Kreis Pinneberg. Sanitäter können bei Einsätzen jetzt Ärzte digital zuschalten. Zentrale ist in Pinneberg. Das steckt dahinter.

Bei Anruf: Mediziner. Diese Möglichkeit haben von nun an auch Rettungssanitäter im Einsatz. Denn Rettungskräfte in großen Teilen Schleswig-Holsteins sollen künftig bei ihren Einsätzen von Telemedizinerinnen und Telemedizinern unterstützt werden. Insgesamt gilt das Angebot für 1350 Rettungskräfte der Rettungsdienst-Kooperation in Schleswig-Holstein (RKiSH), die in den Kreisen Pinneberg, Steinburg, Rendsburg-Eckernförde, Segeberg und Dithmarschen unterwegs sind.

Rettungsdienst: Diagnose per Anruf oder Video

Im Bedarfsfall sollen bei den Einsätzen der Retter künftig die spezialisierten Ärzte per Telefon oder Video zugeschaltet werden, teilte das Gesundheitsministerium in Kiel am Mittwoch mit. Die Zentrale dieser Ferndiagnose-Ärzte werde sich in Pinneberg befinden, hieß es weiter. „Menschen müssen darauf vertrauen können, in Notfallsituationen bestmöglich medizinisch versorgt zu werden“, sagte Gesundheitsminister Heiner Garg (FDP).

Deshalb sollen fortan messbare Patientendaten wie Blutdruck, Herzfrequenz oder sogar das EKG-Bild mit einer speziellen Software und mobiler Technik digital an die Mediziner in eine Zentrale in Pinneberg übermittelt werden. In kurzer Zeit können auf diesem Weg wichtige medizinische Entscheidungen für eine bessere, schnellere und gezieltere Behandlung der Patientinnen und Patienten getroffen werden, hieß es.

Rettungsdienst: Notaufnahmen in Krankenhäusern entlasten

Die Telemedizinerinnen und -mediziner sollen künftig vom Rettungsdienstpersonal hinzugezogen werden können – etwa, um die Zeit bis zum Eintreffen einer Notärztin oder eines Notarztes zu überbrücken. Denn während Notärzte zum Einsatzort häufig weite Strecken zurücklegen müssen, können die hinzugeschalteten Medizinerinnen und Mediziner mithilfe der digitalen Anwendung direkt eingreifen. Sie können dann etwa mitentscheiden, ob der Patient ins Krankenhaus gebracht werden muss oder nicht.

Die Telemedizin soll so auch zu einer Verringerung nicht-medizinisch erforderlicher Transporte in Kliniken beitragen. „Das entlastet nicht nur das Rettungsdienstpersonal, sondern auch die Notaufnahmen in den Krankenhäusern“, sagt Dr. André Gnirke, Ärztlicher Leiter Rettungsdienst der RKiSH. „Vor allem aber hilft es Patienten, denen vielleicht mit einer Versorgung im heimischen Umfeld durch Hausärzte besser gedient ist.“