Elmshorn/Kreis Pinneberg. Das Erlebnisbad der Stadt schreibt rote Zahlen. In der Politik sind nicht alle dafür. Was machen andere Bäder im Kreis Pinneberg?
„Man sollte nicht immer das Schlechte sehen; sucht doch nach den guten Nachrichten.“ Das war die Botschaft, die noch am vergangenen Dienstag Schleswig-Holsteins Wirtschaftsminister Claus Ruhe Madsen bei seinem Besuch in Elmshorn den Bürgern und Entscheidungsträgern ans Herz gelegt hat. Nicht ganz einfach, wenn nun Preiserhöhungen ins Haus stehen, die nicht für alle gelten.
Hintergrund ist: Für den Badepark Elmshorn bleibt vom Montag, 16. September, an, dem Beginn der Wintersaison, der Preis für das Familienticket mit 19 Euro unverändert. Klingt gut? Aber nicht, wenn es nach dem Gros der Schwimm- und Badewilligen aus Elmshorn und dem Umland geht.
Badepark Elmshorn: Preise steigen teilweise deutlich, Kurzzeitgäste im Nachteil
Diejenigen nämlich, die halt nicht maximal zu fünft als Familie ins Erlebnisbad am Krückaupark gehen können, sondern nur für sich zahlen, müssen von Montag an für den Eintritt teilweise kräftig drauflegen. So verteuert sich die Tageskarte für Erwachsene von 7 Euro auf 8,50 Euro; Jugendliche zahlen fortan 5,50 Euro statt 5 Euro. Aber was ist mit den Badegästen, die „nur mal eben kurz schwimmen“ wollen?
Die Kommentarspalten in den sozialen Medien sprechen da Klartext. So beklagt User Ingo Peters, dass sich am Montag die Zwei-Stunden-Karte von 5 Euro auf 7,50 Euro verteure. „Um unglaubliche 50 Prozent – ist das noch supernormal?“ Nahezu einhellige Zustimmung aus der Schar der Kommentierenden. Nur User Lasse Reinböng fragt vorsichtig nach: „Wäre euch lieber, dass der Eintritt so hoch wäre, dass das Bad kostendeckend ist?“
Rote Zahlen im Badepark: Das Erlebnisbad hat 2023 einen kräftigen Verlust eingefahren
Da ist er also, der Grund für die Preissteigerung: Fehlende Kostendeckung. Das Argument scheint einleuchtend, der Badepark, der den Stadtwerken angegliedert ist und damit der Stadt Elmshorn gehört, arbeitet weiterhin defizitär. Für das Betriebsjahr 2023 bewegen sich die roten Zahlen im Bereich von 2,5 Millionen Euro. Auch in den Jahren zuvor hatte der Badepark nicht kostendeckend arbeiten können, die Defizite seien da aber noch ein wenig niedriger ausgefallen.
Mit diesen Zahlen auf dem Tisch hatte Stadtwerke-Geschäftsführer in der letzten Sitzung des Stadtwerkeausschusses für die teils kräftigen Preiserhöhungen argumentiert. Auch mit dem dezenten Hinweis, dass es seit Eröffnung des Erlebnisbades vor zwei Jahren, das an Stelle des zuvor für sieben Jahre während seines Umbaus gesperrten Hallenbades gerückt ist, nun die erste Preiserhöhung sei.
Preiserhöhung im Badepark Elmshorn: SPD stimmt gegen die neuen Eintrittspreise
Klingt gut, ist aber nach Ansicht von Elmshorns Sozialdemokraten kein Grund für diese Verteuerung. „Die Preise im Badepark sind hoch genug und müssen jetzt nicht erhöht werden. Dafür gibt es aktuell keinen Grund, auch keinen wirtschaftlichen“, sagt Thorsten Mann-Raudies, stadtwerkepolitischer Sprecher der SPD-Fraktion Elmshorn. Die hat als einzige im Ausschuss gegen die Preiserhöhung gestimmt.
