Wedel. Politiker verzögern überraschend das Vorhaben von Rehder Wohnungsbau. Das sind die Kritikpunkte der Anwohner. Das sagt der Investor.
Rolle rückwärts von der Wedeler Politik: Nachdem es bereits Ende 2022 im Planungsausschuss und auch noch Anfang September dieses Jahres grünes Licht für ein Bauprojekt in Wedel mit 100 Wohnungen zwischen B431 (Holmer Straße) und Ansgariusweg der Immobilienfirma Rehder Wohnungsbau gegeben hatte, gibt es nun doch wieder erhebliche Zweifel daran.
Die Planung für das Projekt „Wohnen am Ansgariusweg“ wird auf Entscheidung der Politik vorerst auf Eis gelegt. Es sollen dort sechs Wohngebäude mit bis zu fünf Stockwerken entstehen. Der Antrag der Grünen-Fraktion, das Anliegen vom Rat doch wieder zurück an den Planungsausschuss zu delegieren, ist vom Stadtparlament mehrheitlich beschlossen worden. Damit gibt es auf dem Weg zum Bebauungsplan Hogschlag und der Planung für dringend benötigten Wohnraum in Wedel einen Rück- statt Fortschritt.
B431 in Wedel: Bauprojekt am Ansgariusweg ist vorerst gestoppt
Zu Beginn der Ratsversammlung hatten Anwohner des Areals den Politikern ihre erheblichen Bedenken gegenüber des Bauprojekts vorgetragen. Die Hauptkritikpunkte: Die Geschosshöhe von bis zu fünf Stockwerken, die damit verbundene Verschattung der niedrigeren, umliegenden Gebäude in der Nachbarschaft und die bereits jetzt bestehende Stauproblematik, die im Verkehrsgutachten keinerlei Beachtung finden würde.
Stephan Rehder, Geschäftsführer des Wedeler Wohnungsunternehmens, sei auch nach dieser politischen Entscheidung „hochgradig gewillt“, weitere Gespräche über das Bauprojekt am Ansgariusweg mit den Fraktionen, der Stadtverwaltung und auch der Nachbarschaft zu führen. Er sagt: „Grundsätzlich gibt es beim Thema Wohnraum nur zwei Stellschrauben: Man kann nach oben bauen oder eben die Fläche erweitern.“
Immobilien: Wohnkomplexe etwas höher bauen, um weniger Fläche zu versiegeln
Der modernere Ansatz – auch unter ökologischen Aspekten – sei es, etwas höher zu bauen, um letztlich weniger Flächen zu versiegeln. „Dann werden die Bauten einfach etwas höhergeschossig. Es soll doch Wohnraum entstehen. In diesem Fall: Eigentumswohnungen, Mietwohnungen und sozial geförderte Wohnungen“, sagt Rehder.
Nach derzeitigem Stand sollen 60 Prozent der gut 100 Wohnungen vermietet werden, 40 Prozent können gekauft werden. 33 Prozent der gesamten Wohnfläche werden Sozialwohnungen. Auf die Kritik der Anwohner an dem Bauvorhaben möchte der Geschäftsführer vor den direkten Gesprächen untereinander öffentlich noch nicht eingehen.
Gerade beim Thema Verkehr habe jedoch jeder ein sehr subjektives Empfinden. Die renommierten Verkehrsgutachter würden dort aus Rehders Sicht allerdings genauer und objektiver analysieren. Und: Der Landesbetrieb Straßenbau und Verkehr Schleswig-Holstein (LBV.SH), zuständig für die angrenzende Bundesstraße 431, habe zudem einen Kreuzungsumbau an der Straße Lülanden in Aussicht gestellt.
„Wohnen am Ansgariusweg“ – Haupterschließung über die B431 in Wedel
Außerdem sei bei einer Umplanung des Projekts eine neue Haupterschließung des Baugebiets an die Holmer Straße vorgesehen..„Ich vermute, dass die leistungsstärkste Straße Wedels durch diese Erschließung mit dem Verkehr von gut 100 Wohnungen mehr klarkäme“, so Rehder. Generell könnten aus seiner Sicht solche Bürgerbeschwerden auch in einem laufenden Bebauungsplanverfahren geklärt werden.
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Doch: Die politische Mehrheit sprach sich auf der vergangenen Sitzung des Stadtrates für weitere Beratungen im Planungsausschuss aus: Außer den Grünen waren auch die CDU, die Wählergemeinschaft Wedeler Soziale Initiative (WSI) und die Linke dafür.
Dagegen stimmte die SPD, die vor allem auf den Wohnungsmangel in Wedel hinwies und ebenfalls darauf, dass nach dem endgültig erfolgten Aufstellungsbeschluss für den B-Plan Diskussionen zu den Details des Projekts möglich wären. Auch die FDP war gegen den Antrag der Grünen-Fraktion.
Planung von 100 Wohnungen an B431: Wedeler Grüne begrüßen, dass „vieles im Vorfeld geklärt wird“
„Wir finden es gut, dass man miteinander ins Gespräch kommt und vieles noch im Vorfeld geklärt wird, bevor Wedeler Anwohner sozusagen Sturm laufen und gegen das Bauprojekt vor Gericht klagen“, sagte Dagmar Süß, Fraktionsvorsitzende der Grünen. Im Antrag, den Petra Goll dem Plenum vortrug, hielten es die Politiker für „ratsam, noch einmal das Gespräch mit dem Bauherren zu suchen und sowohl ihm als auch der zukünftigen Nachbarschaft die Gelegenheit zu geben, einander ihre Standpunkte bekannt zu machen“.
Den Grünen um die Fraktionsvorsitzende ist eines wichtig zu betonen: „Wir sind nicht gegen das Bauprojekt. Wir sind jetzt erst einmal froh, dass Klarheit über den weiteren Verlauf herrscht.“ Das Thema wird erneut auf der kommenden Sitzung des Planungsausschusses am Dienstag, 1. Oktober, öffentlich diskutiert (18.30 Uhr, Ratssaal).