Ahrensburg. Ermittler hatten die Leiche der 23 Jahre alten Frau Anfang September in Ahrensburg entdeckt. Nun wurde Anklage erhoben.
Viereinhalb Monate nach dem gewaltsamen Tod einer 23 Jahre alten Afghanin in einer Ahrensburger Flüchtlingsunterkunft hat die Staatsanwaltschaft jetzt Anklage gegen den Ehemann des Opfers erhoben. Die Behörde wirft dem 38-Jährigen vor, seine Frau „aus niedrigen Beweggründen“ ermordet zu haben. Die Staatsanwaltschaft hat ihre juristische Einschätzung des Falls damit noch einmal nachgeschärft. Bislang hatte sie wegen des Verdachts des Totschlags gegen den ebenfalls aus Afghanistan stammenden Mann ermittelt.
Mordanklage nach Leichenfund in Ahrensburger Flüchtlingsheim erhoben
„Die äußeren Umstände der Tat sind bei beiden Anklagevorwürfen sehr ähnlich, ausschlaggebend für die Einordnung sind die inneren Motive, die den Antrieb gaben“, sagt Oberstaatsanwalt Christian Braunwarth. In diesem Fall sei die Anklagebehörde „nach Auswertung der Ermittlungsergebnisse zu dem Schluss gekommen, dass niedere Beweggründe für das Handeln des Angeschuldigten ausschlaggebend waren.“ An welchen Erkenntnissen die Staatsanwaltschaft das festmacht, dazu möchte Braunwarth mit Rücksicht auf das bevorstehende Verfahren keine Auskunft geben.
Bei einer Verurteilung droht dem 38-Jährigen damit eine lebenslange Haftstrafe. Das Verfahren soll laut Braunwarth „zeitnah“ vor dem Schwurgericht des Landgerichts Lübeck beginnen. Ein Termin stehe noch nicht fest. Die Leiche der 23-Jährigen hatte die Polizei am 7. September in der gemeinsamen Wohnung des Ehepaars in der Containersiedlung am Kornkamp in Ahrensburg entdeckt. Zuvor hatte der Ehemann selbst den entscheidenden Hinweis gegeben.
Ehemann wollte an Bord eines Reisebusses nach Mailand ausreisen
Beamte der Bundespolizei hatten den 38-Jährigen auf einem Autohof an der Autobahn 9 bei Hof (Bayern) routinemäßig kontrolliert. Der Mann war als Passagier eines Reisebusses mit dem Ziel Mailand unterwegs. Bei der Kontrolle waren den Polizisten Unstimmigkeiten in den Papieren des Afghanen aufgefallen. Zunächst stand ein Aufenthaltsverstoß im Raum. Bei der Vernehmung gab er laut Staatsanwaltschaft an, dass seine Frau sich kurz zuvor in der gemeinsamen Wohnung in Ahrensburg selbst getötet habe und ihr Leichnam noch immer dort liege. Einen Selbstmord schließen Polizei und Staatsanwaltschaft aus.
Stattdessen geht die Anklagebehörde aufgrund der Ergebnisse der Obduktion davon aus, dass der Ehemann die 23-Jährige in der Nacht vom 5. auf den 6. September mit 28 Messerstichen getötet hat. Die Tatwaffe wurde bereits kurze Zeit später in der Wohnung des Paares sichergestellt. Ob die Ermittler Erkenntnisse über ein mögliches Motiv haben, dazu wollte Braunwarth zum aktuellen Zeitpunkt keine Angaben machen.
Staatsanwaltschaft schweigt weiter zu Ergebnissen der Untersuchung von zwei Handys
Auch zu der Frage, was die Auswertung von zwei am Bahnhof Ahrensburg-Gartenholz sichergestellten Handys ergeben hat, schweigt die Staatsanwaltschaft und verweist auf das bevorstehende Verfahren. Kriminalpolizei und Spurensicherung hatten die Bahnstation, die wenige Hundert Meter von der Flüchtlingsunterkunft entfernt liegt, am 16. September in einer aufwendigen Suchaktion durchkämmt. Sie hofften, dort das Mobiltelefon des Opfers zu finden. Ermittlungserkenntnissen zufolge war der Ehemann auf seiner Flucht unmittelbar nach der Tat in Gartenholz in die Regionalbahn mit Fahrtziel Hamburg eingestiegen. Dort soll er in den Reisebus nach Mailand umgestiegen sein.
Von der Auswertung des Handys versprachen sich die Ermittler weitere Erkenntnisse zum Hintergrund der Tat und einem möglichen Motiv. Der Staatsanwaltschaft liegen nach eigenen Angaben Informationen vor, denen zufolge der 38-Jährige das Mobiltelefon vor Besteigen des Zugs entsorgt haben muss. Der Ehemann sitzt seit September in der Justizvollzugsanstalt Lübeck in Untersuchungshaft und schweigt zu der Tat.