Kreis Pinneberg. Der bekannte Sozialdemokrat will wieder im „Orakel-Kreis“ kandidieren. Dort hatte er 2021 überraschend gewonnen – die Hintergründe.

Never change a running system! Das scheint das Motto des SPD-Bundestagsabgeordneten Rald Stegner zu sein. Nachdem der 64 Jahre alte Bordesholmer schon im Jahr 2021 fernab seines Wohnortes im Kreis Pinneberg fast sensationell das Direktmandat gewonnen hatte, will er es 2025 noch einmal als SPD-Direktkandidat im Kreis Pinneberg versuchen – sofern ihn seine Partei nominiert. Das gab Stegner jetzt bekannt.

Demnach will der Bundestagsabgeordnete im kommenden Jahr wieder für die SPD ins Rennen gehen. Das erklärte der Politiker am Freitag in der Kreisstadt Pinneberg. „Ich würde mich freuen, wenn mich die SPD erneut nominiert. Und ich will gerne vollen Einsatz dafür geben, dass wir den Wahlkreis wieder direkt gewinnen.“

Ralf Stegner will 2025 wieder für die SPD im Kreis Pinneberg für den Bundestag kandidieren

Bereits am Dienstag hatte Stegner dem Pinneberger Kreisvorstand und die Ortsvereinsvorsitzenden über seine Absicht informiert. Dabei habe er viel Zuspruch erfahren, weiß auch SPD-Kreischef Thomas Hölck zu berichten. Positiv bewertet auch Hölck selbst die Bewerbung. „Ich begrüße die Kandidatur von Ralf Stegner ausdrücklich! Er hat seine Sache in den vergangenen drei Jahren sehr gut gemacht.“

Im Untersuchungsausschusses „Afghanistan“  sind Thomas Erndl (CDU), stellv. Vorsitzender des Gremiums und Ralf Stegner (SPD), Vorsitzender des Gremiums, zu sehen.
Im Untersuchungsausschusses „Afghanistan“ sind Thomas Erndl (CDU), stellv. Vorsitzender des Gremiums und Ralf Stegner (SPD), Vorsitzender des Gremiums, zu sehen. © epd | Rolf Zoellner

Hölck hob dabei hervor, dass er als SPD-Kreisvorsitzender nicht nur die hervorragende Zusammenarbeit Stegners mit allen Ebenen der Partei im Kreis schätze, sondern auch seine Positionierungen in der Außenpolitik unterstützt. „Ralf Stegner steht für Solidarität mit der Ukraine. Gemeinsam mit Bundeskanzler Olaf Scholz lässt er aber auch keinen Zweifel daran, dass Deutschland auf keinen Fall Kriegspartei werden darf“, so Hölck. Der Kreischef der Sozialdemokraten lobte Stegner auch für seine klaren Formulierungen: „Er spricht eine einfache Sprache ohne vereinfachte Antworten zu geben, so wie es die Populisten tun.“

Anfänge in Rellingen: „Ich kenne den Kreis Pinneberg sehr gut, fühle mich politisch hier sehr wohl“

Stegner, der als langjähriger Landespolitiker 2021 erstmals von Kiel in den Berliner Bundestag einzog, begründete seine Entscheidung auch mit der Arbeit in der Hauptstadt und in seinem Wahlkreis. „Ich kenne den Kreis Pinneberg schon seit meinen Anfängen in der Kommunalpolitik in Rellingen sehr gut und fühle mich politisch hier sehr wohl.“

Mit regelmäßigen Bürgersprechstunden, jährlichen Besuchen bei den hauptamtlichen Bürgermeistern und der Landrätin sowie dem Austausch mit Einrichtungen, Verbänden und Ehrenamt und zahlreichen vor-Ort-Aktionen sei dafür gesorgt, dass die Menschen und ihre Vertretungen einen guten Draht nach Berlin hätten.

SPD-Politiker habe in Berlin schon einiges für seinen Wahlkreis mobilisiert

Stegner sei sich bewusst, dass er nicht in jedem Fall helfen könne, habe aber für den Wahlkreis schon in einigen Anliegen und Projekten Impulse geben können. So hatte Stegner in diesem Jahr etwa Fördermittel für dem EMTV in Elmshorn und die Christuskirche in Pinneberg mobilisieren können.

