Elmshorn. Das Elmshorner Wahrzeichen ist in die Jahre gekommen und soll fahrtüchtig bleiben. Was es an dem Schiff zu tun gab.

Es ist Ebbe. Ein wenig schief liegt die „Klostersande“ im Schlick der Krückau. Und so kann man den neuen Anstrich auf dem unteren Teil des Rumpfes sehen. Unten rum neu lackiert wurde das ehemalige Flaggschiff der Kölln-Flocken-Werke in der Heinrich Buschmann & Söhne Werft im Hamburger Hafen. Doch nicht nur einen neuen Anstrich hat die MS „Klostersande“ erhalten. Elmshorns Wahrzeichen im Hafen ist umfangreich saniert worden, denn der Schiffs-Tüv steht im September an.

Elmshorn: MS „Klostersande“ in Hamburg umfangreich saniert

Steht alle fünf Jahre an: Die MS „Klostersande“ wird in einer Hamburger Werft auf der Peute genauestens untersucht und für den Schiffs-Tüv vorbereitet.
Steht alle fünf Jahre an: Die MS „Klostersande“ wird in einer Hamburger Werft auf der Peute genauestens untersucht und für den Schiffs-Tüv vorbereitet. © Förderverein MS Klostersande | Förderverein MS Klostersande

In den vergangenen Wochen hatten Werftarbeiter auf der Halbinsel Peute das ehemalige Frachtschiff unter die Lupe genommen. Zuvor holten sie das Schiff mit einer Quer-Slipanlage an Land, erzählt Peter Werner, Kassenwart des Förderkreises MS Klostersande. Mit einem Hochdruckstahlgerät und rotierenden Bürsten hatten Arbeiter die alte Rumpffarbe und eben auch den Bewuchs der letzten Jahre vom Unterwasserschiff befreit. Wie würde es darunter aussehen, wie viel hat der Rost gefressen, gibt es vielleicht hauchdünne Stellen? Das waren die Fragen. Mit Hilfe eines speziellen Ultraschallgeräts wurden die Dicke der Stahlplatten des Rumpfes von innen und außen exakt gemessen. Und es zeigte sich, dass der Rumpf der „Klostersande“ nicht nur die aktuellen Anforderungen erfüllt, sondern „in einem sehr guten Zustand ist“.

Instand gesetzt wurde dann auch die Ruderanlage. „Die war nicht defekt, aber nach Jahrzehnten ist eine komplette Überholung der Ruderanlage einfach für die Betriebssicherheit des Schiffes erforderlich“, erklärt Werner. Ersetzt wurden auch etwa 40 Opferanoden. Am Schiffsrumpf angebracht dienen diese Bauteile dem Korrosionsschutz und beugen auf Grund bestimmter physikalisch-chemischer Prozesse etwa dem Lochfraß vor.

Elmshorn: Antrieb der „Klostersande“ musste repariert werden

Der Propeller hinter dem Ruder hat einen Riss und wurde ausgetauscht.
Der Propeller hinter dem Ruder hat einen Riss und wurde ausgetauscht. © Förderverein MS Klostersande | Förderverein MS Klostersande

Eine böse Überraschung trat allerdings am Schiffsantrieb zutage. Auf einem Blatt des Propellers zeigte sich ein Riss. Um die Liegezeit des Schiffes in der Werft so kurz wie möglich zu halten, brachten Ehrenamtliche des Vereins die 450 Kilo schwere Schiffsschraube nach Glückstadt. Die Firma Piening, die den Propeller 1968 gebaut hat, setzte dann das Bauteil instand.

Doch damit nicht genug: Die „Klostersande“ ist „geschickt gekürzt“ worden, erzählt Kathrin Mohr, Mitglied im Förderverein seit 2013. „Jetzt können wir endlich auch Übungsfahrten auf dem Nord-Ostsee-Kanal unternehmen“. Denn wie teuer eine Passage durch die künstliche Wasserstraße ist, hängt von der Schiffsgröße ab. Hinzu kommen bei großen Schiffen auch hohe Kosten für Lotsen und Kanalsteurer. „Mit jetzt neun Zentimeter weniger, wird es billiger und wir brauchen keinen Lotsen“, erklärt Mohr.

