Elmshorn. Schiffsverkehr immer unsicherer, Fahrwasser stetig enger, aber Kreis, Land und Bund schauen nur zu. Nun greift eine Gemeinschaft ein.

Der Zeitpunkt scheint klug gewählt. Für diesen Sonnabend, 19. Oktober, haben gleich fünf maritime Vereine der Stadt Elmshorn nahezu zeitgleich mit dem Wochenmarkt von 9 bis 15 Uhr auch zum Besuch auf der MS „Klostersande“ am Südufer eingeladen.

Zwar werden der Shanty Chor Elveshörn Maritim und Stefan Haack am Schifferklavier für musikalische Untermalung sorgen, während sich die Gäste am Glücksrad versuchen oder Kaffee und Kuchen genießen. Doch der Anlass für den Besuch auf dem Traditionsfrachter ist ernst. Nicht das Wasser, sondern der Schlick in der Krückau steht den Anliegervereinen sinnbildlich gesprochen bis zum Hals.

Schlick in der Krückau: Fünf Vereine wollen den Fluss wieder sicher schiffbar machen

Die „Arbeitsgemeinschaft sichere und schiffbare Krückau“ (bestehend aus Förderkreis MS „Klostersande“, Freunde des Ewers Gloria, Elmshorner Ruder-Club (ERC), Segler Verein Elmshorn (SVE) und Fähre Kronsnest) möchte an diesem Tag zwei Dinge erreichen: Aufmerksamkeit und Spendenbereitschaft wecken. Denn die AG will demnächst viel bewegen – und zwar den übermäßigen Schlick aus der immer schwieriger schiffbaren Krückau.

Klostersande
Der Traditionsfrachter MS „Klostersande“ liegt im Hafen von Elmshorn bei Niedrigwasser komplett auf dem Schlick in der Krückau auf. © Ulrich Stückler | Ulrich Stückler

Wer sich bei Niedrigwasser an den Elmshorner Hafen begibt, erhält schnell einen guten Eindruck davon, wie es um die Fortbewegungsmöglichkeit der dort ankernden Traditionsschiffe „Klostersande“ und „Gloria“ bestellt ist. Die „Klostersande“ liegt gänzlich auf Grund, für den flachbodigen Ewer sieht es nur wenig besser aus.

Verschlickte Krückau: Das Problem sind die Engpässe auf dem Weg von Elmshorn zur Elbe

Doch hier an den Liegenplätzen ist nicht das eigentliche Probleme der Elmshorner Schifffahrt angesiedelt. „Im Verlauf der Krückau wird das Fahrwasser durch die Verschlickung immer schmaler; so ist die Sicherheit beim Begegnungsverkehr von Ruder-, Segel- oder Motorbooten zunehmend deutlich eingeschränkt“, sagt Norbert Gülicher vom Verein der historischen Fähre Kronsnest.

Krückau
Verlauf der Krückau in Elmshorn flussabwärts von der Käpten-Jürs-Brücke an – gut zu erkennen: die Verschlickungen an beiden Uferseiten. © Reimer Wulf | Reimer Wulf

Deswegen hat die Arbeitsgemeinschaft mit den zuständigen Stellen viele Gespräche geführt und den Weg bereitet, um das zu bewältigen, was die öffentliche Hand in den vergangen Jahren, Jahrzehnten nicht auf ihrer „To-do-Liste“ stehen hatte. Alle fünf Vereine wollen zusammenlegen, um die Krückau von ihrem engen Schlickkorsett zu befreien.

