Ahrensburg/Reinfeld. Seit Montag kann das Dokument beantragt werden. Mehr als 30 Standorte bieten den Service an. Verhaltener Andrang.

Er soll Geimpften eine weitere, einfache Möglichkeit bieten, ihren Schutz gegen das Coronavirus nachzuweisen: Am Montag ist der europaweit gültige digitale Impfpass in Schleswig-Holstein gestartet. Vor dem Restaurantbesuch, am Flughafen oder im Theater genügt es künftig, das elektronische Dokument auf dem Smartphone vorzuzeigen. Zunächst kann das elektronische Dokument von allen, die bereits vollständig gegen das Coronavirus immunisiert sind, in den Apotheken beantragt werden.

Digitaler Impfpass startet in Apotheken in Stormarn

Ende Juni soll das auch in Arztpraxen möglich sein. Dazu sollen in Kürze auch die Impfzentren das Zertifikat unmittelbar nach der zweiten Impfung ausstellen können. Die technischen Voraussetzungen dafür werden laut Schleswig-Holsteins Gesundheitsministerium derzeit geschaffen. Welche Apotheken den Service anbieten, ist im Internet unter www.mein-apotheken-manager.de abrufbar. Bis Montagnachmittag hatten sich bereits mehr als 30 Apotheken in Stormarn registriert. Auch Chikh Saleh, Inhaber der Adler-Apotheke an der Hagener Allee in Ahrensburg, ist dabei. „Den großen Andrang gab es nicht“, sagt er.

Zunächst müssen sich die Apotheken auf einem Online-Portal registrieren

Das bestätigt auch seine Mitarbeiterin Heidrun Krebs, die seit dem Morgen vor Ort ist. „Ich hätte mir den Start chaotischer vorgestellt“, sagt die Pharmazeutisch-Technische Assistentin. Seit Montagmorgen, 8 Uhr, ist das Tool für die Ausstellung des digitalen Impfzertifikats freigeschaltet. „Zunächst mussten wir uns auf dem Online-Portal der Bundesregierung registrieren, das war schon arbeitsintensiv“, sagt Krebs.

Start gelingt reibungsloser als zu Beginn der Ausgabe von FFP2-Masken

Frank Niehaus, Inhaber der Apotheke am Rondeel in Ahrensburg, setzt auf eine vorherige Terminbuchung, um Wartezeiten zu vermeiden.
Frank Niehaus, Inhaber der Apotheke am Rondeel in Ahrensburg, setzt auf eine vorherige Terminbuchung, um Wartezeiten zu vermeiden. © HA | Carl Schreiber

Auch in anderen Apotheken war die Nachfrage zunächst verhalten. „Rund 20 Kunden waren am Montagvormittag bei uns, um den Pass zu beantragen“, sagt Sabine Ehrlich-Schoppa, Inhaberin der Rantzau-Apotheke an der Manhagener Alle. „Der erste Eindruck ist, dass es mit dem digitalen Impfpass deutlich reibungsloser klappt, als mit den kostenlosen FFP2-Masken zum Start im vergangenen Dezember“, sagt Jochen Triepel, Vorsitzender der Apothekerkammer in Schleswig-Holstein. Etwa 30 Zertifikate hat er in seiner Neuen Apotheke an der Paul-von-Schoenaich-Straße in Reinfeld am Montagvormittag ausgestellt.

Fast alle Apotheken im Kreis wollen den Service anbieten

Vor Herausforderungen stelle die Apotheker diesmal eher die Technik als der Andrang. „Zu Beginn gab es Startschwierigkeiten mit der Software“, sagt der Kreisapotheker. Inzwischen laufe es aber und ein Großteil der Apotheken in Stormarn stelle das Zertifikat bereits aus. „Wir rechnen damit, dass es im Laufe des Tages alle sein werden“, so der Vorsitzende der Apothekerkammer.

Kunden müssen Impfnachweis und Personalausweis mitbringen

Und so funktioniert der digitale Impfpass: Alle diejenigen, bei denen die zweite Spritze im Falle der Vakzine von Biontech/Pfizer, Moderna und AstraZeneca mindestens 14 Tage zurückliegt, können das Zertifikat kostenlos erhalten. Im Falle des Impfstoffs von Johnson & Johnson genügt eine Dosis. „Wichtig ist, dass die Kunden einen Nachweis über die Impfung und ihren Personalausweis mitbringen“, sagt Triepel. Als Nachweis könne entweder das gängige gelbe Heftchen dienen oder aber auch ein anderes Formular. In jedem Fall müssten Datum der Impfung und verwendeter Impfstoff vermerkt sein.

Über einen Rechner der Bundesregierung wird ein QR-Code generiert

„Wir prüfen dann die Echtheit“, erklärt Triepel. Das sei mitunter eine Herausforderung, da nicht alle Arztpraxen und Impfzentren die Immunisierung in der Eile in dem gelben Heft dokumentierten, sondern oftmals auch separate, eigene Dokumente ausstellten. „Im Anschluss generieren wir über den Rechner der Bundesregierung einen QR-Code“, so Triepel. Dieser könne dann anschließend mit der Kamera des Smartphones gescannt werden und erzeuge das digitale Zertifikat.

Für das Zertifikat hat das RKI eine App bereitgestellt

„Wer kein Smartphone besitzt, bekommt den QR-Code ausgedruckt mit und kann ihn dann, wenn der Nachweis verlangt ist, etwa im Theater, vor Ort einscannen lassen.“ Für das Scannen hat das Robert-Koch-Institut (RKI) eigens eine App mit dem Namen „CovPass“ zur Verfügung gestellt, die unter anderem über den App Store von Apple und den Google Play Store für Android-Geräte heruntergeladen werden kann. Den QR-Code sollten Nutzer nach dem Scannen aufbewahren, falls er etwa nach einem Wechsel des Handys erneut eingelesen werden muss.

Ausstellung des Zertifikats dauert in etwa 15 Minuten

„Insgesamt dauert die Ausstellung etwa 15 Minuten“, sagt Triepel. Im besten Fall gäben die Kunden die Dokumente ab und nutzten die Zeit für andere Einkäufe, damit es nicht zu Menschenansammlungen komme. Einige Apotheken setzen auch auf eine Terminvereinbarung vorab. „Wir haben bereits bei den Antigen-Schnelltests gute Erfahrungen mit der vorherigen Terminbuchung gemacht und können damit Wartezeiten vermeiden“, sagt etwa Frank Niehaus, der die Apotheken am Rondeel und im Gesundheitszentrum sowie die Flora-Apotheke in Ahrensburg betreibt.

Das gelbe Heft bleibt weiterhin gültig

Das schleswig-holsteinische Gesundheitsministerium betont, dass es sich bei dem digitalen Impfpass um ein freiwilliges, zusätzliches Angebot handele. „Ausschlaggebend bleibt nach wie vor die Dokumentation im Impfpass, dem gelben Heft, die weiterhin durch die impfenden Stellen vorgenommen und nicht durch den digitalen Impfnachweis ersetzt wird“, so ein Ministeriumssprecher. Das Ministerium bittet dementsprechend um Geduld. „Damit der Impfbetrieb weiterhin reibungslos läuft, wird dringend darum gebeten, dass Personen derzeit nicht in die Impfzentren kommen, um nach einem digitalen Impfpass zu fragen“, so ein Sprecher.