Elmshorn. Elmshorn bereitet sich auf den ersten Spatenstich für den neuen Verwaltungssitz vor. Warum dieses Rathaus ein Vorzeigeprojekt ist.
Das Wetter und die Prognosen für die kommenden Winterwochen könnten wahrlich besser sein. Aber Thomas Kröger, Sachgebietsleister Hochbau der Stadt Elmshorn, und Baustadtrat Lars Bredemeier wollen keine Zeit verschenken bei der Umsetzung eines der wichtigsten Bauvorhaben in der Krückaustadt in den kommenden Jahren.
Am 28. November bedeutet der symbolische erste Spatenstich im Beisein von Schleswig-Holsteins Innenministerin Sabine Sütterlin-Waack (CDU) den Auftakt der Bauarbeiten für das neue Rathaus. Bis 2028 soll der künftige Verwaltungssitz der Krückaustadt dann fertiggestellt sein und seinen Dienst aufnehmen.
Neues Rathaus Elmshorn: Baugrund wird seit dieser Woche vorbereitet
Entsprechend hat die Vorbereitung des Baugrunds auf dem Areal zwischen Schauenburger Straße/Buttermarkt, der Straße Vormstegen und der künftigen Planstraße A begonnen. Passend dazu finden in direkter Nachbarschaft, auf der östlichen Seite der Planstraße A, die Entkernungs- und Abrissarbeiten für den Teil der Knechtschen Hallen statt, an dessen Stelle das neue Parkhaus entstehen soll. Es geht voran bei der Entwicklung von Elmshorns neuem Herzen.
Doch während die Verwandlung der benachbarten Knechtschen Hallen in ihrer Ausführung ganz in der Hand von Investor Semmelhaack Immobilien liegt, so hat das städtische Duo einen genauen Blick darauf, wie sich der künftige Verwaltungssitz präsentieren wird. Und eines steht schon jetzt fest: Elmshorn will in vielerlei Hinsicht mit seinem neuen Rathaus eine Vorbildrolle für andere Städte und Gemeinden übernehmen: Nachhaltigkeit ist Trumpf.
Milzbrandverdacht beim Rathausbau: Untergrund wird mit Spezialvlies vom späteren Bau abgeschottet
Doch bevor der Bau sichtbar in die Höhe wächst, was ab 2026 der Fall sein soll, gilt es, mit den Altlasten der Vergangenheit korrekt umzugehen. Denn auch hier ist der Boden durch die einst auf dem Areal ansässige Lederindustrie mit Gerbereiabfällen belastet und milzbrandverdächtig. „Hinzu kommt die Methanbelastung durch Gärungsprozesse im Untergrund, weil dies alles auf einem Altarm der Krückau passiert“, sagt Thomas Kröger. „Gase und Schadstoffe werden wir im Boden belassen, sperren die aber durch verstärkte Geovliese ab, um jeglichen späteren Kontakt zum Menschen zu unterbinden.“
Ein spezielles Grundwasser-Monitoring wird ständig überwachen, ob durch die Bauarbeiten, wozu auch das Einbringen von 308 Gründungspfählen gehört, die Bodenverhältnisse verändert werden. Und hier wird es schon speziell beim Rathausbau, denn Pfahl ist hier nicht einfach nur Pfahl. „Fast 200 der Pfähle werden wir durch den Einsatz von Geothermie zur Wärmeerzeugung nutzen“, sagt der Mann aus dem Gebäudemanagement Hochbau. „Das Gebäude wird hierfür keinerlei fossile Brennstoffe benötigen.“
Neues Rathaus: Cleveres Energiemanagement sorgt für effiziente Heizung und Kühlung
Die für die Gebäudekühlung (Kröger: „Es ist keine Klimaanlage.“) benötigten Wärmepumpen werden durch Strom betrieben, den eine Photovoltaikanlage auf dem Rathausdach erzeugt. Durch die ständige, nachhaltige Energiezufuhr ermöglichen Heiz- oder Kühlungsbetrieb über die Betondecken des Hauses eine Grundtemperatur von 17 Grad Celsius. „So wird die dann benötigte Energie für das Erreichen der Nutztemperatur auf ein Minimum reduziert“, erklärt Kröger nicht ohne Stolz.
Doch wenn schon Boden und Untergrund des Rathauses mit Besonderheiten aufwarten und der Bau darauf mit Nachhaltigkeitskonzepten nur so protzt, so soll auch das künftige Dach eine Klasse für sich sein. „Es wird ein Dach aus zu 98 Prozent recyceltem Aluminium draufgesetzt, das wir dann begrünen“, erklärt Kröger. „Neben dem Einfluss auf das innerstädtische Klima soll dieses grüne Dach in seiner Funktion als Niederschlagsrückhalt besonders die Auswirkung der immer häufiger vorkommenden Starkregen abmildern und für einen reduzierten Abfluss sorgen.“
Raffiniertes Rathausdach: Die Aluminiumkonstruktion ist nachhaltig und mildert Wirkung von Starkregen
Das geneigte Aluminiumdach hat noch weitere Trümpfe auf seiner Seite. Mit rund 70 Jahren Lebensdauer übertrifft es Flachdächer mit Folie um rund ein halbes Jahrhundert. „Und während die Bitumen-haltigen Baustoffe der Flachdächer nur entsorgt werden, kann das ausgediente Aludach wieder in den Rohstoffkreislauf eingehen“, sagt Kröger. „Wo immer möglich, wollen wir in unseren städtischen Häusern nur Dinge einbauen, die hinterher auch wieder genutzt werden können. Deswegen werden zum Beispiel auch keine Baustoffe miteinander verklebt, um sie später auch wieder sortenrein zu trennen.“
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In dem barrierefreien Drei-Flügel-Bau sollen körperliche Einschränkungen von Mitarbeitenden und Besuchern bestmöglich aufgefangen werden. Und das durchgehende, lichte und zentral angelegte Treppenhaus hat auch für den Kundenverkehr einen großen Vorteil: „Wer sich am Empfang meldet, kann von dort aus mit einem Blick das ganze Gebäude erfassen“, erklärt Kröger den Gebäudeaufbau. „Bereiche, die von dort nicht zu erfassen sind, gehören auch nicht zu den Ämtern, die für Kundenverkehr vorgesehen sind.“
Nachhaltiges Bauen am Rathaus: Zertifizierung bringt Ärger mit Landesrechnungshof
Sehr viel Gedankenarbeit, die hier investiert wurde. Oft haben die Macher externen Rat eingeholt, um sich bestätigen zu lassen, dass sie auf dem richtigen Weg sind. Aufwand, der sich nicht allen auf den ersten Blick erschlossen hat.
„Unser Bauvorhaben ist durch die Deutsche Gesellschaft für nachhaltiges Bauen im Vorfeld auf Nachhaltigkeit geprüft und mit Goldstandard zertifiziert worden“, berichtet Lars Bredemeier. „Die hierfür ausgegebenen rund 100.000 Euro bei einem Gesamtbauvolumen von 56 Millionen Euro wurden vom Landesrechnungshof kritisiert; dafür steht jetzt also mein Name im Schwarzbuch, dass wir nachgewiesen haben, dass wir nachhaltig bauen.“