Ahrensburg. Stellplätze an Klaus-Groth-Straße und Lehmannstieg sollen wegfallen. Autofreier Rathausplatz abgelehnt. Kritik von Kaufleuten.
Nach einer emotionalen Debatte haben die Mitglieder des Ahrensburger Bau- und Planungsausschusses am Mittwoch erste Weichen für die Zukunft der Parkplätzeim Stadtzentrum gestellt. Das Ergebnis: Die zehn Stellplätze an der Klaus-Groth-Straße direkt nach der Ausfahrt aus der CCA-Tiefgarage und die Plätze im Lehmannstieg fallen weg. Ausgenommen sind die Stellflächen für Behinderte und für E-Autos.
Ahrensburger Politiker streichen Parkplätze und erhöhen Gebühren
Mit dem Beschluss folgten die Politiker einem Antrag von Grünen und Wählergemeinschaft WAB. Diesen hatten die Fraktionen als Reaktion auf die Ergebnisse der Parkraumerhebung eingebracht, das im Juni im Ausschuss vorgestellt worden war. Darin kommt das Hamburger Büro SBI zu dem Schluss, dass Ahrensburg über ausreichend Parkplätze verfüge und die Auslastung selbst in Spitzenzeiten nur bei rund 79 Prozent liege. „Wir haben genug Puffer, sodass wir uns eine Reduzierung der Stellplätze erlauben können“, sagte Grünen-Fraktionschefin Nadine Levenhagen. Weniger Parksuchverkehr im Zentrum erhöhe die Sicherheit für Radfahrer und Fußgänger und trage zu mehr Aufenthaltsqualität in der Innenstadt bei.
Parkende Autos vor Tiefgaragenausfahrt gefährden Fußgänger
Gerade an der Tiefgaragenausfahrt am CCA-Einkaufszentrum sei die Situation aktuell durch die dort einparkenden Autos für andere Verkehrsteilnehmer gefährlich. Diesen Vorschlag trugen dann auch mit Ausnahme der CDU alle Fraktionen mit. Die Mehrheit der Politiker sprach sich zudem dafür aus, ein absolutes Halteverbot anstelle des derzeitigen eingeschränkten Halteverbots in der Rathausstraße und im Teilstück der Großen Straße vor der Accent-Apotheke zu prüfen.
Keine Mehrheit für Konzept für einen autofreien Rathausplatz
Keine Mehrheit gab es dafür, die 17 nach dem Umbau der Hamburger Straße verbleibenden Stellplätze für Behinderte und Besucher des dortigen Ärztehauses zu reservieren. Auch Vorstöße von Grünen und WAB, eine anderweitige Nutzung des Rathausplatzes prüfen zu lassen, um diesen mittelfristig autofrei zu bekommen, wurden abgelehnt. Vertagt auf die Zeit nach dem Umbau der Hamburger Straße wurde die Entscheidung über die Zukunft der Stellplätze an Hagener und Manhagener Allee.
FDP scheitert mit Änderungsantrag und übt Kritik an Parkraumerhebung
Vor der Abstimmung war die FDP mit ihrem Änderungsantrag gescheitert, einen Beschluss über das Papier von Grünen und WAB zu vertagen und Nachbesserungen an der Parkraumerhebung einzufordern. Die Liberalen kritisieren, dass die Datenerhebung durch das Büro nicht repräsentativ sei, weil sie im September 2020, kurz nach dem ersten Lockdown, erfolgt sei, als noch viele Menschen zu Hause geblieben seien.
Bauamtsleiter Kania verteidigt die erhobenen Zahlen
Dieser Kritik trat Bauamtsleiter Peter Kania entgegen. Er sagte: „Bei den Zahlen handelt es sich lediglich um eine Bestandsaufnahme, die Auswertung mit den Konsequenzen, die sich daraus ergeben, ist noch in Arbeit.“ Die Verwaltung wolle demnächst ein Konzept vorstellen. Zur Sitzung waren auch zahlreiche Vertreter der Kaufleutevereinigung Stadtforum gekommen. Die Händler fürchten um die Kunden, die von außerhalb nach Ahrensburg kommen.
Nessler-Geschäftsführer warnt Politiker vor überstürzten Beschlüssen
Nessler-Geschäftsführer Stefan Skowronnek appellierte an die Politiker, keine voreiligen Beschlüsse zu fassen. „Sie entscheiden hier etwas, aber wir tragen das wirtschaftliche Risiko dafür“, warnte er. Eine autoarme Innenstadt mit mehr Aufenthaltsqualität sei auch im Interesse der Geschäftsleute, doch müssten zuerst Ersatzparkplätze geschaffen werden. Erstmals schaltete sich auch Citymanager Christian Behrendt in die Debatte ein. „Es empfiehlt sich dringend, neue Parkplätze zu schaffen, bevor Sie vorhandene streichen“, sagte er. 70 Prozent der Innenstadtbesucher kämen von außerhalb. „Es wäre fatal, diese Kunden zu verprellen“, warnte Behrendt.
CDU verspricht: „Mit uns wird es keine Streichung von Parkplätzen geben“
Hartmut Bade (FDP) sagte: „Wir dürfen diese Leute nicht als lästige Autofahrer sehen, sondern müssen sie als die betrachten, die unsere Wirtschaft und damit auch den städtischen Haushalt am Laufen halten.“ Ähnlich äußerte sich Uwe Gaumann (CDU) und versicherte: „Mit uns wird es keine Streichung von Parkplätzen in großem Umfang geben.“
Grüne wollen kein „Drive-in bis vor die Ladentür“
Nadine Levenhagen konterte: „Auch wir Grünen wissen, dass Parkplätze für den Einzelhandel sehr wichtig sind.“ Was ihre Fraktion nicht gelten lassen wolle, sei der Anspruch einiger Kunden, „mit ihrem Auto wie im Drive-in direkt bis vor die Ladentür zu fahren.“ Der Antrag der SPD, die Innenstadt an Wochenenden testweise für Autos zu sperren, wurde vertragt, weil die Linken Beratungsbedarf anmeldeten. Einstimmig beschlossen haben die Politiker hingegen eine Erhöhung der Parkgebühren für die städtischen Stellplätze ab dem 15. Oktober. Dies hatte die Verwaltung empfohlen, weil die Stadt nach einer Gesetzesänderung ab dem Jahreswechsel Umsatzsteuer aus den Einnahmen der Parkraumbewirtschaftung abführen muss.
Eine Stunde Parken kostet künftig 60 statt 50 Cent
Die erste Stunde Parken kostet künftig 60 statt 50 Cent, jede weiteren fünf Minuten zehn Cent. Bislang konnte jeweils eine halbe Stunde für 50 Cent hinzugebucht werden. Ein Tagesticket auf den Stellplätzen mit Langzeitparktarif kostet künftig 2,40 statt zwei Euro. Außerdem wird das Parken an der Bahnhofstraße und der Wilhelmstraße im Bereich des Lindenhofs kostenpflichtig. Im Gegenzug soll es mit Inkrafttreten der neuen Gebührenverordnung möglich sein, per Smartphoneapp minutengenau ein Parkticket zu buchen, dann fallen in der ersten Stunde ein Cent und ab der 61. Minute zwei Cent pro Minute an.