Reinbek. Austausch auf Augenhöhe und juristischer Rat: Das Familienzentrum und der Verein Humane Trennung und Scheidung bieten Hilfe.

Das Fest der Familie und der Liebe – dass Weihnachten seinem Ruf nicht immer und vor allem nicht allen gerecht wird, sondern die Erwartungen von allen Seiten eher eine Sprengwirkung entfalten können, das weiß Martina Kurr, Leiterin des Familienzentrums Reinbek, nur zu gut. „Gerade die Corona-Pandemie – eine ohnehin bewegende Zeit –, in der man sich von anderen möglichst fernhalten sollte, trifft die Getrennten und die Alleinerziehenden einfach härter.“ Denn die Adventszeit sei für sie sowieso schon eine sehr sensible Zeit. „Denn leider trennen sich die meisten eher im Herbst und im Winter“, berichtet sie.

Deshalb möchten Familienkoordinatorin Martina Kurr und Rechtsanwältin Britta Schneider, Mitglied im Verein Humane Trennung und Scheidung (VHTS), ihnen jetzt eine Anlaufstelle in Reinbek bieten. „Wir wollen den Alleinerziehenden die Hand reichen. Damit sie wissen, sie müssen da nicht allein durch“, sagt Martina Kurr.

Reinbek: Alleinerziehende werden kaum wahrgenommen

Aus dem Armutsbericht Reinbeks geht hervor, dass es 2018 im Stadtgebiet 669 Haushalte gab, in denen Alleinstehende mit Kindern lebten. Aktuellere Werte gibt es nicht, die Zahl der Alleinerziehenden in Reinbek wird nirgendwo erhoben. Dies scheint aus Sicht der Behörden nicht nötig, denn sie bekommen keine anderen Leistungen als andere Familien.

Dabei lastet auf den Schultern der Alleinerziehenden oft die doppelte Erziehungsverantwortung, oft auch die doppelte finanzielle Verantwortung, wenn sich der Partner dem entzieht. Häufig kommen noch Streit um das Geld oder auch die Zeit mit den Kindern hinzu – von Trennungsschmerz, Eifersucht, Schuldgefühlen den Kindern gegenüber und Zukunftsängsten einmal abgesehen.

Treffen weichen vorerst Telefonberatungen

Die Kooperation des Familienzentrums und des VHTS sollte eigentlich schon im November mit einer 14-tägigen Anlaufstelle für Alleinerziehende in der Villa Tesch starten (jeweils donnerstags von 16 bis 18 Uhr). Dies ist auch mit Bürgermeister Björn Warmer und dem Kinder- und Jugendbeauftragten Ulrich Gerwe abgestimmt. Doch der Teil-Lockdown reduzierte das Angebot zunächst auf Telefon- und Online-Beratungen.

Geplant sind Treffen, bei denen sich alleinerziehende Mütter und Väter ungestört unterhalten und informieren können. Begleitet werden sie von Fachkräften, die vorerst durch das Familienzentrum finanziert werden. „Ich suche nach weiteren Finanzierungsmöglichkeiten“, sagt Martina Kurr. „Es wäre toll, wenn zusätzlich kompetente Betreuerinnen die Kinder mit im Auge behalten könnten. Dann könnten wir auch gezielt andere Aktivitäten oder Dozenten zu verschiedenen Themen einladen. Die Kinder könnten dabeisein und erfahren, dass auch bei anderen der Papa oder auch die Mama nicht zu Hause wohnt.“

Ziel ist ein gutes Miteinander

Der Alleinerziehendentreff soll von allen gemeinsam gestaltet werden. Ziel ist auch ein gutes Miteinander, beispielsweise gemeinsame Ausflüge. Martina Kurr hört zu und unterstützt bei Bedarf. Sie ist mit Beratungsstellen wie der SVS Stormarn gut vernetzt und versteht sich auch als Brücke zu diesen. Wann persönliche Treffen vor Ort möglich sein werden, ist ungewiss. Dies wird online unter www.familienzentrum-reinbek.de angekündigt.

Solange gibt es telefonische Beratungen. Wer Interesse an den Treffen oder an Beratungen hat, möge vorher unter der Telefonnummer 040/72 75 08 22 oder per E-Mail an familienzentrum@reinbek.de einen Termin verabreden.

Kostenlose erste Rechtsberatung

Parallel zu den Treffen, in einem extra Raum, bietet Rechtsanwältin Brittag Schneider kostenfreie Rechtsberatungen an. Der Verein VHTS ist der erste Ansprechpartner für alle, die mit dem Zerbrechen ihrer Beziehung konfrontiert sind. „Wir sind der Wegweiser, um aufzuzeigen, welche Rechte und Pflichten man hat, für welche Dinge man zwingend einen Anwalt braucht, wann man zum Jugendamt gehen sollte und welche Kosten entstehen können“, sagt Britta Schneider.

In Zusammenarbeit mit dem Familienzentrum Reinbek bietet sie kostenlose Erstberatungen an – coronabedingt ebenfalls nur telefonisch an jedem zweiten Donnerstag von 16 bis 18 Uhr. Der nächste Termin ist Donnerstag, 10. Dezember.