Bundestagswahl 2021 im Kreis Pinneberg: Ralf Stegner verfolgte sichtlich angespannt mit der stellvertretenden Kreispräsidentin Elke Schreiben und dem Kreisvorsitzenden Thomas Hölck die erste Prognosen.
Bundestagswahl 2021 im Kreis Pinneberg: Ralf Stegner verfolgte sichtlich angespannt mit der stellvertretenden Kreispräsidentin Elke Schreiben und dem Kreisvorsitzenden Thomas Hölck die erste Prognosen. © Burkhard Fuchs | Burkhard Fuchs

In Berlin profiliere sich Stegner in erster Linie als Außenpolitiker, ist für die Sozialdemokraten Sprecher für Abrüstung und Berichterstatter für transatlantische Beziehungen. Wachsende Aufmerksamkeit erhalte aktuell auch der Afghanistan-Untersuchungsausschuss, den der Sozialdemokrat leitet. Er ist zudem Mitglied des „Parlamentarischen Kontrollgremiums“ für die Geheimdienste.

Stegner ist überzeugt: „Olaf Scholz wird sich 2025 wieder durchsetzen“

Auf die Frage, gegen welchen Direktkandidaten von der CDU er am liebsten antreten möchte, antwortete Stegner, es sei Sache der Christdemokraten, wen sie aufstellen. Er freue sich auf eine faire Auseinandersetzung, bei der er naturgemäß auf Sieg setze. Daran würden auch die aktuell schlechten Umfragewerte seiner Partei im Bund nichts ändern.

„Als SPD haben wir es oft mit Gegenwind zu tun und halten das gut aus. Am Ende wird es bei der Wahl darauf ankommen, wen die Menschen als Kanzler haben wollen. Und da wird sich Olaf Scholz mit seiner umsichtigen Innen- und Außenpolitik wieder durchsetzen“, ist sich Stegner jetzt schon sicher.

Pinneberg gilt als „Kanzlermacher-Kreis“ - woher dieser Beiname kommt

Dass dem Kanzler dafür Ralf Stegner als Vertreter des Kreises Pinneberg im Parlament gut zupasskäme, machte auch Kreischef Thomas Hölck mit einem Lächeln deutlich. „Bekanntlich ist der Wahlkreis Pinneberg der Orakel-Kreis unserer Republik. Die Partei, die hier das Direktmandat gewinnt, stellt auch den Bundeskanzler.“

Überdies hat der SPD-Kreisverband aber auch eine interne Bewerbungsfrist bis zum 8. September für interessierte Kandidaten gesetzt. Die Entscheidung über die Direktkandidatur fällen die Sozialdemokraten während einer Kreiswahlkonferenz am 22. November.

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Bekanntlich wurde Stegner vor vier Jahren als Direktkandidat im Wahlkreis Pinneberg für die Bundestagswahl 2021 nominiert und am 26. März 2021 auf Platz 3 der schleswig-holsteinischen Landesliste gewählt. Bei der Wahl gewann er schließlich mit 31,3 Prozent der Erststimmen das Direktmandat gegen Michael von Abercron (CDU) und zog in den Deutschen Bundestag ein.

Am 5. Dezember 2020, mitten in der Corona-Krise, winkt Ralf Stegner (SPD) nach seiner Nominierung mit einem Blumenstrauß von der Bühne der SPD-Wahlkreiskonferenz. Der SPD-Kreisverband Pinneberg hatte Stegner als Direktkandidaten im Wahlkreis Pinneberg für die Bundestagswahl 2021 nominiert.
Am 5. Dezember 2020, mitten in der Corona-Krise, winkt Ralf Stegner (SPD) nach seiner Nominierung mit einem Blumenstrauß von der Bühne der SPD-Wahlkreiskonferenz. Der SPD-Kreisverband Pinneberg hatte Stegner als Direktkandidaten im Wahlkreis Pinneberg für die Bundestagswahl 2021 nominiert. © dpa | Georg Wendt

Seinem Beinamen „Orkal-Kreis“ macht Pinneberg seit 1953 alle Ehre. Denn seitdem holt im Kreis Pinneberg immer derjenige Kandidat das Direktmandat, dessen Partei später auch den Kanzler oder die Kanzlerin stellt – zuletzt vor vier Jahren SPD-Mann Stegner, davor zuletzt CDU-Mann Michael von Abercron. Das ist einmalig in Deutschland und hat „Pinneberg 007“, wie die offizielle Bezeichnung seit 1976 lautet, zum Wahlkreis mit der Lizenz zum Orakeln gemacht. Zum Kanzlermacher-Kreis.