Kampf gegen den Schlick: Im Januar soll Spülschiff „Buran“ auf der Krückau für mehr Platz sorgen

„Wir werden im kommenden Januar das Spülschiff „Buran“ damit beauftragen, an vier neuralgischen Stellen in der Krückau per Wasserinjektionsverfahren den Schlick zu beseitigen“, erläutert Gülicher. Der Zeitpunkt Januar sei aus Gründen des Umwelt- und Naturschutzes gewählt. „So werden die Wanderungen von Fluss- und Meerneunaugen nicht gestört.“

Fähre Kronsnest
Mehr Schlick als Fahrwasser: die Krückau in Nähe der Fähre Kronsnest. © Norbert Gülicher | Norbert Gülicher

Neben dem Flussbereich der Fähre Kronsnest, der kleinsten Fähre Deutschlands, sollen die Verschlickungen vor dem Hafen des Segler Vereins Elmshorn, der Biegungsbereich flussabwärts nach dem Elmshorner Ruder-Club sowie das Wendebecken im Hafen von ihrer Schlicklast befreit werden. Das ist vermeintlich überschaubar, aber dennoch alles andere als günstig zu haben.

Schlickbeseitigung auf der Krückau: Es wird nicht billig; rund 50.000 Euro sind angesetzt

„Wir kalkulieren in der Summe mit Kosten von bis zu 50.000 Euro“, sagt Norbert Gülicher. „Das ist enorm viel Geld.“ Und deswegen sollen die Besucher auf der MS „Klostersande“ am kommenden Sonnabend auch ein wenig wachgerüttelt werden, damit sie dieses Unterfangen finanziell unterstützen. Denn Kreis und Land haben (bislang) keine Mittel für ein solches Projekt avisiert.

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Aus Sicht von Peter Westphal ein Unding. „Diese Maßnahme ist ja nur ein Tropfen auf den heißen Stein und hält wohl nur für wenige Jahre an, dann müsste es wiederholt werden“, sagt der Vorsitzende des ERC. „Besser wäre eine viel größere Maßnahme, um die Verschlickung zu beseitigen, sprich zu baggern. Und das ist ein Vorwurf an Politik und Verwaltung, die in den letzten 20 Jahren im Amt waren und das Thema vor sich her geschoben haben.“

Schlickbekämpfung: Obwohl die Krückau Bundeswasserstraße ist; öffentliches Geld gibt es nur von der Stadt

„Jetzt hat sich die Initiative Elmshorn bereit erklärt, unserer Arbeitsgemeinschaft mit 30.000 Euro für dieses Projekt unter die Arme zu greifen“, sagt Gülicher. Öffentliche Mittel seien außer einem Zuschuss von 15.000 Euro durch die Stadt hierfür absehbar nicht eingeplant, obwohl die Krückau eine Bundeswasserstraße ist: Grund: Es gibt auf dem Fluss keinen gewerblichen Schiffsverkehr mehr.

Es fehlen also noch einige Euro in der „Schlickkasse“. Norbert Gülicher: „Hoffentlich erkennen einige unserer Gäste am Sonnabend die Bedeutung unseres Projekts und lassen sich von einer Spende überzeugen. Und falls etwas übrig bleibt, wandert das Geld in die Kasse für künftige Schlickbeseitigungen.“ Wer die Arbeitsgemeinschaft und damit die Entschlickung der Krückau mit finanziell unterstützen will, kann auch direkt überweisen: Förderkreis MS Klostersande e.V., Sparkasse Elmshorn, IBAN: DE72 2215 0000 0111 0572 46, Stichwort: Schlick.

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Die Initiative Elmshorn wurde im Jahre 1991 von Unternehmern und Persönlichkeiten gegründet, die in der Krückaustadt leben und arbeiten.

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Um den Erlebniswert der Krückaustadt zu fördern, werden kulturelle, soziale und sportliche Angebote initiiert. Ziel ist es, die Attraktivität zu erhöhen sowie das Profil dieser Stadt nach innen und nach außen zu festigen.

Die Initiative Elmshorn setzt sich kritisch mit Themen zur Entwicklung des Arbeits- und Wohnstandorts Elmshorn auseinander. Wirtschaftliche Interessen werden gebündelt und – mit und ohne Öffentlichkeit – bei Verwaltung und Politik platziert.