Reinbek. Verschwörungsgläubige sind sehr aktiv in Reinbek. Erneut sind Botschaften wie „Impfen tötet“ und “Spahn an den Kran“ zu lesen.

Man kann sich darüber ärgern, es ignorieren – oder aber wie Rüdiger Granz und seine Nachbarin Barbara Meyner einen Eimer Wasser und einen Schrubber in die Hand nehmen. Der Rentner aus Hinschendorf hatte Schmierereien von Corona-Leugnern rund um den Täby-Platz entdeckt und sich dazu entschieden, nicht wegzusehen.

Heftige Parolen wie etwa „Psychoterror meiden – Tagesschau abschalten“ und „Spahn an den Kran“ oder aber Hinweise auf Internet­seiten von Verschwörungstheoretikern fanden die engagierten Nachbarn auf dem Pflaster des Täby-Platzes, auf dem Parkplatz an der Nordseite, auf Fußwegen um den Platz und neben Budnikowsky vor.

Pflasterparolen von Corona-Leugnern: Anwohner reinigen Täby-Platz

„Ich habe sie am Dienstagnachmittag an fünf Stellen entdeckt. Sie waren noch frisch und wurden vermutlich in der Nacht von Montag auf Dienstag mit Pflasterkreide aufgemalt“, sagt Granz. Für den 73-Jährigen ein Unding: „Diese Leugnerei finde ich haarsträubend und auch menschenverachtend. Es ist für mich ein Zeichen von Solidarität, sich impfen zu lassen.“ Er und seine Frau erhalten heute im Reinbeker Impfzentrum ihre Erstimpfung.

So ärgerlich die Schmierereien auch sind: „Zumindest hat die Malaktion länger gedauert, als das Schrubben“, meint Granz.

Reinigungsaktion zur Marktzeit schafft viel Aufmerksamkeit und Zustimmung

Am Mittwoch um 11 Uhr, ganz bewusst zur Marktzeit, um Passanten aufmerksam zu machen, fand die Reinigungsaktion statt und dauerte eine gute Dreiviertelstunde. „Es gab viel positive Zustimmung und stille Unterstützung“, sagt Granz. Eine Mitarbeiterin aus dem Einzelhandel habe den engagierten Anwohnern etwa einen weiteren Eimer mit Wasser rausgestellt.

„Die Corona-Leugner in Reinbek sind überraschend aktiv und hartnäckig“, findet Granz. Immer wieder tauchen im Stadtgebiet Plakate auf. „Beispielsweise am Mühlenredder und an der Holländer Brücke. Eines war plötzlich weg, das andere wurde übermalt“, sagt der Rentner.

Bereits im März wurden die „Omas gegen Rechts“ aktiv gegen Schmierereien

Pflaster-Parolen hatten bereits die „Omas gegen Rechts Bergedorf und Drumrum“ im März am Täby-Platz entfernt. Die Aktion der Anwohner war spontan, sonst wären die Omas sicherlich auch wieder dabei gewesen. Rüdiger Granz sagt: „Auch wir lassen nicht locker. Ich stelle mich darauf ein, noch einmal zum Schrubber greifen zu müssen.“

Die Hinschendorfer Nachbarschaft ist gut vernetzt und aktiv. Zuletzt hatte etliche Anwohner sich vergangene Woche in der Straße Schatzkammer zusammengefunden, um sich für den Erhalt einer 100 Jahre alten Rot-Eiche einzusetzen.