Elmshorn. Auf dem Gelände des Klinikums entsteht ein Neubau für 80 Mitarbeiter und 20 Azubis. Warum das Gebäude dringend gebraucht wird.

Eine ganze Stange Geld, nämlich 7,5 Millionen Euro fließen jetzt in eine der größten und modernsten Rettungswachen im Norden. Sie entsteht an der Agnes-Karll-Allee in Elmshorn und wird künftig mehr als 20.000 Alarmierungen pro Jahr auffangen. Am Freitag wurde der Grundstein für das Projekt gelegt.

Das neue Gebäude, entworfen von dem Büro Studio H2K Architekten aus Hamburg, entsteht nur wenige Meter von der bisherigen Rettungswache entfernt. „Die alte Rettungswache platzte aus allen Nähten“, erläuterte Michael Reis, Geschäftsführer der Rettungsdienstkooperation in Schleswig-Holstein (RKiSH).

Modernste Rettungswache im Norden: Standort in Elmshorn verdoppelt seine Fläche

Die RKiSH ist für den Rettungsdienst von 1,13 Millionen Menschen in Schleswig-Holstein verantwortlich, auch der Kreis Pinneberg gehört dazu. Das Unternehmen verfügt über 45 Rettungswachen im Land. Die neue in Elmshorn wird die größte aller vorhandenen Wachen sein. Die Fläche der bisherigen Einrichtung wird mehr als verdoppelt.

Neue Rettungswache
Diese Visualisierung zeigt die Rückseite der neuen Rettungswache, die bis Mitte 2026 gegenüber der neuen Regionalleitstelle gebaut wird. © studioH2K Architekten | studioH2K Architekten

„Die alte Wache wurde vor mehr als 20 Jahren gebaut, damals verfügten wir in Elmshorn über drei Fahrzeuge, 20 Mitarbeiter und drei Auszubildende“, so RKiSH-Chef Reis. Mittlerweile seien in Elmshorn zehn Fahrzeuge stationiert, 80 Mitarbeiter und 20 Auszubildende bilden den Personalstamm.

„Laut unserer Prognose werden die Einsatzzahlen bis 2040 drastisch steigen“, betont Reis. Gerade vor diesem Hintergrund sei es unerlässlich, moderne und ausreichend dimensionierte Gebäude vorzuhalten. Reis: „Ich freue mich, dass aus der Planung nun Realität wird und unsere Kolleginnen und Kollegen im Einsatzdienst die modernen und funktionalen Räumlichkeiten erhalten, die sie benötigen und verdienen.“

Rettungswache Elmshorn: 2023 rückten Fahrzeuge und Mitarbeiter 20.541 Mal aus

20.541 Mal wurden die Mitarbeiter der Rettungswache Elmshorn im vergangenen Jahr alarmiert. Darunter befanden sich 9491 Notfälle, 3838 Notarzteinsätze, 7183 Krankentransporte und 29 sonstige Einsätze. Zum Vergleich: Alle sechs Rettungswachen im Kreis Pinneberg verzeichneten im vorigen Jahr insgesamt 75.287 Alarmierungen.

„Wir brauchen eine flächendeckende, zuverlässige und hoch qualifizierte Versorgung“, betonte der stellvertretende Landrat Daniel Kölbl (CDU). Gerade vor dem Hintergrund, dass Elmshorn 2030 sein Krankenhaus verlieren werde, sei es „um so wichtiger, einen guten und funktionierenden Rettungsdienst vor Ort zu haben, der schnell da ist, wenn er braucht wird.“ Mit der Investition, so Kölbl, werde die Struktur der rettungsdienstlichen Versorgung zukunftsfähig aufgestellt.

