Wedel. Stadt stimmt für das Mega-Projekt zwischen Hafenhotel und Elbdeich - aber nur fast geschlossen. Dort sollen auch viele Jobs entstehen.

Es ist ein weiterer Schritt gemacht worden für exklusives Wohnen und Arbeiten direkt an der Elbe in Wedel. Die Firma Baucon Projektmanagement aus Köln plant am Strandbaddamm ein exklusives Wohn- und Gewerbequartier. Der Komplex soll auf der Rückseite des Hafenhotels entstehen. Werden weitere politische Hürden genommen, soll ein knapp 20.000 Quadratmeter großes Grundstück auf dem ehemaligen Areal des Versandhandels Schneider (Am Strandbaddamm 2-4) bald umgestaltet werden. Doch es gibt auch kritische Stimmen.

Im Planungsausschuss stimmten die Politiker dem Vorhaben mehrheitlich zu, lediglich die Wählergemeinschaft Wedeler Soziale Initiative (WSI) hat massive Bedenken und sprach sich gegen die Fortführung des Bebauungsplanverfahrens aus.

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„Zum einen geht es um unsere generelle Haltung, dass mehr Wohnungen auch zwangsläufig mehr Kitas und Schulen in Wedel bedeuteten. Die soziale Infrastruktur muss dann einfach mitwachsen können. Und das funktioniert angesichts von Wedels Haushaltslage einfach nicht“, sagt die WSI-Fraktionsvorsitzende Angela Drewes, deren Gegenstimme bei neun Stimmen für die „Strandbad-Höfe“ jedoch keine Auswirkungen hatte.

Am Hafenkopf an der Elbe steht das Hotel in Wedel. Genau zwischen dem Deich und dem Hotel soll das Schneider-Areal mit dem Projekt „Strandbad-Höfe“ überbaut werden.
Am Hafenkopf an der Elbe steht das Hotel in Wedel. Genau zwischen dem Deich und dem Hotel soll das Schneider-Areal mit dem Projekt „Strandbad-Höfe“ überbaut werden. © Baucon | Architekten Venus

Zum anderen sei es vor allem das Thema Hochwasserschutz, das aus ihrer Sicht nicht ausreichend bedacht werde. Die Hochwasserschutzanlage am Schulauer Hafen schützt vor Fluten mit einer Höhe von bis zu 7,30 Meter Höhe. Der Landesschutzdeich ist noch einmal 20 Zentimeter höher.

Hochwasserschutz am Elbhafen für bis zu 7,30 Meter hohe Wassermassen

„Das Schneider-Areal liegt vor dem Landesschutzdeich. Eine offizielle Begehung und Prüfung hat ergeben, dass der Deich bis zum Jahr 2030 hoch genug ist. Anschließend wird wieder geprüft“, erklärt die WSI-Politikerin. Die Bauten der Strandbad-Höfe sollen dort allerdings viel länger bestehen bleiben – als bis zu dieser Datumsgrenze.

Wegen des „anziehenden Klimawandels“ hält Drewes den Standort für ungeeignet, weil die Deiche im Laufe der Jahrzehnte immer wieder erhöht werden müssen. Wenn man sich aktuell beispielsweise an der Nordseeküste umschaue, seien solche Klimadeiche bereits auf 8,20 Meter Höhe angehoben worden – und davor gebe es für das Wasser laut der Politikerin 20 Meter freie Fläche.

„Anziehender Klimawandel“ – WSI-Politikerin hält Bauprojekt für sinnlos

„Das geht perspektivisch nicht, wenn da die Gebäude der Strandbad-Höfe stehen“, meint sie. Bisher gelte das Gebiet am Strandbaddamm noch nicht als Vordeichland. Es könnte vom Land Schleswig-Holstein aber noch als solches deklariert werden – dann dürfe es mutmaßlich ohnehin nicht bebaut werden.

Aus Drewes Sicht dürfe aufgrund der ungewissen Lage jetzt nicht auf irgendwelche Sondergenehmigungen spekuliert werden. Es wäre nicht vorausschauend, derart nah 100 Wohnungen an die Elbe zu bauen. Sie erinnert etwa an die katastrophale Jahrhundertflut 1976, als Teile Wedels ebenfalls großflächig überflutet worden waren.

Schon bei der Jahrhundertflut 1976 waren Teile Wedels heftig überflutet

„Sollen dann schlimmstenfalls Bewohner dort aus 100 Wohnungen aus der Luft versorgt werden? Zuletzt erst gab es doch auch die Ostsee-Flut. Teilweise ist es schon verboten, zu nah an Gewässern Wohnungen zu bauen“, mahnt Drewes.

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Das Wohnen am Strandbaddamm soll erst ab 8,50 Metern Höhe möglich sein, im darunter liegenden Geschoss sollen laut Beschlussvorlage gastronomische Angebote und Dienstleistungen, Nebenräume und Stellplätze für Autos und Fahrräder entstehen. Die Verwaltung wies in der Planung auf einen fortlaufenden Austausch und eine Abstimmung bei der Planung mit dem Landesküstenschutz hin.

Wohnen an der Elbe: Ab 8,50 Metern Höhe sollen die Wohnungen enstethen

120 Millionen Euro möchte das Unternehmen Baucon am Strandbaddamm investieren. 2020 übernahm Baucon den Gebäudekomplex, nachdem Schneider den dortigen Firmensitz aufgegeben hatte. Gemeinsam mit den Büros Architekten Venus und Elbberg Stadt/Landschaft soll das Projekt verwirklicht werden. Bislang werden Flächen am Strandbaddamm ausschließlich gewerblich genutzt – Wohnungsbau gibt es noch nicht. Lediglich das Hotel am Hafen bietet eine flutsichere Übernachtungsmöglichkeit.

Nun ist die sogenannte Öffentlichkeitsbeteiligung für den Bebauungsplan des Schneider-Areals durch die Mehrheitsentscheidung der Politiker für die „Strandbad-Höfe“ angestoßen worden. Mitte des Vorjahres hieß es seitens der Projektentwickler, dass die Fertigstellung des Mischgebiets aus Wohnungen, Gewerbe und Büros für 2028 avisiert werde.