Wedel. An der Elbe hat das Land seinen digitalen Plan für Überflutungen präsentiert. Damit sollen sich Gemeinden besser rüsten können.

Hoher Besuch in Wedel: Schleswig-Holsteins Umweltminister Tobias Goldschmidt hat am sogenannten „Regenwasserweg“ am Montagmorgen eine neue Hinweiskarte erläutert. Dabei geht es um digital-errechnete Starkregengefahren in Schleswig-Holstein.

Die Gefahren durch solche Extremwetterereignisse werden wegen des Klimawandels künftig zunehmen. Nun sind aufgrund ihrer Lage besonders gefährdete Gebiete landesweit in einer Karte erfasst worden. Verantwortlich dafür ist das Bundesamt für Kartographie und Geodäsie (BKG), das solch ein System möglichst flächendeckend in ganz Deutschland einführen möchte.

Wedel: Hinweiskarte für Starkregengefahren – Umweltminister besucht „Regenwasserweg“

„Je weiter der Klimawandel zunimmt, desto mehr haben wir mit Starkregenereignissen zu tun. Mit dieser Karte können wir besonders gefährdete Gebiete identifizieren und die Starkregenvorsorge gezielt verbessern“, sagte Umweltminister Tobias Goldschmidt beim Besuch in Wedel.

Besuch am „Regenwasserweg“ in Wedel: Umweltminister Tobias Goldschmidt (v.l.), Christopher Seydewitz (Leiter Stadtentwässerung Wedel), Tobias Kiwitt (stellvertretender Bürgermeister) und Paul Becker (Präsident und Professor des Bundesamtes für Kartographie und Geodäsie).
Besuch am „Regenwasserweg“ in Wedel: Umweltminister Tobias Goldschmidt (v.l.), Christopher Seydewitz (Leiter Stadtentwässerung Wedel), Tobias Kiwitt (stellvertretender Bürgermeister) und Paul Becker (Präsident und Professor des Bundesamtes für Kartographie und Geodäsie). © Mekun | Mekun

Aktuell erstellt das Bundesamt für Kartopgraphie in Zusammenarbeit mit insgesamt zehn Bundesländern eine einheitliche Hinweiskarte zu Gefahren durch Starkregen, die potenzielle Überflutungsgebiete ausweist. Der von Goldschmidt besuchte „Regenwasserweg“ gilt als Aushängeschild Wedels für die Entwässerung bei enormen Fluten von oben.

Solche Gräben sind am “Regenwasserweg“ in Wedel angelegt worden, damit das Wasser besser in der Bodenfläche versickern kann. Ebenfalls integriert: ein Abfluss. © Mekun | Mekun

Er befindet sich im Norden der Stadt zwischen Steinberg und Pinneberger Straße (L105). Aus der Wedeler Verwaltung waren bei dem Termin der stellvertretende Bürgermeister Tobias Kiwitt und Christopher Seydewitz (Leiter Stadtentwässerung Wedel) vor Ort. Auch Paul Becker, Präsident und Professor des BKG, war anwesend.

„Je weiter der Klimawandel zunimmt, desto mehr haben wir mit Starkregenereignissen zu tun“

Starkregen und dessen Folgen machten keinen Halt vor administrativen Grenzen, so Becker. Daher werde eine Karte mit vergleichbaren Ergebnissen für das gesamte Bundesgebiet benötigt. „Mit der Veröffentlichung der Karte von Schleswig-Holstein kommen wir unserem Ziel näher, flächendeckend Gefahrenhinweise bereitzustellen, die präventiv und in akuten Katastrophenlagen wertvoll sind“, sagte er.

Eine Sickergrube am “Regenwasserweg“ in Wedel. © Mekun | Mekun

Die Hinweiskarte Starkregengefahren zeige laut Meldung des Energiewendeministeriums MEKUN flächendeckend, wie sich Starkregenereignisse außerhalb von Fließgewässern auswirken können. Dabei werden die maximal erreichte Wassertiefe, die Fließrichtung und die maximale Fließgeschwindigkeit dargestellt.

Für die neue, digitale Karte wurden zwei Starkregenszenarien berechnet: Ein „außergewöhnliches Ereignis mit einer Wiederkehrzeit von 100 Jahren und einer Dauer von einer Stunde“ und ein „extremes Ereignis mit einer Niederschlagshöhe von 100 Millimeter bei einer Dauer von einer Stunde“.

Umweltminister Goldschmidt lobt Wedeler Konzept der „wassersensiblen Stadtentwicklung“

Wichtig: Starkregenereignisse können grundsätzlich überall auftreten und zu lokalen Überflutungen führen. Der neue Plan identifiziere allerdings Bereiche mit einer potenziell erhöhten Überflutungsgefährdung. In die Berechnungen fließen bundesweit verfügbare Datensätze ein, zudem werden generalisierte Modellannahmen getroffen.

Stadtentwässerung Wedel
Der "Regenwasserweg" in Wedel befindet sich zwischen Steinberg und Pinneberger Landstraße.  © SEW | SEW

„Die Hinweiskarte ist ein wichtiges Werkzeug zur Abschätzung der Gefährdung vor Starkregenereignissen und damit eine gute Grundlage für anschließende Detailuntersuchungen. Die Stadt Wedel verfolgt das Konzept der wassersensiblen Stadtentwicklung und passt sich bereits an die klimatischen Veränderungen unserer Zeit an“, lobte Goldschmidt.

„Schwammstadt-Prinzip“ in Wedel gegen Starkregen: Stadtentwässerung arbeitet seit Jahren an Verwirklichung

Schon seit Jahren arbeitet die Stadtentwässerung der Stadt Wedel intensiv daran, etwa durch landschaftliche Umgestaltungen, mögliche Folgen von Starkregen-Ereignissen abzupuffern und zu minimieren. So werde einer Überforderung der Systeme vorgebaut.

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Beim sogenannten Schwammstadt-Prinzip werde das Wasser an verschiedenen Stellen in Wedel zurückgehalten und gespeichert, sodass es nicht komplett und zeitgleich in die Abwassersysteme drängt, sondern erst nach und nach. Der „Regenwasserweg“ in Wedel lässt sich zu Fuß bei einem Spaziergang oder auch bei einer Führung der Stadtentwässerung Wedel erkunden.

Land Schleswig-Holstein bringt Leitfaden Starkregenrisikomanagement heraus

Auch Investoren der Immobilienbranche seien in diese langfristige Planung eingebunden: „In engem Austausch mit dem Fachdienst Stadt- und Landschaftsplanung der Stadt können gerade in neuen Quartieren naturnahe Anlagen harmonisch in die Areale hineingeplant werden“, heißt es dazu in der MEKUN-Mitteilung.

Illegale Müllkippe Norderstedt
Umweltminister Tobias Goldschmidt, hier bei der Räumung der illegalen Mülldeponie im Februar in Norderstedt, schaute sich den Wedeler „Regenwasserweg“ an. © Frank Knittermeier | Frank Knittermeier

Parallel zur Hinweiskarte Starkregengefahr hat das Land auch einen Leitfaden zum Thema Starkregenrisikomanagement in Schleswig-Holstein veröffentlicht. Darin enthalten sind Tipps zur Starkregen-Vorsorge für Kommunen.

Weitere Informationen: www.wasserstark.sh