Rettungswache
Grundsteinlegung für die neue Rettungswache in Elmshorn: Enrico Kleinke (Studio H2K Architekten, v.l.), Vize-Landrat Daniel Kölbl (CDU), Michael Reis (Geschäftsführer RKiSH), Lena Kurzawa (Studio H2K Architekten) und Nicolas Schoemperlen, Teamleitung Gebäudemanagement bei der Kreisverwaltung.  © Arne Kolarczyk | Arne Kolarczyk

Die bisherige Rettungswache war im Sommer 2001 auf dem Gelände des Klinikums Elmshorn errichtet worden. Im Obergeschoss des Gebäudes befand sich die Polizei- und Rettungsleitstelle, die inzwischen gegenüber in einem modernen Neubau sitzt. Modern und großzügig – so präsentierte sich auch die jetzige Rettungswache nach ihrer Fertigstellung.

Aufgrund des demografischen Wandels und der steigenden Bevölkerungszahl stieg die Zahl der Einsätze stark an, sodass zusätzliche Fahrzeuge und Mitarbeiter in Elmshorn stationiert wurden. Dem war die Rettungswache nicht gewachsen. Die alte Fahrzeughalle hat eine Größe von 300 Quadratmetern, die neue wird doppelt so groß sein.

Rettungswache
Die Bauarbeiten für die neue Rettungswache auf dem Gelände des Klinikums Elmshorn laufen bereits auf Hochtouren. © Arne Kolarczyk | Arne Kolarczyk

Insgesamt stehen künftig 1200 Quadratmeter Nutzfläche zur Verfügung. Die Hälfte für die Fahrzeuge, die andere Hälfte für das Personal. Es entstehen Aufenthalts- und Sanitärbereiche sowie Ruheräume, außerdem Flächen für Logistik und Technik sowie Verwaltung. Auch eine Waschhalle ist integriert.

Die Bauzeit wird eineinhalb Jahre betragen. „Es sieht so aus, als könnten wir die kalkulierten Baukosten etwas unterschreiten“, so der stellvertretende Landrat weiter. Die geplante Summe von 7,5 Millionen Euro könne sich um eine Million Euro verbilligen.

Klinker des Neubaus wird an die Gebäude in der Umgebung angepasst

Das quaderförmige Gebäude trennt die Außenanlagen in zwei Freiflächen. Westlich liegen die Pkw-Parkplätze für die Mitarbeiter, östlich der Fahrzeughof der Rettungswache. Dies ermöglicht einen sicheren und strukturierten Betriebsablauf. Die Fassade besteht aus einem hellen Klinker, ähnlich dem der Kooperativen Leitstelle gegenüber.

Zum Klinker passen die Holz-Aluminiumfenster. Die Fassade der Fahrzeughalle mit ihren zehn Toröffnungen bekommt eine blaue Oberfläche und greift damit die Farbe der RKiSH auf.

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Das Gebäude ist nicht nur barrierefrei, sondern auch energieeffizient. Auf dem Dach steht neben den notwendigen technischen Anlagen auch eine Photovoltaikanlage, sodass ein Teil des Stroms selbst erzeugt werden kann. Auch eine Dachbegrünung ist vorgesehen, ebenso wie Maßnahmen für einen verbesserten Wärmeschutz und zur Energieeinsparung.

Die Rettungswache versorgt neben der Krückaustadt auch die umliegenden Ortschaften. Die Fahrzeuge rücken bis nach Altenmoor, Bokholt-Hanredder, Ellerhoop, Horst, Kiebitzreihe, Klein Nordende, Klein Offenseth-Sparrieshoop, Neuendorf, Raa-Besenbek, Seester sowie Seeth-Ekholt aus.

Zukünftige Nutzung des bisherigen Gebäudes noch unklar

Wie das alte Gebäude in Zukunft genutzt werden soll, steht noch nicht fest. Aktuell gilt ein Bebauungsplan, der das Gebiet als Sondergebiet Klinik ausweist. Nutzungen für Bürozwecke sind damit unzulässig. Die Fahrzeughalle des alten Gebäudes soll zunächst zum Unterstellen von Fahrzeugen des Katastrophenschutzes genutzt werden.