Kreis Segeberg/Kreis Pinneberg. Akut-Einsatzfahrzeuge (AEF) sollen immer dann kommen, wenn jemand schnell Hilfe, aber nicht unbedingt ein Krankenhaus braucht.

Die Retter in den Kreisen Segeberg und Pinneberg wollen eine Lücke bei der Behandlung von Patienten mit Verletzungen und Erkrankungen schließen: Die Rettungsdienst-Kooperation in Schleswig-Holstein (RKiSH) setzt künftig Akut-Einsatzfahrzeuge (AEF) ein, die in größeren Orten wie Norderstedt und Kaltenkirchen, Pinneberg und Elmshorn stationiert werden sollen. Das Projekt ist in Deutschland einmalig.

Der RKiSH beizeichnet das AEF als wichtige Ergänzung der bestehenden rettungsdienstlichen Einsatzmittel. Bislang bestanden zwei Möglichkeiten, Bürger in medizinischer Not zu versorgen: Entweder wird der Rettungswagen und möglicherweise auch der Notarzt über die 112 angefordert oder der Patient wendet sich an den Kassenärztlichen Notdienst und nimmt dabei längere Wartezeiten in Kauf.

Unfall oder Krankheit: Neue Hilfen für Patienten geplant

Das neue Fahrzeug soll die Lücke zwischen diesen Einsatzmöglichkeiten schließen. Wenn der Disponent in der Rettungsleitstelle bei einem Notruf nach einer standardisierten Abfrage zu dem Ergebnis kommt, dass schnelle Hilfe kommen muss, aber keine stationäre Aufnahme in einer Klinik zu erwarten ist, kann er das AEF zum Anrufer schicken.

Die mit Blaulicht und Martinshorn ausgestatteten Akut-Fahrzeuge werden mit einem speziell geschulten Notfallsanitäter besetzt und verfügen über umfangreiche medizinische Ausrüstung. Der Notfallsanitäter übernimmt die Untersuchung und Erstversorgung vor Ort. Die Mitarbeiter können auch telemedizinische Hilfe eines Arztes nutzen. Sollte sich der Gesundheitszustand des Patienten verschlechtern, kann der RKiSH auch notfallmedizinisch helfen und einen Rettungswagen sowie einen Notarzt anfordern.

AEF sollen Rettungswagen und Notaufnahmen entlasten

Dass Menschen bei medizinischen Notlagen Menschen schnell, kompetent und unmittelbar rettungsdienstliche Hilfe erhalten müssen, stehe für die RKiSH außer Frage. In der Regel treffen nach einem Notruf spätestens nach zwölf Minuten die Retter ein.

„Es gibt allerdings Hilfeersuchen, bei denen primär keine vitale Bedrohung und kein Bedarf einer Klinikeinweisung erkennbar, aber eine Abklärung vor Ort ohne Verzögerung notwendig ist“, sagt RKiSH-Sprecher Christian Mandel. Auswertungen der RKiSH haben seinen Angaben zufolge ergeben, dass bei etwa 15 Prozent der Alarmierungen die neuen Akut-Fahrzeuge eingesetzt werden und die bereits bestehenden Rettungsmittel und Notaufnahmen entlasten könnten.

Eine Projektgruppe bereitet die Pilotphase vor

„Wir sehen den dringenden Bedarf, die Notfallversorgung zu differenzieren, weil unterschiedliche Hilfeersuchen eine unterschiedliche Behandlung brauchen“, sagte der stellvertretende Geschäftsführer der RKiSH, Jan Osnabrügge. Wann die ersten Akut-Autos auf den Straßen fahren werden, ist noch offen. Eine Projektgruppe der RKiSH bereitet den Einsatz dieser Fahrzeuge vor.

Der RKiSH plant eine Pilotphase, in der zunächst in allen Kreisen jeweils ein AEF eingesetzt werden soll. Den Einsatz hat die RKiSK mit dem Justiz- und Gesundheitsministerium sowie den Krankenkassen abgestimmt. Die Einführung der Akut-Einsatzfahrzeuge wird wissenschaftlich begleitet und ausgewertet, um nach dem Ende der Bewertungsphase weitere Erkenntnisse zum Einsatz und zur Verbesserung der neuen Versorgungsform zu gewinnen.

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Mit insgesamt 45 Rettungswachen stellt die RKiSH in den Kreisen Segeberg, Pinneberg, Dithmarschen, Rendsburg-Eckernförde und Steinburg die Notfallrettung und die Krankenbeförderung sicher.