Ahrensburg. 600.000 Euro zahlte die Stadt Ahrensburg für das denkmalgeschützte Gebäude. Die Sanierung wurde immer wieder verschoben.

Es ist mittlerweile sechs Jahre her, dass Ahrensburg den historischen Alten Speicher vom damaligen Eigentümer des benachbarten Park-Hotels erworben hat. 600.000 Euro zahlte die Schlossstadt damals für das denkmalgeschützte Gebäude aus dem Jahr 1895, dank Städtebauförderung erhielt sie allerdings 400.000 Euro vom Land zurückerstattet.

Die geplante Sanierung des maroden Backsteinbaus hinter dem Marstall wurde seitdem immer wieder verschoben. Auch an einem Nutzungskonzept fehlt es nach wie vor. Wenn es nach CDU, SPD, WAB und FDP geht, ist es höchste Zeit, das Projekt weiter voranzutreiben. Mit einem gemeinsamen Antrag für den Bau- und Planungsausschuss am Mittwoch, 2. Februar, wollen die Fraktionen den Druck auf die Verwaltung erhöhen. Die vier Parteien haben zusammen eine deutliche Mehrheit in dem Gremium.

Forderung: Es soll endlich vorangehen

Mit der Beschlussvorlage wollen die Politiker den Start der Sanierung im Jahr 2025 verbindlich festschreiben. „Sofern die Ergebnisse der Fortführung des Projektes nicht entgegenstehen, wird das Projekt so priorisiert, dass möglichst im Jahr 2025 der Spatenstich für den Umbau vorgenommen werden kann“, heißt es. Diesen Termin habe das Bauamt als realistisches Datum angegeben.

„Wir wollen, dass es beim Alten Speicher endlich vorangeht“, sagt Detlef Steuer, Stadtverordneter der Wählergemeinschaft WAB. Durch die Benennung eines konkreten Datums solle verhindert werden, dass das Projekt immer wieder verschoben werde. „Das Gebäude verfällt zusehends und wir haben den Eindruck, dass es im Bauamt auf die lange Bank geschoben wird“, sagt Steuer. Dem schließt sich Markus Kubzigk, Vorsitzender des Bauausschusses, an. „Es gibt zwar Projekte, die Vorrang haben“, sagt der SPD-Politiker und nennt etwa die Sanierung der Schulen. „Wir möchten aber ein Signal senden, dass wir den Speicher nicht aus dem Blick verlieren.“

Nutzung des historischen Gebäudes ist weiter unklar

Deutlicher wird der Fraktionsvorsitzende der CDU, Detlef Levenhagen. „Die vorbereitenden Maßnahmen für die Instandsetzung müssen jetzt beginnen“, sagt er. „Wir können nicht länger warten. Der Zustand des Gebäudes wird nicht besser.“ Je länger man warte, desto maroder werde der Speicher und die Kosten für die Sanierung höher. „Diese Sorge war einer der Gründe, warum die CDU damals gegen den Kauf gestimmt hat“, erinnert Levenhagen.

Auch die FDP war gegen den Erwerb der historischen Immobilie. „Wir brauchen endlich Klarheit, welche Kosten auf uns zukommen und ob sich überhaupt ein Nutzer findet“, sagt deren Vertreter im Bauausschuss, Hartmut Bade.

Deshalb unterstütze seine Fraktion den Antrag. Bade betont aber: „Es darf kein Tabu sein, das Gebäude wieder abzustoßen, sollte sich ergeben, dass es kein wirtschaftliches Sanierungs- und Nutzungskonzept gibt.“

Die Kosten für die Instandsetzung sind weiter unklar. In der Vergangenheit hatte das Bauamt mit mindestes 3,6 Millionen Euro kalkuliert. Allerdings haben Bund und Land über die Städtebauförderung einen Zuschuss von bis zu Zweidritteln der Summe in Aussicht gestellt. Die Frage, was nach der Sanierung aus dem historischen Gebäude werden soll, ist aber weiter unklar. Im Januar 2020 hatten Innenarchitektur-Studenten der Hochschule Hannover Konzepte entwickelt. Die Ideen für den rund 1600 Quadratmeter großen Bau reichten von einer Nutzung als Restaurant oder Hostel über ein Museum bis zu einem Atelier.

Fraktionen wollen Suche nach Interessenten vorantreiben

Unter den Fraktionen zählen eine Gastronomie und ein Museum zu den Favoriten. Konkretisiert wurde bislang keine Variante. Im Februar 2021 beschlossen Ahrensburgs Stadtverordnete, ein Interessenbekundungsverfahren zu initiieren, bei dem potenzielle Nutzer Ideen einreichen können.

Dieses liegt laut Bauamtsleiter Peter Kania jedoch derzeit auf Eis. „Es macht keinen Sinn, jetzt nach Interessenten zu suchen, wenn wir nicht einmal sagen können, wann das Gebäude bezugsfertig ist“, sagt er. CDU, SPD, WAB und FDP wollen das mit ihrem Antrag ändern. „Die Verwaltung wird beauftragt, das bereits im Februar 2021 einstimmig beschlossene Interessenbekundungsverfahren voranzutreiben“, heißt es. Als ersten Schritt solle das Bauamt, sofern noch nicht geschehen, umgehend Gutachten in Auftrag geben, um den Zustand des Speichers zu erkunden.

Kania: Mitarbeiter durch andere Vorhaben ausgelastet

Kania hatte angekündigt, dass die Voruntersuchungen und die Bestandsaufnahme in diesem Jahr erfolgen sollen. Was den Baubeginn 2025 anbelangt, zeigt er sich allerdings zurückhaltend. „Ich habe nie von einem ersten Spatenstich 2025 gesprochen, sondern von einem Planungsbeginn“, sagt er.

Ein Baustart sei dann frühestens 2026 möglich. „Wir benötigen im Vorlauf etwa zwei Jahre Planungszeit“, sagt er. Solle die Sanierung in drei Jahren starten, müssten die Planungen zeitnah beginnen. „Die Mitarbeiter sind zurzeit durch andere Vorhaben ausgelastet“, so Kania. Messe die Politik dem Alten Speicher eine hohe Priorität zu, müssten voraussichtlich andere Projekte hinten anstehen, betont der Bauamtsleiter.

Bau- und Planungsausschuss Mi 2.2., 19.00, Forum im Schulzentrum Am Heimgarten, Reesenbüttler Redder 4-10