnungen der Baugenossenschaft Sachsenwald an der Berliner Straße entstehen.

Die Anwohner sind wütend. Sie haben aus dem Bauamt die Auskunft erhalten, dass der Weg nicht mehr erneuert werden soll. Er führt in den Grünzug zwischen Täby-Platz, Klosterbergenstraße und dem Parkplatz vor der Grundschule Klosterbergen.

Durchgang in Reinbek wurde auch von vielen Schulkindern genutzt

Immer wieder machen Passanten vor der nicht mehr existierenden Treppe ihrem Ärger Luft. „Da können Sie nicht mehr durch, da holen Sie sich nur noch schmutzige Füße, die Treppe ist weg“, warnt Jana Lutter, die mit ihrem Hund vorbeikommt. Sie bedauert, dass die Entscheidung über die Köpfe der Bürgerinnen und Bürger hinweg getroffen worden sei. „Ein bisschen mehr Miteinander wäre schön gewesen“, stellt sie fest. Die Leidtragenden seien nun die Schulkinder und die Senioren.

Rolf Woyde, Anwohner an der Bogenstraße, berichtet, dass er und seine Nachbarn darüber informiert worden seien, dass zwischen Kehren und Nathan-Söderblom-Kirche ein Parkplatz entstehen soll und in diesem Zuge auch der Durchgang zurückgebaut wird. „Wir waren im Bauamt, um uns darüber zu beschweren“, erzählt er. „Die Dame im Bauamt hat sich fürchterlich aufgeregt und uns mitgeteilt, dass der Verbindungsweg, sollte er erneuert werden, behindertengerecht sein müsste. Dafür sei aber wegen der Bäume dort kein Platz.“

Auch vielen älteren Menschen sei der Umweg zu weit

Verständnislos betrachten die Anwohnerinnen und Anwohner das Buschwerk neben dem schlammigen Trampelpfad. „Zwischen den einzigen beiden Bäumen dort würde eine Rampe doch problemlos hindurchpassen“, sagt Jana Lutter. Rolf Woyde erzählt kopfschüttelnd: „Wenn es nach dem Bauamt geht, sollen Fußgängerinnen und Fußgänger den nächsten Weg gut 100 Meter weiter nördlich nehmen.“ Vielen älteren Menschen sei der Umweg aber zu lang.

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Michael Behnert beobachtet täglich, dass Passanten den Weg weiter nördlich ignorieren, stattdessen weiter den direkten Weg bevorzugen und über den schlammigen Untergrund schlittern. „Dass das nicht richtig ist, wissen wir alle, aber der Weg wird nun einmal weiter genutzt“, stellt er fest. „Dort geht es zur Bushaltestelle an der Berliner Straße oder in entgegengesetzter Richtung zur Grundschule. Sicherheit sollte doch die oberste Prämisse sein.“

Weg an der Schulstraße zu gefährlich für Grundschüler

Schulleiterin Katrin Rabe hat sich die Situation ebenfalls vor Ort angesehen und sich hilfesuchend ans Rathaus gewandt. „Der Weg ist wichtig für alle unsere Schulkinder vom Scharnhorst, weil sie so kaum mit dem Autoverkehr in Berührung kommen“, erläutert sie. Sonst müssten sie an der Hauptstraße entlanggehen: zu gefährlich für Grundschüler. „Aber zwischen Kirche und Bogenstraße wäre noch ausreichend Platz für einen Durchgang“, weiß die Schulleiterin.

Noch hat sie keine Antwort von der Stadtverwaltung erhalten. „Solange bin ich optimistisch, dass es dort in der Nähe wieder einen Weg geben wird“, sagt die Pädagogin. Als sie sich für die neue Holländerbrücke eingesetzt habe, habe dies schließlich auch Erfolg gehabt.

Laut Anliegern hätte die Treppe nicht saniert werden müssen

Doch Sascha Borck, Sprecher der Stadtverwaltung, bestätigt, dass es zwischen Bogen- und Klosterbergenstraße keinen neuen Durchgang geben solle. „Die alte Treppe war sanierungsbedürftig, lag aber auf Privatgrund. Auf privaten Grundstücken aber saniert die Stadt Reinbek keine Wege“, erklärt er. Die Treppe lag auf dem Grundstück der Kirchengemeinde Reinbek-West. Simone Seffert vom Kirchengemeinderat berichtet, dass das Bauamt nur am Rande eines anderen Gesprächs von der Treppe gesprochen habe. „Dass die jetzt ersatzlos abgebaut worden ist, hat man uns aber nicht mitgeteilt“, sagt sie. „Wir hätten sonst bestimmt eine Lösung gefunden.“

Laut den Anliegern war die Treppe kein Sanierungsfall. „Die hätte man gut noch weiter nutzen können“, meint Michael Behnert. Anwohnerin Christa Schulz versteht nicht, dass die Verbindung zwischen den beiden Straße so einfach abgeschnitten werden kann: „Da muss es doch auch so etwas wie ein Gewohnheitsrecht geben.“