Kreis Pinneberg. Bernt Berger von der SPD in Wedel will dem Pinneberger Direktkandidaten den Platz in Berlin streitig machen. Das sind seine Gründe.

Ralf Stegner kann in der SPD im Kreis Pinneberg getrost als politischer Platzhirsch bezeichnet werden. Schließlich hat der ehemalige schleswig-holsteinische Finanz- und Innenminister (2003 bis 2005 sowie 2005 bis 2008) bei der vergangenen Bundestagswahl am 26. September 2021 mit 31,3 Prozent der Stimmen das Direktmandat im „Orakel-Wahlkreis“ Pinneberg gewonnen. Also dem Kreis, dessen Direktmandatssieger seit 68 Jahren stets aus der späteren Kanzlerpartei stammt.

Umso interessanter, dass kurz vor Toresschluss ein weiterer Bewerber um dieses so prestigeträchtige Direktmandat seinen Hut in den Ring geworfen hat. Nach dem Rückzug des 17 Jahre alten Schenefelder Jonas Glaser Anfang September, nur eine Woche nach Bekanntgabe seiner Kandidatur, hat nun der kommissarische Vorsitzende des SPD-Ortsvereins Wedel, Bernt Berger, fristgerecht seine Kandidatur für die Position des sozialdemokratischen Direktkandidaten für den Wahlkreis 7 Pinneberg bekanntgegeben.

Pinneberger Direktmandat: Am 22. November entscheiden die SPD-Delegierten über ihren Kandidaten

Für den demokratischen Prozess ist eine Mehrpersonenkandidatur um ein Amt oder Mandat ein grundsätzlich begrüßenswerter Vorgang. Entsprechend äußert sich der SPD-Kreisvorsitzende Thomas Hölck: „Ich habe die Kandidatur zur Kenntnis genommen und werde zusammen mit dem Kreisvorstand für ein faires Nominierungsverfahren sorgen“, sagt Hölck. „Am Ende entscheiden die Delegierten am 22. November bei der Wahlkreiskonferenz.“

Ralf Stegner (l.) bewirbt sich erneut für die Direktkandidatur der SPD bei den Bundestagswahlen. Thomas Hölck, Kreisvorsitzender der Sozialdemokraten (r.), begrüßt die Bewerbung.
Thomas Hölck, Pinneberger Kreisvorsitzender der Sozialdemokraten (r.), begrüßt die Bewerbung von Ralf Stegner (l.), der erneut per Direktkandidatur für die SPD in den Bundestag einziehen will. © SPD | SPD

Aber wer ist dieser zweite Bewerber, der sich da doch ein klein wenig wie „Kai aus der Kiste“ ins Kandidatenrennen für das Pinneberger Bundestags-Direktmandat wirft? „Ich wurde in Wedel geboren, bin dort aufgewachsen und im Kreis Pinneberg fest verwurzelt“, teilt der begeisterte Seekajakfahrer, Outdoor-Enthusiast, Musikliebhaber und Koch über sich mit.

Wahlliste zum Bundestag: Bernt Berger kommt aus der friedens- und sicherheitspolitischen Forschung

Seine berufliche Laufbahn hat den friedens- und sicherheitspolitischen Forscher über die Stationen London, Peking, Stockholm und Yangon auch nach Berlin geführt. Dort würde er gern ab Herbst 2025 die Fahne für sein Bundesland hochhalten. „Mein Herz schlägt für Schleswig-Holstein und für eine Politik, die auf nachhaltigen Fortschritt setzt“, sagt Bernt Berger.

Aber warum jetzt die Kandidatur für Berlin, wo er doch vor der eigenen Haustür auch viel bewegen könnte? „Es geht mir um politische Gestaltung. Das bedeutet, nicht den Herausforderungen hinterherzulaufen, sondern aktiv die Zukunft zu gestalten“, sagt der 54-Jährige. „Ich trete für eine Politik ein, die nicht nur die Versäumnisse der Vergangenheit aufarbeitet, sondern auch innovative Ideen für die Bewältigung der Herausforderungen von morgen entwickelt.“

Kandidat aus Wedel: Bernt Berger will Schleswig-Holstein in Berlin nach vorne führen

Und hierbei soll sein Heimatland bei der Ausgestaltung ganz vorne mit dabei sein, dafür will Berger sorgen. „Ich sehe in Schleswig-Holstein eine zentrale Rolle für die zukünftige technologische Entwicklung Deutschlands. Die natürlichen Gegebenheiten der Region und die zentrale Rolle bei der Gewinnung erneuerbarer Energien bieten hervorragende Voraussetzungen als Zukunftsstandort“, sagt der gebürtige Wedeler: „Diese Chance dürfen wir uns nicht entgehen lassen. Unsere Region muss von den Entwicklungen profitieren.“

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Das könne nur funktionieren, wenn sich die Politik von alten Hüten abkehre und die jüngere Generation mit einbinde, glaubt der Kandidat. „Fast alle politischen Themen betreffen das Leben der heute unter 30-Jährigen. Es geht nicht nur um Schadensbegrenzung, sondern um die Gestaltung ihrer zukünftigen Lebenswelt“, erklärte Berger. Angesichts des rapiden technischen Wandels sowie neuer Formen der Arbeit, der Lebensentwürfe und Wertvorstellungen könne dies nicht mehr allein von der älteren Generation geleistet werden.

Kandidat Bernt Berger: „Ich mache Wahlkampf für meine Politik, nicht gegen Ralf Stegner“

Aussagen, die als Kritik an Ralf Stegner gewertet werden könnten, dass mit diesem Mann aus Pinneberg in Berlin Bergers Ziele nicht erreichbar wären. Hierzu stellt der 54-Jährige aus Wedel jedoch klar: „Ich bestreite meinen Wahlkampf für meine Politik, wie ich sie mir vorstelle; ich mache keinen Wahlkampf gegen Ralf Stegner.“