Seester. Ab Mai pendelt die „Hol Över“ auf dem Nebenfluss der Elbe zwischen Seester und Neuendorf. Was Besucher zum Saisonauftakt erwartet.

Die Fähre Kronsnest startet am 1. Mai in die Saison – mit großem Trara an der Krückau. Die kleinste Fähre Deutschlands mit dem Namen „Hol över“ verbindet Seester (Kreis Pinneberg) und Neuendorf (Kreis Steinburg). Sie ist während der Saison zwischen Mai und Oktober stark frequentiert. An gut besuchten Tagen setzt das Holzboot bis zu 80 Mal über den Nebenfluss der Elbe.

Los geht es am Mai-Feiertag um 9.30 Uhr mit einem Gottesdienst unter freiem Himmel mit Pfarrer Heiko Kiehn von der katholischen Pfarrei Heiliger Martin. Anschließend wird die frisch gewählte Erste Vorsitzende Jana Gertz die Gäste begrüßen und die Fährsaison offiziell eröffnen. Dann wird die Fährglocke geläutet und gerufen: „Fährmann, Hol Över!“

Deutschlands kleinste Fähre: seit 1993 wieder in Betrieb

Der Fährverein, der sich seit 1993 um den Erhalt der handbetriebenen Fähre kümmert, legt sich schon seit Wochen richtig ins Zeug, um pünktlich startklar zu sein. Das massive Eichenboot ist wieder frisch gestrichen und gewartet, das Außengelände ist gut in Schuss gebracht und das Team des Minimuseum Stöpenkieker hat eine neue Ausstellung konzipiert. Anhand zahlreicher Bilder erhalten Besucher einen Überblick über die Inseln und die Leuchtfeuer der Unterelbe.

Für die musikalische Untermalung sorgen gleich zwei Gruppen. Stefan Haack, der auch den Gottesdienst begleitet, wird mit seinem Kompagnon Matthias Menzel (Kirchenmusiker der Ev.-Luth. Kirchengemeinde St. Jürgen/Horst) als Duo Piet & Kurt Lieder von der Waterkant singen. Auf der Seesterseite sorgt die Feuerwehrkapelle Seester für flotte Rhythmen.

Holzkahn „Hol Över“ erspart Umweg von 20 Kilometern

„Wenn dann die Kapelle, Leinen los, volle Fahrt, Santian‘ schmettert, legen sich dazu im Takt die Kutterpuller aus Seestermühe in die Riemen, dass man denkt, da kann nur Zaubertrank im Spiel sein“, sagt Vereinsmitglied Norbert Gülicher. „Dann ist Alarm auf der Au.“

Währenddessen schippern die Fährleute der Fähre Kronsnest den Holzkahn „Hol Över“ mit je sieben Gästen an Bord im Querverkehr von Kronsnest nach Seester. Mithilfe eines Riemens wird der Kahn durch Wriggen angetrieben. Es gibt also nur ein Ruder, dass hin- und herbewegt wird. Die Überfahrt erspart den Radlern einen 20 Kilometer langen Umweg, um über die Krückau zu gelangen.

Fähre Kronsnest verbindet Seester und Neuendorf

Auf beiden Seiten der Krückau wird Essen und Trinken angeboten. Kunsthandwerkliche Stände sind auf der Kronsnest-Seite, das Eisfahrrad der Eisdiele Vittoria und die Tauchschule Alexander Zühl sind auf der Seester-Seite zu finden.

Die Marktbeschicker werden Blumengestecke, Genähtes, Gehäkeltes, Filzpuschen, Deko, Bilder, Pflanzen, Wanderstöcke, Kugelschreiber, Schmuck, Honig, Kekse, Marmelade und Käse anbieten. In der Sööten Eck können sich Besucher mit Kaffee, Waffeln und selbst gebackenem Kuchen eindecken.

Ewer „Gloria“ bietet zum Saisonauftakt zwei Fahrten an

„Schön fürs Auge ist auch, wenn der Ewer „Gloria“ die Fährstelle passiert“, sagt Norbert Gülicher. Rolf Biehl wird mit der „Gloria“ wieder zwei Fahrten zwischen Elmshorn und dem Sperrwerk anbieten (zweimal hin und zweimal zurück). Anmeldungen sind unter mitsegeln@ewer-gloria.de möglich. Weiter kommen sie auch nicht, denn wenn die Fähre Kronsnest ihre Saison beginnt, wird die Krückau aufgestaut.

Die Krückau verschlickt zunehmend. Der Fähre Kronsnest in Neuendorf bei Elmshorn macht das vor allem bei Niedrigwasser zu schaffen. Am 1. Mai wird die Krückau daher aufgestaut.
Die Krückau verschlickt zunehmend. Der Fähre Kronsnest in Neuendorf bei Elmshorn macht das vor allem bei Niedrigwasser zu schaffen. Am 1. Mai wird die Krückau daher aufgestaut. © Norbert Gülicher | Norbert Gülicher

Denn sonst hat der Fährverein mit den Schlickmassen im Fluss zu kämpfen. Immer wieder müssen die Mitglieder Schlick schaufeln, damit die kleine Fähre überhaupt anlanden kann. Durch die Elbvertiefung verschlicken die Nebenflüsse der Elbe zunehmend.

Fähre Kronsnest war früher wichtige Verbindung

Die Fähre war über Jahrhunderte hinweg eine wichtige Verbindung innerhalb eines alten Handelsweges. Ganzjährig wurden hier rund um die Uhr Menschen, Tiere und Waren über die Krückau befördert. Aus wirtschaftlichen Gründen musste der Fährbetrieb 1968 eingestellt werden. Am 1. Juni 1992 gründete sich in Neuendorf der „Verein zur Förderung und Erhaltung der historischen Kronsnester Fähre als Denkmal auf dem Wasser“, und belebte den Fährbetrieb als Touristenattraktion wieder.

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Besucher, die sich auf den Weg nach Kronsnest 7, in 25335 Neuendorf bei Elmshorn machen, können sich sicher sein, dass die sonst tideabhängige Krückau Hochwasser hat. Der Verein freut sich auf Besucher, sowohl am 1. Mai als auch an allen Sonnabenden von 12 bis 18 Uhr und allen Sonntagen von 10.30 bis 18 Uhr, bis dann am 3. Oktober die Saison mit dem Kürbisfest wieder endet. Die Überfahrt kostet 1 Euro für Kinder, 1,50 Euro für Erwachsene und 50 Cent je Fahrrad.