Quickborn. Das Henri-Goldstein-Haus, in dem 53 jüdische Kriegsgefangene untergebracht waren, wird geschichtlich authentisch saniert.

Das Henri-Goldstein-Haus im Quickborner Himmelmoor ist jetzt – von außen – vollständig renoviert. Es ist kaum wiederzuerkennen. Das ehemalige Lager von etwa 50 jüdischen Kriegsgefangenen aus Frankreich und Belgien, das nach dem Häftling Henri Goldstein benannt wurde, ist rechtzeitig zum Winter wetterfest gemacht worden. Der gleichnamige Förderverein hat mit Hilfe von Bund, Land und der Stiftung Denkmalschutz 285.000 Euro investiert.

Sein Ziel ist es, das rund 90 Jahre alte, rote Backsteinhaus für die Nachwelt zu erhalten und bald als museale Erinnerungsstätte an die NS-Zeit und die Moorsoldaten, die hier schwere Torfarbeit verrichten mussten, der Öffentlichkeit zu präsentieren.

25 alte Fenster wieder in den früheren Originalzustand versetzt

Das undichte Flachdach wurde repariert und mit neuen Bitumenbahnen versehen, der Dachstuhl, die Dachabdeckung und die Dachrinnen erneuert sowie Fenster und Türen restauriert, erklärt Vereinsvorsitzender Jens-Uwe Nuckel. „Ein Tischler aus Hamburg hat die 25 jeweils 1,10 mal 1,10 Meter großen Fenster neu verglast und den Holzrahmen wieder im originalen Mint-Farbton lackiert.“ Der Schornstein ist freigelegt worden, damit die drei Ölöfen im Haus wieder nutzbar sind. „Aber nur ein paar Meter entfernt von den Öfen war es bitterkalt für die Gefangenen.“

Die NS-Gedenkstätte im Quickborner Himmelmoor ist für knapp 300.000 Euro außen komplett saniert worden, berichtet Fördervereinsvorsitzender Jens-Olaf Nuckel. Die Fenster wurden restauriert, das marode Dach saniert, die Dachrinnen erneuert.
Die NS-Gedenkstätte im Quickborner Himmelmoor ist für knapp 300.000 Euro außen komplett saniert worden, berichtet Fördervereinsvorsitzender Jens-Olaf Nuckel. Die Fenster wurden restauriert, das marode Dach saniert, die Dachrinnen erneuert. © Burkhard Fuchs | Burkhard Fuchs

Drei Monate hätten die Sanierungsarbeiten gedauert, sagt Nuckel, der als Architekt die Arbeiten geplant und in Auftrag gegeben hat, ohne dafür ein Honorar zu nehmen. „Ich mache das pro bono. Das ist unser Eigenanteil von 50.000 Euro, der von den Zuschussgebern verlangt wird“, sagt der frühere SPD-Ratspolitiker, der sich seit Jahrzehnten für die Aufarbeitung der NS-Zeit in Quickborn und Umgebung einsetzt.

Bereits im KZ Springhirsch in Kaltenkirchen den Anbau geplant

In der KZ-Gedenkstätte Springhirsch in Kaltenkirchen, zwölf Kilometer nördlich von Quickborn an der B4, hatte Architekt Nuckel 2020 einen 80 Quadratmeter großen Anbau für die Ausstellung entworfen, der 210.000 Euro gekostet hat. Auch im dortigen Trägerverein gehört er dem Vorstand an. In Springhirsch waren während des zweiten Weltkriegs etwa 500 Russen gefangen, um dort einen Flugplatz frei zu räumen.

Zudem ist direkt vor der schweren, vergitterten Eisentür, die wieder ihren originalen grünen Anstrich von 1936 erhalten hat, ein Stück des Maschendrahtzaunes errichtet worden, der die Kriegsgefangenen von einer möglichen Flucht abhielt. Und rund ums Gebäude hat Nuckel mit dem Radlader etwa 30 Kubikmeter Erde bewegt, um einen Gang ums Haus zu ermöglichen.

Der Innenraum soll so schlicht wie möglich wieder hergestellt werden

Als Nächstes solle nun der Innenraum hergerichtet werden, kündigt Christina Lefebvre an, die stellvertretende Vorsitzende des Fördervereins. Das solle so schlicht wie möglich geschehen, um nicht den falschen Eindruck zu erwecken, die Gefangenen hätten in schmucken, hellen Räumen gehaust. „Wir stellen es wieder so her wie es war.“ Fünf Farbschichten, die nach dem Krieg aufgetragen wurden, müssten dafür entfernt und die Wände neu verputzt werden, erklärt Nuckel.

Auch die schwere Eisentür des Henri-Goldstein-Hauses hat jetzt wieder ihren grünen Anstrich von 1936.
Auch die schwere Eisentür des Henri-Goldstein-Hauses hat jetzt wieder ihren grünen Anstrich von 1936. © Burkhard Fuchs | Burkhard Fuchs

Er betont: „100 Quadratmeter für 53 Kriegsgefangene, die hier auf Etagenbetten schliefen, entsprach nicht den Richtlinien der Genfer Konvention.“ Das wären pro Mann 2,50 Quadratmeter gewesen. „Es war schon recht eng, brutal und im Winter bitterkalt für die Insassen. Das war hier kein Ferienheim!“

Die Zuschussanträge sind bereits bei Bund, Land und Stiftung gestellt

Für die Renovierung des Innenraumes würden noch einmal 240.000 Euro benötigt, die bereits bei Bund, Land und Stiftung Denkmalschutz beantragt seien. „Wir hoffen, dass wir damit im nächsten Jahr loslegen können“, sagt Nuckel. Die Holzwürmer aus dem Gebälk seien bereits entfernt worden. „Es war wichtig, dass wir das Gebäude jetzt so konserviert haben, dass es nicht mehr verfallen kann.“

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Danach soll im Henri-Goldstein-Haus, das eine offizielle Gedenkstätte an die NS-Zeit des Landes Schleswig-Holstein ist, eine Dauerausstellung konzipiert und eingerichtet werden.