Auf der MS „Klostersande“ ist immer was zu tun

Kassenwart Peter Werner rechnet damit, dass der Werftaufenthalt etwa 15.000 Euro kostet. Die Firma Piening „ist uns sehr gut gewogen und hat die Kosten für die Reparatur des Propeller-Blattes übernommen“, freut er sich. Der Rest wird aus der Spendenschatulle des Vereins finanziert.

Rund 160 Mitglieder zählt der Förderverein seit seiner Gründung 2013. Etwa zehn Leute kümmern sich ehrenamtlich darum, die „Klostersande“ in Schuss, sprich fahrfähig zu halten. So auch Dörte Meier, die mit ihrem Ehemann seit einigen Monaten aktiv dabei ist und „alles macht, was so anliegt“. Die 60-Jährige hat nach einer Geburtstagsfeier auf dem ehemaligen Getreidefrachter die ungewöhnliche Location „einfach lieb gewonnen“, denn „es ist ein Stück Elmshorner Geschichte, das es zu erhalten gilt“.

Förderverein der „Klostersande“ sucht jederzeit neue Mitglieder

Die Fördervereins-Mitglieder Dörte Meier (v.l.), Kathrin Mohr, Hartmut Meier, Peter Werner, Günter Polfuhs, Jürgen Tillmann, Erich Brockmöller und Dieter Ballerstädt.
Die Fördervereins-Mitglieder Dörte Meier (v.l.), Kathrin Mohr, Hartmut Meier, Peter Werner, Günter Polfuhs, Jürgen Tillmann, Erich Brockmöller und Dieter Ballerstädt. © Kitty Haug | KITTY HAUG

Neue ehrenamtliche Mitstreiter sind jederzeit willkommen, denn auf dem Schiff gibt es genug zu tun. Besonders gesucht werden jetzt helfende Hände für kleine und größere Instandhaltungs- und Verschönerungsarbeiten. „Wir würden uns natürlich über mehr jüngere Mitglieder oder auch mehr Frauen freuen“, schmunzelt Werner. Das Durchschnittsalter liegt derweil bei 70 Jahren.

Doch nur durch die finanziellen Beiträge der Gemeinschaft sind die jährlichen Kosten in Höhe von etwa 7000 Euro alleine nicht zu stemmen. Finanziert wird das Schiff vor allem mit privaten Feiern in den großen Räumen oder mit Live-Konzerten oder Partys, und an Bord kann auch geheiratet werden. Und so bewahren die Mitglieder des Fördervereins nicht nur ein Stück Geschichte. Sie machen es für die Bewohner Elmshorns nutzbar. Vor der Bühne finden bis zu 150 Besucher Platz. So treten Minne And His Soulmates mit Joszi Sorokowski Anfang September im Bauch des Schiffes auf. Die Irin Lisa Canny will Ende Oktober kommen. Und Fahrten der „Klostersande“ nach Glückstadt und Stade stehen auch schon auf dem Programm.

Elmshorn: MS „Klostersande“ und Ewer „Gloria“ liegen jetzt am Nordufer

Von 1968 bis 2000 war die MS „Klostersande“ für das Unternehmen Peter Kölln im Dienst. Das 1967 gebaute, 6,62 Meter breite Schiff unternahm exakt 1676 Reisen. Mit einer Kapazität von 500 Tonnen war es das größte und letzte Schiff einer Viererflotte, die eingesetzt wurde, um Hafer und Futtermittel über die Krückau nach Hamburg zu transportieren. Nach seiner Stilllegung verbrachte der Frachter seinen Ruhestand 13 Jahre lang fern der Krückaustadt, bis der im Juli 2013 gegründete Verein das Binnenschiff für 55.000 Euro kaufte.

In den vergangenen Jahren lagen die MS „Klostersande“ und der Ewer „Gloria“ am Nordufer des Hafens. Doch das ist wegen einer maroden Spundwand nicht mehr standsicher. Beide Schiffe sind daher ans Südufer umgezogen..