Ahrensburg. Liberale möchten Planung für Neubau unter dem Ahrensburger Stormarnplatz einstellen – und setzen dabei auf grüne Argumente.
Die Ahrensburger FDP möchte den Bau einer schätzungsweise mehr als sieben Millionen Euro teuren Tiefgarage unter dem Ahrensburger Stormarnplatz in letzter Minute stoppen. „Ein solches Projekt ist überhaupt nicht mehr zeitgemäß“, sagt der Stadtverordnete Wolfgang Schäfer.
Die Liberalen holen sich argumentative Unterstützung bei den Grünen. Sie teilen die Ansicht der grünen Frankfurter Umweltdezernentin und Stadträtin Rosemarie Heilig. „Tiefgaragen sind des Teufels. Wenn man überhaupt noch Parkhäuser für Autos baut, dann so, dass man sie umbauen kann zu Wohnungen, sobald das Auto keine Rolle mehr spielt für die Mobilität“, hatte sie jüngst in einem Interview der Frankfurter Rundschau gesagt. Darin ergänzte Stadtplaner Torsten Becker: „Gerade für Tiefgaragen wird viel zu viel Beton verbaut. Das ist nicht schlau.“
Fraktionschef erwartet mehr als zehn Millionen Euro Baukosten
Die FDP-Fraktion beantragt für die kommende Stadtverordnetenversammlung, die rund 350.000 Euro Planungskosten für die Tiefgarage aus dem Etat zu streichen. „Die Verkehrswende wird früher oder später kommen, da ergibt ein so teures Vorhaben keinen Sinn“, sagt Schäfer. Die unterirdische Garage wäre zunächst ein erheblicher Umwelteingriff in den Boden, könnte später nur mit sehr großem Aufwand wieder rückgebaut werden. Zudem verzögere der Bau die von vielen Seiten geforderte schnelle Realisierung eines Stadtparks auf dem Stormarnplatz („Für den bereits Fördermittel zur Verfügung stehen“) auf 2024 oder später. Das hohe Kosten-Nutzen-Verhältnis werde sich in den Parkgebühren niederschlagen.
„Wir stehen zu Parkplätzen in der Innenstadt, zumal durch den Umbau der Hamburger Straße und die Bebauung der Alten Reitbahn welche wegfallen“, sagt Schäfer. Man müsse über Alternativen reden. Woanders werde beispielsweise der spätere Umbau von Parkhäusern zu Wohnungen berücksichtigt. „Es gibt intelligentere und preiswertere Lösungen“, meint FDP-Fraktionschef Thomas Bellizzi. Er rechnet aus der Erfahrung mit anderen städtischen Bauprojekten sogar mit Tiefgaragenkosten von „zehn Millionen Euro aufwärts“.
Lüftungsschlitz teilt über der Garage gelegenen Stadtpark
Bisher hat eine Mehrheit aus CDU, Grünen und Wählergemeinschaft WAB für den Plan gestimmt. SPD, FDP und Linke waren dagegen. Grundlage für das weitere Vorgehen ist ein Entwurf des Büros Gerber Architekten (Dortmund), den eine Jury unter 72 Bewerbern zum Sieger des Ideenwettbewerbs für Tiefgarage, Rathausanbau und Stadtpark gekürt hat.
In der 60 Meter breiten und bis zu 85 Meter langen unterirdischen Garage (entspricht der Größe des benachbarten Fußballplatzes) können 251 Autos und zehn Motorräder abgestellt werden. Prägnant ist eine fast 80 Meter lange Lüftungsöffnung in der Mitte, die den darüber gelegenen Stadtpark teilt. Ein- und Ausfahrt erfolgen von der Manfred-Samusch-Straße aus über eine Rampe neben dem Peter-Rantzau-Haus.
Kaufleute wollen Vorhaben mit Bürgerbegehren verhindern
Der Stadtpark bietet Spielplatz, Skaterbahn, Fitnessparkour, Streetball- und Volleyballfeld sowie Sitzbänke und Liegewiesen. Der dreigeschossige Verwaltungsanbau wird über eine gläserne Brücke im ersten Stock mit dem bestehenden Rathaus verbunden.
Bis der erste Bagger anrückt, dürften aber noch Jahre vergehen. Zunächst soll das Gebäude auf der Alten Reitbahn mit einem Edeka-Supermarkt, knapp 60 Wohnungen und etwa 220 Tiefgaragenplätzen fertiggestellt sein. Während der Bauzeit sollte die Wiese auf dem Stormarnplatz zum provisorischen Parkplatz für rund 120 Autos werden.
Die Debatte über die Tiefgarage war zeitweise ebenso emotional wie lautstark geführt worden. Gegner und Befürworter erhoben gegenseitig Lügenvorwürfe. Auch die Kaufleutevereinigung Stadtforum schaltete sich ein: Sie kündigte an, das Projekt notfalls mit einem Bürgerbegehren zu verhindern. Dafür müssten mehr als 1900 Unterschriften gesammelt werden.
Stadtverordnetenversammlung Ahrensburg Mo 1.3., 19.30, Sporthalle des Schulzentrums Am Heimgarten, Reesenbüttler Redder 4-10