Ahrensburg. Parteien beschließen Beginn der Sanierung „möglichst im Jahr 2025“. Doch das Bauamt hat dafür gar keine Kapazitäten mehr.
In den seit Jahrzehnten weitgehend leer stehenden und verfallenden Alten Speicher auf dem Gutshof am Ahrensburger Schloss soll endlich wieder Leben einkehren. CDU, SPD, Wählergemeinschaft WAB und FDP haben im Bau- und Planungsausschuss beschlossen, die Instandsetzung so zu priorisieren, „dass möglichst im Jahr 2025 der Spatenstich für den Umbau vorgenommen werden kann“. Das bereits im Februar 2021 einstimmig beschlossene Interessenbekundungsverfahren, in dem mögliche Nutzer ihre Konzepte präsentieren sollen, sei voranzutreiben.
Allerdings zeichnet sich jetzt schon ab, dass der Termin wenig realistisch ist. „Wir haben zu viele andere große Projekte, vor allem im Schulbau“, sagte Kay Renner, Stadtplaner im Rathaus. Die Hochbauabteilung sei so stark ausgelastet, dass sie die Speicher-Planung erst 2025 betreuen könne. Damit wäre der Baubeginn frühestens 2026 möglich. „Deshalb stellt sich die Frage, wie sinnvoll ein Interessenbekundungsverfahren jetzt ist“, so Renner. In drei Jahren seien die Ergebnisse möglicherweise längst überholt.
Personalsituation im Bauamt ist unverändert angespannt
Detlef Steuer (WAB), der den Antrag der vier Fraktionen zum Speicher-Projekt maßgeblich ausgearbeitet hatte, reagierte sichtlich enttäuscht. Seit September stehe er in der Sache mit der Verwaltung in Kontakt, habe stundenlange Gespräche geführt. Bauamtsleiter Peter Kania – er verpasste die Sitzung krankheitsbedingt – habe ihm den Baubeginn 2025 zugesichert. Kania selbst hatte zuvor betont, immer von Planungs- und nicht von Baubeginn gesprochen zu haben. „So kann Zusammenarbeit nicht funktionieren“, sagte Steuer. „Wie sollen wir da auf einen grünen Zweig kommen?“
Tatsächlich geht die Fülle der Aufgaben laut Bauamt mit einer äußerst angespannten Personalsituation einher. Auf eine Anfrage der FDP, wie der Personalnotstand aufzufangen sei, antwortete Fachdienstleiter Ulrich Kewersun, dass der Mangel an Ingenieuren sogar noch größer werde. Offene Stellen seien kaum zu besetzen. „Selbst wenn wir Bewerbern zusagen, treten sogar Berufsanfänger gar nicht erst an“, so Kewersun. Die Fachleute seien so gefragt, dass die Gehälter im öffentlichen Dienst für sie nicht attraktiv seien. Weitere Details wollte er im nicht-öffentlichen Teil des Abends nennen, da es um persönliche Daten gehe.
Der frühere Kornspeicher ist rund 125 Jahre alt
Für die weitere Speicher-Planung wies Rolf Griesenberg (SPD) darauf hin, auch Denkmalschutz- und Brandschutzfragen frühzeitig zu berücksichtigen. Letztlich stimmten einzig die drei Vertreter der Grünen gegen den Beschleunigungs-Antrag ihrer Kollegen. In der Sache sei man sich durchaus einig, so Stefan Gertz (Grüne). „Aber wir sehen momentan kein Potenzial für die Verwaltung, dort tätig zu werden“, sagte er.
Die Stadt hatte den gut 125 Jahre alten früheren Kornspeicher 1999 an das benachbarte Park Hotel verkauft. Weil das Hotel das Gebäude dann doch nicht für eine Vergrößerung nutzte, machte Ahrensburg von seinem bis Ende 2015 geltenden Rückkaufsrecht Gebrauch. Mit der knappen Mehrheit von SPD, Grünen und WAB beschlossen die Stadtverordneten, den dreistöckigen Backsteinbau für knapp 600.000 Euro zu übernehmen. Dank Städtebauförderung vom Land lag der Eigenanteil nur bei 200.000 Euro.
Sanierungskosten werden auf mindestens 3,6 Millionen Euro geschätzt
Der ungleich größere Brocken sind ohnehin die Sanierungskosten, die auf mindestens 3,6 Millionen Euro geschätzt werden. Auch hier steht ein Zwei-Drittel-Zuschuss in Aussicht. In dem Gebäude mit rund 1600 Quadratmetern Nutzfläche war einst ein autonomes Jugendzentrum untergebracht – noch heute wird der Nachfolger Juki 42 am Stormarnplatz „Speicher“ genannt. Zuletzt nutzte ein Antiquitätenhändler Räume als Lager.
Nach sechs Jahren Stillstand soll sich nun endlich etwas tun. Mit dem konkreten Baudatum wollen CDU, SPD, WAB und FDP verhindern, dass das Projekt erneut verschoben wird. Denn Vorschläge für die künftige Nutzung gab’s schon reichlich. Die Palette reichte vom Jugendgästehaus über Kino, Theater und Musicalschule bis zum Eiszeitmuseum und einer Erlebnisbrauerei. Aber auch eine Gedenk- und Bildungsstätte, Gastronomie, Kreativbüros und eine Galerie wurden in die Runde geworfen.
Künftiger Bürgermeister Boege: Auch auf Kosten blicken
Ahrensburgs künftiger Bürgermeister Eckart Boege, der Anfang Mai Michael Sarach (in Pension) ablöst, hatte schon im Wahlkampf bemerkt, wie sehr das alte Gebäude die Bürger interessiert. „Gerade weil ich viele der Ideen an sich hervorragend finde, sage ich es ungern: Am Ende werden wir auch darauf schauen müssen, welche Kosten auf die Stadt zukommen und was die Stadt als Ganzes wirklich davon hat“, sagte er. Und versprach einen guten und fairen Entscheidungsprozess, ohne eine präferierte Lösung im Hinterkopf zu haben.