Kreis Pinneberg. Bei der Mitgliederversammlung der Union für den Wahlkreis 007 ist Spannung angesagt. Diese fünf Bewerber stellen sich der Partei-Basis.

Dieser Kreisparteitag der CDU verspricht spannend zu werden. Eine Frau und vier Männer bewerben sich am kommenden Sonnabend, 12. Oktober, in Seestermühe um die Kandidatur für die Bundestagswahl am 28. September. Intern haben sich Dagmar Steiner (60) aus Hasloh, Daniel Kölbl (30) aus Tornesch, Michael Paul (47) aus Holm, Holger Lilischkis (68) aus Schenefeld und Christian von Boetticher (53) aus Pinneberg den Mitgliedern bereits vorgestellt – in Elmshorn und Halstenbek in Präsenz und einmal per Video-Schalte übers Internet.

„Das lief alles sehr professionell ab“, freut sich der Kreisvorsitzende Martin Balasus. Jeder setzte andere Schwerpunkte. „Das Rennen ist völlig offen“, sagt Balasus. Egal, wer am Ende die Nase vorn habe – „wir haben ein exzellentes Personal-Tableau“. Sollte die CDU den Wahlkreis 007 (Pinneberg) zurückerobern, nachdem sie ihn zuletzt nach fast 20 Jahren an die SPD verloren hatte, „liegt es nicht daran, dass die Ampel so schlecht ist, sondern wir so gut sind“, so Balasus.

CDU stimmt ab: Jeder Bewerber hat sieben Minuten Redezeit - dann wird gewählt

Die Spielregeln für die Wahlkreisversammlung stehen. Alle CDU-Mitglieder aus dem Kreis sind stimmberechtigt. Und da er mit etwa 350 Teilnehmern rechne, habe er dafür eigens die Halle der Straßenbaufirma Meinert in Seestermühe gebucht, erklärt Balasus. Jeder Bewerber erhält sieben Minuten Redezeit. Es wird keine Aussprache oder Rückfragen geben. Anschließend wird gewählt. Sollte kein Bewerber die absolute Mehrheit erreichen, was bei fünf Bewerbern wahrscheinlich ist, kommt es zur Stichwahl.

Fünfkampf um Pinnebergs CDU-Kandidat für Bundestagswahl
Auf der Homepage des CDU-Kreisverbandes stellen sich alle fünf Kandidaten mit Bild und Text vor. © CDU Kreisverband Pinneberg | CDU Kreisverband Pinneberg

Erst kurz vor Toresschluss hat sich das Schenefelder Ratsmitglied Holger Lilischkis um die Kandidatur bemüht. „Ich bin einer aus der Mitte der Gesellschaft, kein ausgebildeter Politiker“, sagt der Software-Entwickler im Ruhestand. Große Chancen rechne er sich nicht aus. „Ich muss nicht gewinnen. Ich habe schon gewonnen und viel Erfahrung gesammelt. Das ist ein Gewinn für die Demokratie.“

Die Auswahl mit fünf Bewerbern sei „ein Fest für die Demokratie“

Die große Auswahl an Bewerbern wertet auch Dagmar Steiner als „Fest für die Demokratie“. Die Fachärztin, die jetzt als Gesundheitsökonomin arbeitet und Kreisvorsitzende der Frauen-Union ist, sieht für sich „gute Chancen“. „Ich habe sehr gute Rückmeldungen“, sagt sie. Vor acht Jahren scheiterte sie nur hauchdünn um acht Stimmen gegen Michael von Abercron. Ihre Stärke seien die medizinischen Einblicke in die Gesundheitspolitik.

Daniel Kölbl ist nach dem Rückzug seines Tornescher Parteifreundes Justus Schmidt jüngster Bewerber. Der Bürgervorsteher Torneschs und stellvertretender Landrat ist Bankkaufmann. Für ihn sprächen die Erfahrung in der Kommunalpolitik und sein beruflicher Werdegang, glaubt er. Er kenne sich sehr gut mit den wichtigsten politischen Themen im Kreis Pinneberg aus, zu denen er den Ausbau der A23, den Weiterbau der A20 und die Beseitigung des Schienenengpasses mit Bau des dritten und vierten Fernbahngleises zwischen Pinneberg und Elmshorn zählt.

Was wird ausschlaggebend sein: Alter, Erfahrung oder Sympathie?

Der Kreistagsabgeordnete und Berufssoldat Michael Paul setzt auf seine Expertise in militärischen und Sicherheitsfragen. Zurzeit lehrt der Oberstleutnant an der Führungsakademie der Bundeswehr in Blankenese. „Ich wäre kein Übergangskandidat und bringe 30 Jahre Berufserfahrung mit“, sagt Paul. „Ich habe viel positive Resonanz erhalten.“

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Von Boetticher, der erst in diesem Jahr nach fast 30 Jahren aus dem CDU-Kreisvorstand ausgeschieden ist, bringt als früherer Europaabgeordneter und Umweltminister die meiste politische Erfahrung mit. Nach sieben Jahren als Geschäftsführer der Köllnflockenwerke will der Jurist zurück in die Berufspolitik. Ob das bei der CDU-Basis ausschlaggebend ist, wird sich am Sonnabend zeigen. Seine Unterstützer wähnen wieder den langen Arm aus Kiel gegen seine Kandidatur. Der junge Familienvater setzt auf seine Erfahrung.

Der SPD-Kandidat für die Bundestagswahl wird am 22. November gewählt

Die Wahlkreisversammlung beginnt um 13 Uhr in der Schulstraße 1 in Seestermühe. Der dort gewählte CDU-Kandidat wird dann voraussichtlich gegen Ralf Stegner (SPD, 65) antreten. Der Bordesholmer hatte 2021 den Wahlkreis mit 31,2 zu 26,2 Prozent gegen von Abercron gewonnen. Am 22. November muss sich Stegner noch auf der Delegiertenkonferenz im Rellinger Hof seinem Herausforderer Bernt Berger (54) aus Wedel stellen.