Kreis Pinneberg. Die Freude bei der Siftung Landdrostei ist groß. Nach enttäuschender erster Absage wäre der Antrag beinahe gar nicht gestellt worden.

Seit Jahrzehnten kämpft Pinneberg darum, die Kreisstadt als Kulturzentrum für die Region zu etablieren. Die Landdrostei ist ein leider immer noch sehr wenig bekanntes Aushängeschild. Jetzt könnte gemeinsam mit dem benachbarten ehemaligen Zollamt ein Kulturcampus geschaffen werden, wenn denn genügend Geld dafür aufgetrieben werden kann. Das 16-Millionen-Euro-Projekt war fast schon beerdigt, aber nur fast.

Ende vorigen Jahres hatten die Kulturmacher in Pinneberg total enttäuscht einen negativen Bescheid aus Berlin kommentiert. Fast trotzig kündigten sie an, ihr Projekt zumindest im kleinen Rahmen zu verwirklichen. Nun hat sich der Wind in der Hauptstadt gedreht. Ingrid Nestle und Bruno Hönel, grüne Bundestagsabgeordnete aus Schleswig-Holstein, verkünden froh den Beschluss, das Pinneberger Modell zu fördern. 7,8 Millionen Euro fließen aus dem Bundesprogramm KulturInvest.

Künstlerische Leiterin: „Das ist ein tolles Gefühl“

„Ich bin heilfroh, dass wir es versucht haben und den alten Antrag einfach noch mal eingereicht haben“, erzählt Stefanie Fricke. Sie ist die künstlerische Leiterin des Kreiskulturzentrums. Nach den Erfahrungen des Vorjahrs hatten sie und ihre Mitstreiter in der Stiftung Landdrostei nicht mit dieser positiven Nachricht aus Berlin gerechnet und beinahe sogar auf den zweiten Versuch verzichtet.

Zollamt Pinneberg
Das Kulturwerk Schleswig-Holstein stellt mit vielen verschiedenen Künstlern im ehemaligen Zollamt Am Drosteipark in Pinneberg aus. © Marion Inge Otto-Quoos | Mioq

„Das ist ein tolles Gefühl und eine hohe Wertschätzung“, kommentiert die Künstlerische Leiterin der Stiftung Landdrostei. Die Abgeordnete Ingrid Nestle aus Elmshorn sagt, warum der Antrag aus Pinneberg jetzt überzeugt hat: „Wir brauchen die Kulturstätten und Begegnungsorte in unseren Innenstädten. Sie bringen Menschen zusammen, schaffen Raum für Begegnung. Das stärkt den Respekt auch gegenüber anderen Meinungen.“

Stiftung Landdrostei hat ein vielseitiges Nutzungskonzept erarbeitet

Zum Hintergrund: Der Kulturcampus Pinneberg soll im Alten Zollamt entstehen, das in den 1950er-Jahren errichtet worden ist. Die Künstlerische Leiterin der Drosteistiftung, Stefanie Fricke, und Geschäftsführer Jens Bollwahn hatten dazu voriges Jahr ein vielseitiges Nutzungskonzept ausgearbeitet. In das Erdgeschoss wird die Verwaltung der Stiftung umziehen und damit auch barrierefrei zugänglich sein. In den oberen Etagen sind Räumlichkeiten für Kulturvereine geplant. Oben unterm Dach entsteht im lichtdurchfluteten Teil des Gebäudes Raum für Veranstaltungen und Tagungen mit einem Bühnenbereich.

Zollamt Pinneberg
Das ehemalige Zollamt in Pinneberg soll ein Ort für Kultur werden. © Katja Wohlers | Katja Wohlers

„Nach der Sanierung erhält der Kreis Pinneberg damit eine neue Kulturperle im Drosteipark“, sagt die grüne Abgeordnete aus Elmshorn. Mit dem Förderprogramm, das für Pinneberg eine sehr hohe Einzelförderung vorsieht, unterstützt der Bund die Kulturentwicklung in Deutschland. Dazu gehören Maßnahmen zur Sanierung, Restaurierung und Um- oder Neubau von kulturellen Einrichtungen, die Kultur für eine breite Öffentlichkeit zugänglich machen.

Grüne unterstützen das Kulturprojekt in Pinneberg

Bruno Hönel, grüner Bundestagsabgeordnete für Lübeck und Umland, ist Mitglied im Haushaltsausschuss. Er sagt: „Beim Pinneberger Kulturcampus sticht die Vielfalt der Nutzungsmöglichkeiten heraus, weswegen wir Grüne das Projekt gern unterstützt haben.“

Zollamt Pinneberg
Die ersten Aktionen sind bereits gelaufen: Das Kulturwerk Schleswig-Holstein stellte mit vielen verschiedenen Künstlern im ehemaligen Zollamt Am Drosteipark in Pinneberg aus. © Marion Inge Otto-Quoos | Mioq

Einen aktenkundigen Förderbescheid gibt es noch nicht. „Jetzt ist es Sache der Politik, die aktuelle Situation zu bewerten und über weitere Maßnahmen zu entscheiden“, heißt es offiziell aus der Kreisverwaltung. Tatsächlich müssen sich die Fraktionen damit beschäftigen. Denn die hohe Förderung umfasst erst die Hälfte des 16-Millionen-Projekts. Der Rest muss dann vom Kreis und möglicherweise aus anderen Finanztöpfen aufgebracht werden.

2022 kaufte der Kreis Pinneberg das Alte Zollamt für 326.000 Euro

Für 326.000 Euro hatte der Kreis Pinneberg die Immobilie vor zwei Jahren vom Bund erworben. „Die Idee ist, in Kombination der beiden Liegenschaften Drostei und Zollamt einen Ort zu schaffen, der ein attraktives und hochwertiges Kulturprogramm für alle Menschen im Kreis Pinneberg möglich macht und so zu einem gesellschaftlichen Miteinander beiträgt“, beschreibt Katja Wohlers, Pressesprecherin der Kreisverwaltung, die Ausgangslage.

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