Halstenbek. Investor will großes Mehrfamilienhaus in Einzelhaussiedlung bauen. Anlieger protestieren, doch der Gemeinderat genehmigt es. Die Pläne.

Enttäuscht und verärgert reagierten die Anwohner auf den Beschluss im Gemeinderat: Die Veränderungssperre, auf die sie gehofft hatten, kommt nicht. Damit kann das große Mehrfamilienhaus mitten in der kleinen Einzelhaussiedlung am Eidelstedter Weg in Halstenbek wie geplant gebaut werden. Die Grünen hatten die Veränderungssperre, mit der Politiker wie Betroffene Einfluss auf das Bauvorhaben ausüben können, beantragt. Die SPD war auch dafür, CDU und FDP dagegen. Es kam zum Patt, Antrag abgelehnt.

Die Pläne des Investors sehen ein Mehrfamilienhaus mit acht Wohnungen auf einer Grundfläche von 325 Quadratmetern vor. Die Firsthöhe könnte 13,50 Meter betragen. „Damit wäre das Wohnhaus viermal so groß wie die angrenzenden Einzelhäuser und fast doppelt so hoch. Es ist völlig überdimensioniert und passt einfach nicht dahin, wo es hin soll“, sagte Wolfgang Grotevent für die Anlieger, die das Vorhaben geschlossen ablehnen.

„Völlig überdimensioniert“: Anwohner scheitern mit Protest gegen umstrittenes Bauprojekt

Und zunächst von der Politik unterstützt wurden. Der Bauausschuss beschloss im Sommer die Veränderungssperre und schob dem Projekt damit einen Riegel vor. Doch der Gemeinderat lehnte dieses Instrument zur Bauleitplanung Ende Juli ab, schon damals bei Stimmengleichheit zwischen CDU und FDP auf der einen und SPD und Grünen auf der anderen Seite.

Dass ein Wohnhaus von der Größe dort überhaupt gebaut werden kann, liegt am Bebauungsplan 34. Der zwischen 1977 und 1985 aufgestellte Plan umfasst ein Gebiet nördlich des Eidelstedter Weges, das zwischen der Seestraße und der Landesgrenze zu Hamburg liegt. Zum Zeitpunkt der Planaufstellung befanden sich auf dem Areal einige ältere Wohnhäuser sowie eine Firma für Elektrofeinmechanik.

Nachbarn wehren sich gegen „überdimensioniertes Bauprojekt“

Der B-Plan setzte ein allgemeines Wohngebiet fest, in dem der nicht störende Gewerbebetrieb ausnahmsweise zulässig war. Der existiert allerdings nicht mehr. Bereits 2022 wurde die Immobilie abgerissen. Drumherum hatten sich seit den 1980er-Jahren in kleinen privaten Stichstraßen eingeschossige Einfamilienhäuser mit einer Firsthöhe von acht Metern angesiedelt – auf mindestens 550 Quadratmeter großen Grundstücken. Der B-Plan soll zwar neu aufgestellt werden, doch bis dahin gilt er in seiner jetzigen Fassung, was sich der Bauherr zunutze macht.

Und damit den Widerstand der Nachbarn hervorrief. Die wollten sich nicht damit abfinden, dass der Gemeinderat die Veränderungssperre im Sommer abgelehnt hat. Sie luden die Fraktionen und den Investor zu Ortsterminen ein, trugen ihre Argumente gegen „den Riesen im Reich der Zwerge“ vor. „Es geht zum einen um die Dimensionen des Mehrfamilienhauses, die einfach nicht in das Gebiet mit Einfamilienhäusern passen, zum anderen aber auch um Stellplätze und Verkehrsprobleme“, sagte Anwohnersprecher Grotevent.

Bebauung der Fläche muss sich der Umgebung anpassen

So könne der Bauherr auf dem Grundstück nicht ausreichend Parkplätze nachweisen und sei auf eine Fläche des Nachbarn angewiesen, die der aber auch zur Verfügung stellen wolle. Allerdings werde es nicht bei einem Auto pro Wohnung bleiben, und für ein zweites Fahrzeug fehle Platz, das müsse am Eidelstedter Weg abgestellt werden. Schon jetzt würden Autos auf der schmalen Straße abgestellt, kommen weitere hinzu, verschärfe das die Verkehrssituation.

„Zwar wurde uns gesagt, es sei wünschenswert, dass die Bewohner mit dem Rad fahren. Doch Fahrradparkplätze fehlen im Entwurf genauso wie Plätze für Kinderwagen“, sagte der Nachbarschaftssprecher und machte deutlich: „Wir sind nicht dagegen, dass die Fläche bebaut wird, es muss aber dem Maßstab der Umgebung entsprechen.“ Das wäre der Fall gewesen, wenn der Bauherr seine ursprünglichen Pläne realisiert und dort drei Einzelhäuser gebaut hätte. Doch davon ließ er ab, den Preis von 980.000 Euro pro Haus gab der Markt nicht her.

Kritik der Anwohner entfacht heftige Diskussion im Gemeinderat

Die Kritik der Anwohner entfachte eine heftige Diskussion im Gemeinderat. Im Kern ging es um Vertrauen und Kontrolle. „Nach einem Gespräch mit dem Bauherren vor Ort hatten wir den Eindruck, dass das Bauprojekt keineswegs die Dimensionen sprengt und durchaus dahin passt, zumal direkt davor ein weiteres Haus mit gleicher Höhe steht. Außerdem hat er uns weiteres Entgegenkommen zugesichert, so könne die Firsthöhe weiter gesenkt werden“, sagte CDU-Fraktionschef Andreas Pauli.

Es werde weniger Fläche versiegelt als beim Bau von drei Einzelhäusern, und es seien nur zwei Stellplätze mehr nötig: „Das geplante Mehrfamilienhaus ist kein Betonklotz, sondern ein ansehnliches Gebäude, mit dem wir einen Beitrag zur Wohnbebauung in Halstenbek leisten.“ Die FDP schloss sich diesen Argumenten an.

„Wir müssen unseren Einfluss auf das Bauvorhaben behalten“

„Wir dürfen die Möglichkeit, Einfluss auf das Bauprojekt zu nehmen, nicht aus der Hand geben“, forderte Nicolai Overbeck für die SPD. Er kenne die Zusagen des Investors nicht, und die ließen sich ja auch zurückdrehen, wenn der Bauantrag gestellt wird. Mit einer Veränderungssperre aber bleibe die Entscheidung bei der Politik, die im Bauausschuss dann über das Vorhaben diskutieren und beschließen könne.

Ohne diese Einflussmöglichkeit bekämen weder die Politiker noch die Anwohner den Bauantrag zu Gesicht. Er werde genehmigt, wenn er die Vorgaben des B-Plans erfüllt. Auch Dieter Thomas, Fraktionschef der Grünen, plädierte für eine Veränderungssperre. „Mir reichen vage Zusagen des Bauherren nicht.“ Doch SPD und Grüne scheiterten am Widerstand von CDU und FDP.

Mit der Ablehnung der Veränderungssperre sind auch die Erwartungen und Hoffnungen der Anwohner zunichtegemacht. Sie wollen jetzt prüfen, ob und welche weiteren Möglichkeiten es gibt, das ihrer Meinung nach überdimensionierte Bauvorhaben mitten ihrer Siedlung doch noch zu verhindern. „Wir fühlen wir uns mit unseren Sorgen und Bedenken von der CDU und FDP nicht ernst genommen, zumal wir nicht einfach laut protestiert, sondern versucht haben, auf einvernehmlichem Weg eine Lösung zu finden“, sagen die Anwohner.