Reinbek. Das erste Fundament am Mühlenredder in Reinbek ist gegossen. Warum jetzt das Thema Nachhaltigkeit zum Problem werden könnte.

Matsch, so weit das Auge reicht. Doch hier am Rande des Mühlenredder in Reinbek soll Großes entstehen: die neue Feuerwache der Stadt. Seit mehr als einem Jahrzehnt beschäftigt das Großprojekt die Kommunalpolitik. Nun geht es sichtbar los. Das erste Fundament ist gelegt, Mitte Januar soll auch das zweite gegossen sein. Außerdem wird das Grundstück erschlossen, werden die Leitungen verlegt. Das gesamte Bauvorhaben soll Ende 2023 fertig sein.

Bauamtsleiter Sven Noetzel steht am Rand der Baustelle und wirkt zufrieden. „Dieses Projekt setzt wirklich Maßstäbe, was nachhaltiges Bauen betrifft“, sagt er. „Wir wollen es einfach richtig machen.“ Der Rohbau, die Fassade und die Fenster aus dem nachwachsenden Rohstoff Holz, die Komplettbegrünung des Daches, das Blockheizkraftwerk und Naturkautschuk als Bodenbelag in einem Großteil des Gebäudes sollen das Feuerwehrgerätehaus zum nachhaltigsten städtischen Neubau in Reinbek machen. Darin waren sich die Politiker schon vor fünf Jahren einig.

Nachhaltiges Bauen: Neue Feuerwache in Reinbek bekommt Komplettbegrünung

Doch während Klimaschutz im Wohnungsbau längst praktiziert wird, ist das im sogenannten Sonderbau – wie bei einer Feuerwehr – noch neu. „Das bereitet uns nun Probleme bei den Ausschreibungen“, sagt Noetzel. „Im Prinzip kennen die Baufirmen das Thema alle aus dem Wohnungsbau, bringen die nötigen Kenntnisse und Fähigkeiten daher mit. Jetzt scheuen sie aber vermeintliche Risiken, weil es noch keine Standards gibt.“ Reinbek musste bei der Ausschreibung in die zweite Runde gehen, weil es für den Rohbau zunächst nur einen Bewerber gab. „Das wird sich ändern, wenn nachhaltiges Bauen die Regel wird“, sagt der Fachmann aus dem städtischen Bauamt.

Jetzt beginnt die Firma Pagels aus Bad Segeberg im März mit dem Holzbau. In Holzständerbauweise werde der Bau schnell voranschreiten, sagt Noetzel. „Wir werden bei einigen Firmen noch Überzeugungsarbeit leisten und sie auch unterstützen müssen“, sagt der Bauamtsleiter. „Der Brandschutz, der Aufzug, das geht alles. Noch haben nicht alle verstanden, was das für ein Leuchtturmprojekt wird.“

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Das Blockheizkraftwerk soll gleichzeitig für den Notstrom sorgen

Was die Preisentwicklung angehe, scheine sich die Lage wieder etwas zu beruhigen. „Wir haben kein Geld und müssen die Preise drücken. Doch die bewegen sich langsam in unsere Richtung“, hat Noetzel beobachtet.

Geplant sind auf der Bruttogeschossfläche von 3200 Quadratmetern eine Fahrzeughalle mit zwölf Toren plus Werkstatt und Waschhalle, außerdem noch zwei kleinere Werkstätten für den Atemschutz und die Elektrotechnik. Im Obergeschoss soll ein großer Schulungsbereich entstehen, der sich noch in drei Räume unterteilen lässt. In den Umkleiden sollen 121 Spinde sowie zusätzlich die für die Jugendfeuerwehrleute eingebaut werden.

Standort der Feuerwache Reinbek war lange ein Politikum in Reinbek

Fassade aus Holz, zwölf große Tore, hinter denen die Löschfahrzeuge stehen: So soll die Reinbeker Feuerwache am Mühlenredder aussehen, wenn sie fertig ist.
Fassade aus Holz, zwölf große Tore, hinter denen die Löschfahrzeuge stehen: So soll die Reinbeker Feuerwache am Mühlenredder aussehen, wenn sie fertig ist. © Arbeitsgemeinschaft Jan Derveaux und Rimpau & Bauer Architekten aus Berlin | Jan Derveaux und Rimpau & Bauer Architekten Berlin

Das Blockheizkraftwerk wird die beiden Schulen in der Nachbarschaft und die Feuerwehr versorgen, gleichzeitig dient es der Feuerwehr auch als Notstromaggregat. „Dafür brauchen wir keinen zweiten Motor“, sagt Noetzel überzeugt.

Es war ein langer Weg bis hier. Der Standort der Feuerwache am Mühlenredder war lange ein Politikum in Reinbek: Zu gefährlich für die benachbarten Grundschulkinder, zu klein, so lauteten die Kritikpunkte, um die sich die Kommunalpolitiker seit 2010 stritten. Nachdem die Politik 2015 den Entwurf von Jan Derveaux und Rimpau & Bauer Architekten ausgewählt hatte, entbrannte plötzlich ein neuer Streit um die Kosten des Projektes. Die waren mittlerweile auf 6,5 Millionen Euro geklettert, wie sie sich entwickelt hatten, war der Politik zu undurchsichtig. Deshalb legte sie das Projekt auf Eis. 2016 bewilligte sie das Geld.

Bislang sind die Kosten auf 13 Millionen Euro gestiegen.