Wedel. Zwei Jahre Planung waren für die neue Ausstellung nötig. Der Direktor verspricht ein multimediales Erlebnis mit „Gänsehautmomenten“.

Es ist gute Tradition in Wedel, dass Ikonen der Popmusik, der modernen Kunst oder der Mode im Ernst Barlach Kunstmuseum zu Gast sind. „Wir hatten Ausstellungen zu John Lennon, den Beatles oder auch Karl Lagerfeld hier“, sagt der Vorsitzende Jürgen Doppelstein. Nun wird in seinem Haus erneut eine spektakuläre und öffentlichkeitswirksame Schau gezeigt.

Mit Freddie Mercury, dem Frontmann der Rockband Queen, ist ein Musiker an der Reihe, der trotz seines frühen Todes am 24. November 1991 im Alter von nur 45 Jahren eine ganze Ära geprägt hat. Vom 6. Oktober an können Besucher im Barlach Museum an der Mühlenstraße 1 in einer Dauerausstellung vieles über den Sänger der höchst-innovativen und stilprägenden Rockformation erfahren.

Ausstellung in Wedel: Freddie Mercury und Queen begeistern auch Jüngere

Das Phänomen Mercury, der mit der Band von 1970 an zwei Jahrzehnte musikalisch wirkte, begeistert dabei längst nicht nur die Älteren. Der Queen-Song „Bohemian Rhapsody“ selbst sei etwa mit über 2,3 Milliarden Aufrufen der meistgestreamte Rockklassiker der Gegenwart. „Bei uns arbeiten oft Abiturienten an der Kasse. Selbst die Jüngeren kennen ihn und seine Musik. Alle und haben sich gefreut, als wir die Ausstellung intern angekündigt haben“, so Doppelstein, der auch Kurator der Ausstellung ist.

Queen live in London
Queen im Webley Stadium: John Deacon (l.) und Freddie Mercury (r.) 1984 bei einem Konzert in London. © picture-alliance / Hanne Jordan | Hanne Jordan

Der wandelbare musikalische Pionier und schillernde Paradiesvogel Mercury und die Band Queen mit den weiteren Mitgliedern Brian May, Roger Taylor und John Deacon seien nach wie vor sehr präsent – auch in den sozialen Medien.

Ernst Barlach Kunstmuseum: Weit mehr als 200 Exponate über den auf Sansibar geborenen Sänger

Weit mehr als 200 Exponate über das Leben und Wirken des 1946 auf Sansibar als Farrokh Bulsar geborenen Künstlers werden in Wedel ausgestellt. „Es ist eine Sammlung von Fotos, vielen Video-Ausschnitten, Dokumenten und Artikeln über Freddie Mercury“, so der Vorsitzende der Ernst Barlach Museumsgesellschaft, die ihren Sitz in Hamburg hat.

Freddie Mercury
Ein Foto der Wedeler Ausstellung: Farrokh Bulsara, auch bekannt als Freddie Mercury, auf einem Baby-Foto von 1947. © Freddy Mercury - The Great Pretender, Courtesy of Mrs. Bulsara | Freddy Mercury - The Great Pretender, Courtesy of Mrs. Bulsara

Gut zwei Jahre habe es von der Idee über die Recherche bis zur Verwirklichung der neuen Dauerausstellung gedauert. Auslöser sei auch der Hype gewesen, den der Kino-Film „Bohemian Rhapsody“ von 2018 ausgelöst habe. Es soll eine „wilde Ausstellung“ werden, die dem nimmermüden Schaffen des Tausendsassas gerecht werden solle.

Queen-Sänger Mercury: Themen wie Querness, Aids und Familie werden auch behandelt

„Neben der Musik greifen wir auch das Queer-Thema auf sowie die Aids-Thematik. Und auch den familiären Background seiner sehr religiösen, indischen Familie“, erklärt der Vorsitzende.

UK THE LATE FREDDY MERCURY OF QUEEN DURING A 1986 WEMBLEY CONCERT LONDON
Dauerausstellung im Wedeler Kunstmuseum: Queen-Sänger Freddie Mercury bei einem Auftritt 1986 im Londoner Wembley-Stadion. Dieses und viele weitere Bilder, Videos und Dokumente sind im Ernst Barlach Museum ausgestellt. © Alamy Stock Photo | Julio Etchart / Alamy Stock Photo

Über seine eigene Sexualität hatte Mercury, der sich Männern hingezogen fühlte, öffentlich nie gesprochen. Journalisten gegenüber habe er laut Doppelstein stets nur ausweichende Antworten gegeben. Doch das Thema Querness sei immer wieder in den Liedtexten aufgegriffen worden.

