Elmshorn. Radiopreisträgerin kehrt aus Hamburg in ihre Heimat an die Krückau zurück. Woher kommt der plötzliche Sinneswandel, Martina Schönherr?
Einigen Frühaufstehern und Radiohörern unter uns ist ihre Stimme bestens vertraut. Schon vor dem ersten Kaffee oder Tee bringt sie unsere Denkstube auf Touren, entlockt uns einen Lacher oder hat einfach etwas Lustiges oder Unterhaltsames zu erzählen. Martina Schönherr ist mit Moderationspartner Greg Bogowicz von 6 bis 10 Uhr eine der beiden Stimmen der N-Joy Morningshow. Ihr Dienstbeginn beim NDR am Rothenbaum: 5.15 Uhr.
Da ist doch eigentlich klar, dass die gebürtige Elmshornerin – eine Radiofrau mit Leib und Seele – nun auch in der Medienstadt Hamburg wohnt. Mittendrin im Geschehen, wo sie doch auch hingehört. Oder etwa nicht? Ja doch, bis vor drei Jahren war das so. Aber dann haben die heute 38-Jährige und ihr Mann den Entschluss gefasst, den sie bis heute noch an keinem Tag bereut haben. Nach zwölf Jahren in der Hansestadt ging es zurück nach Elmshorn. Es wurde eine Lovestory im zweiten Anlauf.
NDR-Moderatorin aus Elmshorn: Einmal in Hamburg wollte sie nicht in die Kleinstadt zurück
Das hätte sich die einstige Abiturientin von der Elsa-Brändström-Schule so nicht erträumen lassen. „Meine Eltern hatten damals gesagt, als mein Mann und ich nach Hamburg gingen, dass wir doch wiederkommen können, wenn wir mal Platz brauchen.“ Doch seinerzeit dachte Schönherr: „Bloß keine Kleinstadt mehr, da kennst du doch jeden.“
Hamburg hatte zu dem Zeitpunkt durch die Anonymität der Großstadt einen gewissen Reiz. „So mit Anfang, Mitte 20, da hat mir Hamburg alles geboten: Restaurants, Bars, feiern gehen; alles Dinge, die ich zwar auch in Elmshorn hatte, aber nicht im Überfluss“, erinnert sich die Radiomoderatorin an ihre Anfangsjahre in der Stadt, die doch nach Redensart das Tor zur Welt sein soll.
Martina Schönherr: 2022 gewinnt sie den Deutschen Radiopreis
Eine Kehrseite Hamburgs lernten Martina Schönherr und ihr Mann – er ist Angler, so viel darf die Öffentlichkeit wissen – aber auch bald kennen. „Als wir uns für die weitere Zukunft umschauten, haben wir nicht schlecht geguckt. Hamburg ist ja schweineteuer, und einen Garten gibt‘s da fast nur wie im Hamsterkäfig. Also haben wir unseren Suchkreis wieder erweitert“, blickt die Gewinnerin des Deutschen Radiopreises 2022 als beste Moderation auf die Findungsphase ihres jetzigen Lebensmittelpunktes zurück.
