Wedel. Familien setzen sich für Rettung des Kinderhorts am Fährenkamp ein. Warum es diese Kita sein muss, welche Rettungswege es gibt.
Für die Eltern kam das Aus der Kita „Lütt Hütt“ aus dem Nichts. Der Träger „Das kleine Haus“ hatte am Freitag, 18. Oktober, die Eltern informiert. Die Wedeler Stadtverwaltung gab eine kurze Mitteilung heraus, dass im kommenden Jahr die Kinder in anderen Einrichtungen der Stadt unterkommen können.
Doch die Eltern, die die Bekanntgabe des Kita-Endes am Fährenkamp „völlig unerwartet“ getroffen habe, geben sich längst noch nicht geschlagen. Sie wollen die Schließung zum 31. März des kommenden Jahres verhindern. Und haben eine gemeinsame Mitteilung veröffentlicht.
Kita „Lütt Hütt“: Die Lage der Einrichtung ist ihr großer Trumpf
Lägen die meisten Kitas zentral in der Stadt, sei die Kita Lütt Hütt etwas Besonderes: „Vor den Toren der Stadt gelegen zwischen den Holmer Sandbergen und dem Butterbargsmoor, ein Lernort in einem kleinen Haus fast mitten in der Natur, der den Kindern ein verlässliches zweites Zuhause bietet.“
Den Eltern würde mit Betreuungszeiten von 7.30 bis 16 Uhr eine größtmögliche Flexibilität für die Arbeit – und den Erzieherinnen ein bisher sicherer und erfüllender Arbeitsplatz geboten. „Dies ist nun in Gefahr, weshalb eine breite Elterninitiative versucht den Prozess zur Weiterführung der Kita zu unterstützen und zu beschleunigen“, heißt es in dem Schreiben.
Kita-Schließung in Wedel: Eltern suchen eigenständig nach einem neuen Träger
So würden Eltern Kontakt zu möglichen neuen Trägern aufnehmen, sich bei anderen Kitas informieren und prüfen juristisch die Gründe, die zur Schließung geführt haben. Es gebe für den Einsatz „positive Rückmeldungen aus der Politik, z. B. von Fraktionsvorsitzenden, der stellv. Stadtpräsidentin oder Kandidatinnen und Kandidaten für das Amt des Bürgermeisters“.
Die Verwaltung der Stadt Wedel stellte kurzfristig Ersatzplätze in der neuen City-Kita der AWO an der Rissener Straße zur Verfügung und die 40 Kinder der „Lütt Hütt“ haben bei der Vergabe Priorität. „Die Eltern sind der Stadtverwaltung und der AWO sehr dankbar für das Angebot und fast täglich werden den Eltern von Seiten der Stadt Vorschläge für freie Plätze unterbreitet.“
Ersatz für Kita „Lütt Hütt“: Bisherige Angebote sind nicht mit Lebensumständen der Familien vereinbar
Doch es zeige sich, dass die angebotenen Plätze nicht zur Arbeits- und Alltagsrealität der Eltern und ihrer Kinder passen würde. Etwa: Beim AWO-Angebot gibt es keinen gesicherten Frühdienst vor acht Uhr – oder einen Spätdienst nach 15 Uhr, angebotene Plätze seien auf Nachfrage doch von Geschwisterkindern belegt. Weitere Probleme: Es gibt nur eine Betreuung von 8.30 Uhr bis 12 Uhr, Kinder aus dem Krippenbereich können nicht anschließend in den Elementarbereich wechseln.
Und es gibt weitere Probleme: Angehende Schulkinder müssten für nur drei Monate in eine gänzlich neue Kita wechseln, falls sie angenommen würden. Insbesondere Eltern, die mehrere Kinder, zum Beispiel, im Krippen- und Elementarbereich, unterbringen müssen, hätten „keinen Einfluss, weder auf Konzept noch Standort“, sondern müssten, die „City-Kita akzeptieren oder ein Kind bis Oktober/November zu Hause lassen“, wie es eine Mutter betont.
Probleme durch Kita-Schließung: Einzelfälle oder grundsätzliche Schwierigkeiten?
Möglicherweise sei dies ein „Einzelfall“, wie die stellvertretende Bürgermeisterin Julia Fisauli-Aalto jener in einem persönlichen Gespräch mitteilte, aber laut Elternbrief „auch ein Fall für den es aus Sicht der Eltern eine Lösung geben muss“.
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In Wedel gebe es laut der Eltern Wartelisten und die Schließung der Kita Lütt Hütt verschärfe das Problem nur, beziehungsweise verschiebe es auf die Eltern, die aktuell noch gar keinen Platz für ihre Kids haben: „Es herrscht daher Leidensdruck für die Eltern für einen lückenlosen Fortbestand der Kita im Fährenkamp zu kämpfen.“
Hoffnungsschimmer für „Lütt Hütt“: Bis zu fünf Träger haben bereits Interesse bekundet
Bis zu fünf regionale und überregionale Träger hätten eine positive Rückmeldung gegeben, großes Interesse am Standort signalisiert und stünden bereits im Austausch mit der Stadt, die nun hoffentlich zeitnah ein Interessenbekundungsverfahren in die Wege leiten werde. Eine Begehung zwecks Verlängerung der Betriebserlaubnis sei der Elternschaft für Anfang November in Aussicht gestellt worden.
Diese müsse neu beantragt werden. Und das würde laut Fachdienst Kindertagesbetreuung eine Weile dauern. Die Erzieherinnen der Kita „Lütt Hütt“ wollen den von den Eltern eingeschlagenen Weg mitgehen. Theoretisch könnte die Stadt auch die Trägerschaft für einen gewissen Zeitraum übernehmen.