Hamburg/Reinbek. Seit einem Jahr sind die Damen im Einsatz gegen Populismus und Fremdenfeindlichkeit – trotz Schwierigkeiten.
Seit 25. März 2020 zeigen diese Damen im fortgeschrittenen Alter klare Kante – gegen Populismus, Faschismus, Fremdenfeindlichkeit und alle Formen der Diskriminierung. Trotz der Corona-Pandemie und aller damit verbundenen Schwierigkeiten, gerade für die hier hauptsächlich vertretene Altersgruppe, sind die „Omas gegen Rechts Bergedorf und Drumrum“ aktuell sehr aktiv.
Denn die Seniorinnen sind überzeugt: Rechtsstaatsfeindliche Kräfte versuchen gerade in gesellschaftlich unruhigen Zeiten, ihre Botschaften unters Volk zu bringen – mal verborgen, mal äußerst subtil. Die „neuen Gegner“ der forschen „Omas“ kommen aus den Reihen der sogenannten Querdenker-Bewegung, der Corona-Leugner und Impfgegner.
„Große Teile dieser Bewegung sind bekanntermaßen rechts unterwandert“, sagt Karina Korth, „und die Fake News und Corona-Leugner-Parolen, die sie verbreiten, gefährden unsere Gesundheit und die Demokratie“. Korth (61) ist eine der Initiatorinnen des Aktionsbündnisses gegen Rechts.
"Omas gegen Rechts": Bergedorfer Ableger hat 70 Mitglieder
Und sie organisiert immer wieder Aktionen, um die „Omas“ im Gespräch zu halten. Als die Reinbekerin neulich rund um den Täby-Platz zum Einkaufen unterwegs war, fielen ihr Schmierereien wie „Psychoterror beenden! Tagesschau abschalten“ mitten auf den Gehwegen und Parkplätzen auf. „Zunächst habe ich meinen Augen nicht getraut. Aber dann habe ich die Truppe zusammengetrommelt“, berichtet Korth, die mit Mitstreiterinnen dann die dumpfen Parolen vom Stein schrubbte. „Die Beseitigung der rechten Schmierereien ist ein Lebenszeichen von uns“, so Korth.
Der Bergedorfer Ableger des bundesweiten Aktionsbündnisses zählt mittlerweile 70 Namen – darunter auch zwei Opas und viele jüngere Unterstützer. Bisher konnten sich die „Omas“ dreimal zu Monatssitzungen im Kulturhaus Serrahn-Eins treffen – bei einer Beteiligung von 30 Personen trotz Corona-Einschränkungen. Weitere Treffen mussten aus bekannten Gründen entfallen. Das Virus erschwere das Engagement ohnehin: „Es liegt in der Natur der Sache, dass wir zur Risikogruppe der aktuell anhaltenden Pandemie gehören. Entsprechend vorsichtig müssen wir sein“, sagt Karina Korth.
Bereits an viele Aktionen teilgenommen
Dies sei der Hauptgrund, weswegen die Bergedorfer „Omas gegen Rechts“ noch nicht „zu eigenen öffentlich wahrnehmbaren Aktionen“ gekommen seien. Jedoch waren Korth und Co. unter anderem als Bergedorfer Abordnung beim Nordtreffen der 27 Regionalgruppen der „Omas“ in Harburg, reihten sich in die Menschenkette am Sachsentor ein, initiiert von der Gruppe „Unteilbar Bergedorf“, und machten außerdem in Bergedorf beim Putzen der Stolpersteine während der „Woche des Gedenkens“ mit.
Wer weitere populistische und fremdenfeindliche Schmierereien entdeckt oder sich einfach bei den „Omas gegen Rechts Bergedorf und Drumrum“ engagieren möchte, nimmt mit ihnen über omas-gegen-rechts@email.de Kontakt auf. „Wir werden nicht wegschauen“, verspricht eine Bergedorfer „Oma gegen Rechts“, die ihren Namen aus Sorge vor Reaktionen aus dem rechten Lager nicht genannt sehen möchte. „Wir mahnen weiter und versuchen, das Bewusstsein der schweigenden Mehrheit für diese gefährliche Tendenz in unserer Gesellschaft zu sensibilisieren.“