Kreis Segeberg. 40.000 Geimpfte im Kreis können sich ab Montag QR-Code besorgen – befürchtet werden Warteschlangen und Technikprobleme.

Theoretisch können sich von der nächsten Woche an alle Bürgerinnen und Bürger des Kreises Segeberg mit vollem Covid-19-Impfschutz das digitale Impfzertifikat in den Apotheken der Region besorgen. Wie gesagt – theoretisch. Denn praktisch müssen wohl noch einige technische Hürden bewältigt werden. Und die Apotheken sind sich nicht sicher, ob die Vergabe der QR-Codes zum Einspielen in die Corona-Warn-App oder die CovPass-App völlig reibungslos funktionieren wird.

Grundsätzlich soll es so ablaufen: Geimpfte Bürgerinnen und Bürger kommen mit Impf- und Personalausweis in eine Apotheke, dort wird der digitale Nachweis erstellt. Welche Apotheke für den Service infrage kommt, soll unter www.mein-apothekenmanager.de verzeichnet sein. Die Apothekerinnen und Apotheker müssen über ein Portal Impftermine, Impfstoff, Chargennummer und Personalien manuell eingeben, diese werden dann an das Robert-Koch-Institut übertragen. Und theoretisch würde dann sofort der QR-Code zurück übermittelt, dieser dann vor Ort ausgedruckt.

„Weit mehr als die Hälfte der Apotheken in Schleswig-Holstein haben sich bereits registriert, um den digitalen Impfnachweis zukünftig nachträglich ausstellen zu können. Die Bereitschaft ist hoch, die technischen Voraussetzungen werden derzeit in vielen Apotheken geschaffen“, sagt Peter Froese, Vorsitzender des Apothekerverbands Schleswig-Holstein.

Eine Norderstedter Apothekerin äußert dem Abendblatt gegenüber aber schon Zweifel, ob der Server des Robert-Koch-Institutes von Montag an nicht sofort zusammenbrechen werde, wenn – wie erwartet – ein Rund auf die Apotheken und die Zertifikate entsteht.

Die Impfzentren können noch keine QR-Codes ausstellen

Hinzu kämen Legitimierungsprobleme. Etwa bei gefälschten Impfausweisen. Gemäß mehrerer Medienberichte, sind diese falschen Dokumente mit realen Chargennummern im Umlauf. Wie Apotheker diese erkennen können, ist noch völlig offen. Und generell stelle sich die Frage, wie viele Digital-Nachweise eine Apotheke pro Tag tatsächlich ausstellen kann, ohne den normalen Betrieb reduzieren zu müssen. „Wir machen zwei Warteschlangen“, sagt die Norderstedter Apothekerin. Termine zu vergeben, mache jedoch keinen Sinn.

Im Zweifelsfall wird es also zu Wartezeiten kommen. Denn allein die Zahl derjenigen Menschen, die in den drei Segeberger Impfzentren in Norderstedt, Kaltenkirchen und Wahlstedt den vollständigen Impfschutz erhalten haben, liegt bei fast 40.000. Einfacher wäre es natürlich gewesen, wenn sie alle die Nachweise direkt von den Impfzentren übertragen bekämen. Doch das scheitert noch an technischen Problemen: „Die Impfzentren sind auf die Ausstellung des digitalen Nachweises direkt nach den jeweiligen Impfungen vorbereitet, noch steht allerdings eine Freischaltung der notwendigen Technik seitens des Bundes aus“, teilt das schleswig-holsteinische Gesundheitsministerium mit.

Sobald die Zentren technisch ausgestattet sind, würde es die QR-Codes auch hier geben. Ohne ins Detail zu gehen, wird auf eine „zusätzliche technische Möglichkeit“ verwiesen, die in Arbeit sei und mit der „ein nachträgliches Ausstellen vereinfacht werden soll“. Das Ministerium appelliert: „Damit der Impfbetrieb weiterhin reibungslos läuft, wird dringend darum gebeten, dass Personen derzeit nicht in die Impfzentren kommen, um nach einem digitalen Impfpass zu fragen.“

Bis die technischen Probleme also behoben sind, bleiben für die Geimpften lediglich die Apotheken als Alternative. Theoretisch könnten auch die Arztpraxen die QR-Codes erstellen. Doch auch hier – technische Probleme. Die nötige Software des Bundes soll erst Ende Juni zur Verfügung stehen. Die Kassenärztliche Vereinigung bittet Geimpfte „daher dringend, derzeit noch nicht dazu die Praxen zu kontaktieren“. Die gute Nachricht ist, dass niemand auf den digitalen Impf-Nachweis angewiesen ist. Denn dieser ersetzt ohnehin nicht den offiziellen gelben Impfausweis.

Wegfall der Priorisierung in Impfzentren steht bevor

Was ebenso Anfang der nächsten Woche in Schleswig-Holstein geschehen wird, ist die Aufhebung der Priorisierung bei den Anmeldungen für die Impfzentren. Zuletzt hatten sich auf www.impfen-sh.de nur Personen aus den ersten drei Prioritätsgruppen für ein Zentrum ihrer Wahl registrieren können, die Impftermine werden dann per Zufallsgenerator vergeben. Etwas weniger als 100.000 Menschen haben sich registriert, nach Auffassung des Gesundheitsministeriums haben damit die meisten Personen aus den ersten drei Gruppen entweder eine oder zwei Impfungen erhalten, Termine bekommen oder sich online mit ihren Daten registriert. Daher soll die Priorisierung sehr bald enden.

„Da einhergehend mit dem geplanten Wegfall der Priorisierung mit einer großen Anzahl von Registrierungen zu rechnen ist, wird es zu Beginn wieder eine mehrtägige Registrierungsphase geben, innerhalb derer der Zeitpunkt der Registrierung keine Rolle spielt“, so das Gesundheitsministerium in einer Mitteilung. Anschließend soll es schrittweise weitere Registrierungsphasen geben, dann werden diese Anmeldungen versorgt, dann beginnt eine neue Runde.

Was diese neue Phase der Impfkampagne für das länderübergreifende Impfzentrum in Norderstedt bedeutet, ist noch offen. Auf Abendblatt-Nachfrage heißt es lediglich: „Schleswig-Holstein und Hamburg befinden sich zurzeit in der Abstimmung für eine gemeinsame, gleich gerichtete Lösung für Menschen, die nicht zu den Prioritätsgruppen eins bis drei gehören.“ Grundsätzlich sei die Registrierung über www.impfen-sh.de aber nur für Menschen mit Erstwohnsitz in Schleswig-Holstein vorgesehen.

Gesundheitsamt meldet drei neue Fälle

Die Zahl der Corona-Infektionen im Kreis ist leicht gestiegen, das Gesundheitsamt verzeichnete drei weitere nachgewiesene Fälle. Damit sind aktuell 117 Personen infiziert. 318 befinden sich in häuslicher Quarantäne. In einem Krankenhaus werden vier Covid-19-Erkrankte versorgt, davon zwei intensivmedizinisch. Am Donnerstagmorgen lag die Inzidenz für Segeberg bei 17,0.