„Und dabei hab ich mich auch dann noch zuerst ein wenig gewehrt; wahrscheinlich habe ich es für einen Rückschritt gehalten, in das ,Dorf‘ zurückzugehen, in dem man aufgewachsen ist“, beschreibt Martina Schönherr ihren anfangs zögerlichen Weg zurück. Dieser wurde dann aber auch von außen ein wenig beschleunigt. „Im Freundeskreis gab es dann einen Wandel; da hatten schon einige Kinder und die haben alle gesagt: Na gut, wir müssen zurück, da ist Platz und da haben wir unsere Familien.“
NDR-Moderatorin kehrt aus Großstadt zurück: Elmshorn weiß plötzlich zu überzeugen
Und als das eigene Traumhäuschen mit Garten gefunden war, lernte Martina Schönherr bald nach dem Umzug ganz andere Qualitäten von Elmshorn kennen. „Du findest immer einen Parkplatz, das war besonders für meinen Mann ein Highlight; die Familie und die meisten Freunde sind wieder praktisch um die Ecke.“ So kam dann schneller als erwartet die große Erkenntnis: „Das ist ja doch ganz schön hier.“
Ist es das mittlerweile reifere Alter der Enddreißigerin, das diese neue Sicht auf die Geburtsstadt, die sie 2009 verlassen hatte, entstehen ließ? „Oh nein, seitdem hat sich so viel getan“, sagt die Radiofrau, die nach einer abgebrochenen Ausbildung zur Bankkauffrau über ein Praktikum 2006 den Weg zu Radio NRJ gefunden hatte, wo sie bis 2020 moderierte. „Das Stadtbild von Elmshorn hat sich sehr gewandelt. Allein gastronomisch, da gabs früher nur Schnitzel und Pommes; nun hast Du Vietnamesen, Italiener und andere. Und auch das Angebot im Handel hat sich doch sehr entwickelt.“
Martina Schönherr in Elmshorn: „Die Menschen machen die Stadt so besonders“
Doch der größte Trumpf, mit dem Elmshorn nun alles aussticht, sind für sie die Menschen. „Lustigerweise ist es eben jetzt das, was ich früher verteufelt habe, nämlich Leute zu treffen, zum Beispiel auf dem Wochenmarkt am Sonnabend, was ich jetzt so liebe“, sagt die quasi „wiedergeborene“ Elmshornerin. „Jetzt finde ich das total gemütlich. Man hat einen kleinen Kreis für sich, und ich muss anerkennen, dass meine Eltern damals schon recht hatten. Hier habe ich alles und eben die Menschen, die mir wichtig sind.“
Und neben den vielen ruhigen Momenten hat Elmshorn der beim Erzählen immer mehr ins Schwärmen geratenden NDR-Moderatorin auch viel Abwechslung zu bieten. „Wir haben Florawoche, Hafenfest, andere Events in der City“, sagt Martina Schönherr. „Vielleicht hat es einfach ganz gut getan, zwölf Jahre lang mal ganz raus zu sein. Jetzt weiß ich zu schätzen, was meine Stadt zu bieten hat.“
Moderatorin, Comedian und Autorin: Martina Schönherr hat ihr erstes Buch veröffentlicht
Unter anderem aber auch die Ruhe, die Kreativgeist Martina Schönherr benötigt. Denn neben der N-Joy-Moderation steht sie auch immer mal wieder für TV-Formate zur Verfügung, spricht Podcasts oder bringt ihr Comedy-Talent auf die Bühne. Letzteres in nächster Zeit im Rahmen der Nightwash Live-Tour am 26. Oktober in Köln oder Ende November zum Beispiel in Lübeck, Neumünster, Flensburg und Kiel.
Und was sie an Humor und Sprüchen auf die Bühne bringt, aber auch vor allem das, was sie aus dem wahren Leben mitbringt, hat Martina Schönherr nun auch in vielen Stunden am Laptop als Buch zusammengefasst. Seit August ist ihr Werk „Seh ich aus wie ‘ne Frikadelle oder warum gibt mir jeder seinen Senf dazu?“ im Handel.
Martina Schönherr: Buchlesung in Elmshorn ist schon ausverkauft
Aber die Menschen wollen sie nicht nur lesen, sie geben Martina Schönherr reichlich Vorschusslorbeeren für ihr Werk. Eine Lesung am 17. Oktober in der Elmshorner Buchhandlung Heymann ist schon mit 70 Plätzen restlos ausverkauft. „Bei uns gibt es aber als kleines Trostpflaster noch Karten für die Lesung am 5. Dezember in der Stadtbücherei Wedel“, lässt Heymann wissen.
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Und vielleicht erfahren die aufmerksamen Zuhörer dann auch weitere Details, die Martina Schönherr bei einer ihrer Lieblingsbeschäftigungen aufschnappt. „Ich setze mich einfach gern in Elmshorn in ein Café, genieße das Leben und einen Kaffee und beobachte die Menschen. Ich bin jetzt hier einfach so richtig zu Hause.“
Das Buch von Martina Schönherr: „Seh ich aus wie ’ne Frikadelle oder warum gibt mir jeder seinen Senf dazu?“, GU-Verlag, ISBN 978-3-8338-9254-7, 192 Seiten, Taschenbuch 17,99 Euro, E-Book 14,99 Euro.