Hierbei seien neben wirtschaftlichen Kriterien noch weitere Faktoren ausschlaggebend für das Abstimmungsverhalten der SPD in Elmshorn: „Die Menschen sind durch eine hohe Inflationsrate und allgemeine Teuerungen bereits genug belastet“, sagt Mann-Raudies. „Es wäre gut, wenn durch geeignete Werbemaßnahmen mehr Menschen zum Schwimmen animiert würden. Das geschieht aber nicht durch höhere Eintrittspreise.“
Auch in anderen Fraktionen herrschte nicht immer parteiinterne Einigkeit zu diesem Thema. So lässt Ausschussmitglied Kirstin Schiebuhr (Bündnis 90/Die Grünen) die Facebook-Leserschaft wissen: „Ich war die einzige, die dagegen gestimmt hat, in der Fraktion. Leider ist das Bad so defizitär, dass die Argumente der Stadtwerke alle anderen überzeugten.“
CDU stimmt für die Tarife: „Das Defizit ist wirklich schon groß genug, soll es denn noch größer werden?“
Ansichten, denen sich die Elmshorner Christdemokraten nicht anschließen können. Zu prekär die finanzielle Situation rund um den Badepark. „In diesem Fall konnte es für uns überhaupt keine andere Entscheidung geben“, sagt Karla Fock, Ausschusssprecherin der CDU Elmshorn. „Wir bezahlen unser Personal gut nach Tarif, Energiekosten sind enorm gestiegen, wir investieren laufend. Das Defizit ist wirklich schon groß genug, soll es denn noch größer werden?“
Die CDU-Politikerin wird deutlich: „So weh es auch tut, wer soll das alles bezahlen? Wenn wir Verantwortung für unser Bad übernehmen, dann gehören dazu auch Entscheidungen, die keinen Spaß machen“, sagt Karla Fock, betont aber auch, dass die Preisstabilität für das Familienticket ganz in ihrem Sinne ist. „Für eine Familie muss doch irgendwie ein kleiner Rabatt drin sein.“ Bleibt zu hoffen, dass die Elmshorner ihr Bad so sehr ins Herz geschlossen haben, dass sie die neuen Preise akzeptieren.
Badebucht Wedel: Tendenz für 2025 noch ungewiss; Barmstedt erhöht leicht
In Wedel hat die Badebucht nach Jahren der Preisstabilität zur Saison 2024 das letzte Mal die Preise angehoben. Ob die Gäste auch im kommenden Jahr mehr zahlen müssen, ist unklar. „Zum gegenwärtigen Zeitpunkt kann ich dazu nichts sagen“, sagt Badleiter Karsten Niß.
In der Barmstedter Badewonne sind die Eintrittspreise ein wenig angehoben worden, und zwar um 50 Cent, also fürs Tagesticket für Kinder auf 3,50, für Erwachsene auf 5,50 beziehungsweise sieben Euro und bei der Familienkarte auf 13,50 mit einem Kind und 16 Euro mit zwei Kindern.
Im Hallenbad Uetersen bleiben die Preise stabil
Im kleinen Hallenbad in Uetersen, das vorwiegend für Schul- und Vereinssport genutzt wird, bleibt alles beim Alten. Kinder und Jugendliche zahlen während der öffentlichen Badezeiten als Tagespreis 1,40 Euro, Erwachsene 3,90 Euro.
Bürgermeister Dirk Woschei sagt: „Unser Hallenbad stellt für mich einen unverzichtbaren Baustein der Daseinsvorsorge für unsere Bürgerinnen und Bürger dar. Kein Schwimmbad kann kostendeckend betrieben werden; so ist auch unser Hallenbad defizitär. Für mich steht der Vereinssport sowie die Schwimmausbildung der Vereine und Schulen im Vordergrund. Jedes Kind sollte Schwimmen lernen.“
Pinneberg hat 2023 erhöht, Wedel rechnet noch
In Pinneberg wurden die Preise zuletzt im April 2023 angehoben – zum ersten Mal seit zehn Jahren. Die Eintrittspreise für Erwachsene erhöhten sich um 1,30 Euro auf 6,80 Euro. Für Kinder, Jugendliche, Schüler und Studierende beträgt der Eintritt 3,40 Euro statt 2,75 Euro. Der Preis für eine Familienkarte stieg von sieben auf acht Euro. Die Preiserhöhung wurde mit den extrem gestiegenen Energiekosten begründet.
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In Wedel ist die Situation noch undurchsichtig, weil die Bilanz für das laufende Jahr noch nicht fest stehe, der Aufsichtsrat komme zu Gesprächen in weiteren monatlich stattfindenden Sitzungen zusammen. Für die vergangenen Preissteigerungen in Folge der Corona-Pandemie und der gestiegenen Energiekosten nach Beginn des Krieges in der Ukraine hätten die Badebucht-Gäste jedoch Verständnis gehabt.
Auch zur Höhe des Defizits könne Niß noch keine öffentlichen Verlautbarungen geben. Nur so viel: „Wir befinden uns auf einem guten Weg und erreichen die Planzahlen mit Erlebnisbad und Sauna. Die Sommer-Saison war jedoch eher durchwachsen.“ Nun beginne ja noch die Herbstsaison für das Schwimmbad (Am Freibad 1) unweit der Elbe, ehe die Jahresbilanz gezogen werden könne. Positiv war aus Sicht des Badleiters, dass sämtliche Schwimmkurse in diesem Jahr für Kinder komplett ausgebucht waren.