Wedel. Kritiker überschlagen sich mit Superlativen für Leon Löwentraut (25). Schon als Schüler verkaufte er erste Werke. Nun wird er geehrt.
Dass erfolgreiche Kunst keine Frage des Alters oder der Reife ist, beweist der erst 25 Jahre alte Leon Löwentraut. Der aufstrebende Jungkünstler soll nun im Ernst Barlach Museum in Wedel für sein Schaffen ausgezeichnet werden. In der Kunst-Szene ist er trotz seines jungen Alters schon so etwas wie ein alter Hase, denn das „Wunderkind“ der deutschen Kunstszene hat schon früh für Wirbel gesorgt.
Seine Bilder und Skulpturen sind schrill, farbenfroh, exzentrisch und grenzen sich radikal vom klassischen Kunstverständnis ab. Die Werke sollen laut Löwentraut „begeistern, irritieren, polarisieren“. Nur ein Beispiel ist sein „Global Gate“, 37 bemalte Container, die das Brandenburger Tor symbolisieren. Er darf durchaus als avantgardistischer Punk bezeichnet werden, der die bisweilen eingestaubte Kunst-Welt ordentlich aufmischt.
Wedel: Ernst Barlach Preis für Bildende Kunst geht an Leon Löwentraut
2015 bezeichnete die Gala den 1998 in Kaiserslautern geborenen Löwentraut als „Wunderkind“. Ein Jahr zuvor war er als 16 Jahre alter Schüler, der bereits Kunstwerke verkaufte, im Kölner Express ein „Geheimtipp in der Kunstszene“. Weitere mediale Lorbeeren für den öffentlichkeitswirksamen Künstler folgten: So nannte ihn die Rheinische Post ein „künstlerisches Multitalent“, der Spiegel erhob ihn zum „Shootingstar“. Auch Ex-TV-Showmaster Stefan Raab malte mit ihm bei TV Total.
Nun gibt es eine weitere Würdigung in Wedel: Der Ernst Barlach Preis 2023 für Bildende Kunst geht in diesem Jahr an Leon Löwentraut, der über die Malerei seiner Mutter schon früh mit der Kunst in Berührung kam. Seine Leidenschaft für die unterschiedlichen Stile der Kunst war geweckt – und wird bis heute mit Feuereifer vorangetrieben. Dabei versteht der Künstler das Malen nach eigenen Angaben als einen künstlerisch forschenden, ergebnisoffenen Erkenntnisprozess.
Schon während der Schulzeit in Bonn verkaufte er seine ersten Bilder. Die dürften damals noch deutlich günstiger gewesen sein: In diesem Jahr ließ Löwentraut verlauten, dass er mit dem Verkauf seiner Kunst Erlöse von 20.000 bis 25.000 Euro erziele. Manchmal würde der Preis sogar in den niedrigen sechsstelligen Bereich gehen.
Künstler Löwentraut wohnt größtenteils in Portugal
Der Künstler hat Ateliers bei Düsseldorf und in Portugal, lange Zeit war die Rheinmetropole seine Heimat. Mittlerweile lebt Löwentraut jedoch größtenteils im westlichsten Land Europas an der Algarve. Seine Werke sind aber unter anderem auch in Deutschland zu Hause: Seit 2018 schmückt ein Bild die Wandelhalle des nordrhein-westfälischen Landtags.
Die Hochschule Kaiserslautern erteilte dem Düsseldorfer Maler für das Wintersemester 2021/2022 einen Lehrauftrag im Studiengang Virtual Design (Thema „Future Exhibition Design“). Ziel war es, analoge Kunst mit digitalen Möglichkeiten greifbarer zu machen. Jetzt gab es für das gemeinsam entwickelte Projekt „Volar“ vom Art Directors Club (ADC) Gold. In diesem Wettbewerb werden jährlich die kreativsten Arbeiten im deutschsprachigen Raum ausgezeichnet.
Ernst Barlach-Auszeichnung wird seit 1990 vergeben
Die nun angekündigte Auszeichnung für Bildende Kunst wird seit 1990 in unregelmäßigen Abständen von der Ernst Barlach Gesellschaft Hamburg vergeben, um auf besonders innovative künstlerische Positionen aufmerksam zu machen. Vorherige Preisträger waren unter anderem Uschi Niehaus Indenbirken (2018), Paul Revellio (1991) oder Henriette Grahnert (2008).
Die Jury unter dem Vorsitz von Jürgen Doppelstein, Museumsdirektor und Vorsitzender der Ernst Barlach Gesellschaft, hat sich in diesem Jahr einstimmig für Löwentraut als Preisträger entschieden. Doppelstein sagt: „Leon Löwentrauts Werke und seine stark medienbasierte öffentliche Kommunikation werden von der traditionellen Kunstkritik bisher wenig beachtet. Wir sind der Meinung, dass es Zeit für einen Blickwechsel ist.“
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„Leon Löwentraut zeigt den modernen Menschen in seiner ganzen Isolation“
In Bezug auf die Relevanz von Löwentrauts Werk betont er: „Leon Löwentraut zeigt den modernen Menschen in seiner ganzen Isolation und Zersplitterung. Und diesen Menschen macht er zugleich auch zu einem großen Geheimnis.“
Seine Darstellungen von robotischen Gestalten wirkten laut Museumsdirektor wie Nachrichten aus einer fernen, rätselhaften Welt. „Sie sind apokalyptisch und utopisch zugleich, sie schwanken zwischen gestisch, gegenständlich, abstrakt, ornamental und provozierend farbexplosiv“, erklärt er.
Kunst-Ausstellung mit Löwentrauts Werken in Wedeler Ernst Barlach Museum
Die feierliche Preisverleihung am Freitag, 1. Dezember, im Barlach Kunstmuseum Wedel um 19 Uhr ist öffentlich. Zudem ehrt die Ernst Barlach Gesellschaft Hamburg den Künstler darüber hinaus mit einer retrospektiv angelegten Ausstellung, die bis zum 28. Januar 2024 Einblick in dessen Bildwelten gibt. Geöffnet ist das Museum täglich – außer montags – zwischen 11 und 18 Uhr. Der Eintritt beträgt 10 Euro (ermäßigt 8 Euro, Gruppen ab zehn Personen: 8 Euro pro Person).
Das Museum in Wedel zeige auf drei Etagen einen Querschnitt seines Schaffens – insgesamt würden mehr als 70 Werke – Gemälde, Graphik-Editionen, Skulpturen und Kohlezeichnungen – präsentiert, heißt es in einer Mitteilung der Gesellschaft. Die Ernst Barlach Gesellschaft betreut und erforscht seit 1946 das künstlerische und literarische Werk jenen Künstlers und widmet sich der Förderung von Kunst und Kultur.
Weitere Informationen: www.leonloewentraut.de und www.ernst-barlach.de