Freddie Mercury
Queen-Sänger Freddie Mercury auf der Bühne des Londoner Wembley Stadions 1985. © Neal Preston | Neal Preston

1991 starb Mercury nach HIV-Infektion an einer Aids-Erkrankung – zu jener Zeit gab es keine Medikamente, um den Krankheitsverlauf zu mildern. Was bleibt, ist ein musikalisches Vermächtnis mit Queen-Hits wie etwa „We Will Rock You“, „We Are The Champions“ (beide 1977), „The Show Must Go On“ (1991) – und viele, viele mehr.

Musik-Genie Freddie Mercury liebte auch Theater, Ballett, Oper und Kunst

Außer Freddie Mercury, der auch Theater, Ballett, Oper und Kunst liebte, war im Laufe seiner Karriere wohl kaum ein anderer Künstler dieser Epoche in seinem Soundbild derart facettenreich - vielleicht noch David Bowie. Egal ob Jazz, Rock, Disco, Funk, Oper – der Queen-Sänger sprengte solo und mit seiner Band sämtliche Genre-Grenzen der musikalischen Stilrichtungen.

Queen (v.i. Roger Taylor, Brian May, Freddie Mercury, John Deacon)
Die Band Queen im August 1984: Roger Taylor (v.l.), Brian May, Freddie Mercury und John Deacon. © picture alliance / Fryderyk Gabowicz | Fryderyk Gabowicz

Dazu kam „die wohl außergewöhnlichste und faszinierendste Stimme der Rockmusik“, wie es in einer Meldung der Ernst Barlach Gesellschaft heißt. Die Band habe mit ihrer Produktivität, ihrem unverwechselbaren Sound, ihren mitreißenden Live-Auftritten und ihren zahlreichen Konzeptalben Musikgeschichte geschrieben.

„Barcelona“ – Song mit Opernsängerin Montserrat Caballé wird Olympia-Song 1992

Mit der Opernsängerin Montserrat Caballé sang Mercury beispielsweise 1988 mit dem Song „Barcelona“ eine Hymne, die 1992 zur Erkennungsmelodie der Olympischen Sommerspiele in der katalanischen Metropole wurde. Der 20-minütige Auftritt von Queen während des Live Aid-Konzertes im Londoner Wembley Stadion am 13. Juli 1985 zähle laut Barlach Gesellschaft sogar „zu den spektakulärsten Rock-Konzerten aller Zeiten“.

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Im selben Jahr trat Mercury mit Queen bei einem Festival in Rio de Janeiro vor 300.000 Zuschauern auf. „Gänsehaut pur“, umschreibt es Doppelstein. Vor allem die „Dialog-Gesänge mit dem Publikum“ des Sängers imponieren dem Museumsdirektor. „Obwohl er im Privatleben eher schüchtern wirkte, war er als öffentliche Persönlichkeit in hohem Maße extravagant und hedonistisch.“

Extravaganter Look auf der Bühne – Band wollte sich von anderen klar abgrenzen

Seine theatralischen und geschlechterübergreifenden Bühnenlooks richteten sich auch gegen die Auftritte anderer männlicher Bands, mit denen er keinesfalls verwechselt werden wollte“, so der Wortlaut auf der Museumshomepage.

Freddie Mercury, of the pop band Queen, performing on stage during the Live Aid concert.
Live Aid-Konzert 1985: Entertainer Freddie Mercury in seinem Element. © Alamy Stock Photo | PA Images / Alamy Stock Photo

Bis Ende September ist das Museum wegen des Umbaus noch geschlossen. Geöffnet ist das Wedeler Kunstmuseum generell von Mittwoch bis Sonntag zwischen 11 Uhr und 18.00 Uhr. Der Eintritt kostet zehn Euro, Schüler, Auszubildende und Studenten zahlen acht Euro, Gruppenmitglieder ab zehn Personen ebenfalls. Die Mercury-Schau dauert bis März 2025.