Quickborn. „Ich gehöre nicht mehr auf die Straße“, sagt der prominente TV- und Radiomann. Ein Unfall habe seinen Entschluss beeinflusst.
Nun muss er laufen oder sich fahren lassen. Allein ins Auto steigen und sich selbst am Lenkrad irgendwo hinfahren darf Carlo von Tiedemann nicht mehr. Die NDR-Radio-Legende hat ihren Führerschein abgegeben, wie von Tiedemann jetzt dem Abendblatt bestätigt. „Ich gehöre nicht mehr auf die Straße“, sagt er. „Ich fühlte mich zuletzt einfach unwohl und unsicher am Steuer. Darum habe ich den Führerschein jetzt lieber abgegeben, bevor noch etwas passiert.“
Tatsächlich hatte Carlo von Tiedemann vor etwa eineinhalb Jahren einen Unfall in Quickborn verursacht, wo der Rundfunkmoderator seit vielen Jahren mit seiner Frau lebt. Ein Sekundenschlaf habe ihn übermannt, und er sei in ein anderes Auto gekracht, erzählt von Tiedemann. „Zum Glück war es nur ein Blechschaden.“
NDR-Moderator Carlo von Tiedemann: Unfall sei für ihn „ein Warnschuss“ gewesen
Danach sei er zwar weiter Auto gefahren. „Aber möglicherweise war dieser Warnschuss jetzt mitverantwortlich für meine Entscheidung, den Führerschein abzugeben.“ Er sei immer öfter beim Fahren ins Schwitzen gekommen und habe sich gestresst gefühlt.
Abgegeben hat der 81-Jährige den Führerschein in der zuständigen Ausstellungsbehörde, der Pinneberger Kreisverwaltung in Elmshorn. Eine Monats- oder Jahreskarte für den öffentlichen Nahverkehr habe er dafür nicht im Gegenzug erhalten, wie dies andere Kommunen Senioren kostenlos anbieten, um sie zum Verzicht aufs Auto zu bewegen. „Aber vielleicht kriege ich ja noch eine Prämie von 1000 Euro dafür“, sagt Carlo von Tiedemann in gewohnt launiger Art.
Der NDR-Kultmoderator ist jeden Sonnabend wieder auf Sendung mit Schlagern
Ohnehin sei er kein Freund des Bus- oder Bahnfahrens. Er werde sich jetzt zum NDR in die Rothenbaumchaussee fahren lassen, wo er weiterhin die Schlagersendung „Carlo kennt sie alle“ moderiert. Sonnabends von 10 bis 12 Uhr wird sie ausgestrahlt. Seine Frau werde ihn wohl nun zur Arbeit chauffieren, sagt er. Ihren VW Tiguan hätten sie nämlich noch nicht abgemeldet.
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Im Frühjahr musste der Kultmoderator, der seit mehr als 50 Jahren Radio und Fernsehen beim NDR macht und Anfang der 70er-Jahre auch als Lokalreporter fürs Abendblatt arbeitete, wegen einer Herz-OP ein paar Monate pausieren und erholte sich in einem Pflegeheim, das sein Quickborner Nachbar Eicke Kuhrcke betreibt. Jetzt sei er aber gesundheitlich wieder auf dem Damm, beteuert Carlo von Tiedemann. Auch wenn er noch ein wenig gehbehindert sei.
Carlo von Tiedemann hatte den Führerschein 62 Jahre lang
Auf die Frage, ob er anderen autofahrenden Senioren ebenfalls raten würde, zu gegebener Zeit ihren Führerschein abzugeben, antwortet er aber sehr zurückhaltend. „Ich möchte mir nicht anmaßen, anderen Ratschläge zu erteilen“, betont Carlo von Tiedemann. „Das soll sich jeder selbst überlegen.“ Für ihn sei es nun das Beste gewesen. „Der Verkehr hat ja enorm zugenommen.“
Seit er den Führerschein 1962 gemacht habe, sei er ein Vielfahrer gewesen, der bestimmt 50.000 Kilometer im Jahr mit dem Auto gefahren sei, sagt von Tiedemann. „Ich bin all die Jahre jeden Tag, jede Woche Auto gefahren.“