Pinneberg. Neubaupläne für abrissreifes Einkaufzentrum auf der Kippe. Gericht friert Vermögen der Investoren ein. Stadt kann noch hoffen.
Der Ärger um das abrissreife Einkaufszentrum PiZ in der Pinneberger Innenstadt reißt nicht ab. Nachdem Einbrecher den leerstehenden Gebäudekomplex geplündert hatten, sämtliche Stromkabel und Zähler mitgehen ließen und damit das Netz der Telekom in Teilen der Kreisstadt lahmlegten, kommen nun Zweifel an der Zukunft des Areals auf. Denn offenbar ist der Investor in eine Insolvenz gerutscht. Doch jetzt kommt vom Projektentwickler ein positives Signal.
Am Amtsgericht Hamburg läuft derzeit das vorläufige Insolvenzverfahren über das Vermögen der Hamburger Immobiliengruppe Silberbaum. Das hat offenbar auch direkte Auswirkungen auf ein großes Bauvorhaben in Pinneberg: Denn die Immobiliengruppe, vertreten durch den Geschäftsführer Ivan Yagodin, wollte als Investor das leerstehende PiZ in der Innenstadt abreißen und an gleicher Stelle einen Neubau mit Wohnungen und Gewerbe errichten.
Investor insolvent: Zukunft des PiZ in Pinneberger Innenstadt ungewiss
Zum vorläufigen Insolvenzverwalter wurde der Sanierungsexperte Peter-Alexander Borchardt von der Kanzlei Reimer bestellt. „Herr Borchardt hat derzeit als vorläufiger Insolvenzverwalter der Silberbaum-Gruppe die Aufgabe, eine umfassende Sichtung der wirtschaftlichen Lage der Immobiliengruppe Silberbaum vorzunehmen“, heißt es auf Anfrage des Abendblattes.
In diesem Zusammenhang würden verschiedene Optionen sorgfältig geprüft, um die „bestmögliche Lösung für alle Beteiligten“ zu erarbeiten. „Diese Analysen erfordern jedoch Zeit, um die Komplexität der wirtschaftlichen und rechtlichen Situation vollständig zu bewerten.“ Daher könne zum aktuellen Zeitpunkt noch keine konkreten Aussagen darüber getroffen werden, ob und in welcher Form das Bauvorhaben in Pinneberg weiterverfolgt werde.
Grund für Pleite: Gestiegene Kosten und rückläufige Nachfrage
Nach dem Einbruch ins PiZ und dem darauffolgenden Netz-Ausfall in Pinneberg hatte auch eine Telekom-Sprecherin die Pleite des Eigentümers angedeutet: „Eigentlich ist es Sache der Eigentümer den Standort wieder instand zu setzen – allerdings hat sich herausgestellt, dass der Eigentümer Insolvenz angemeldet hat und sämtliche Kosten über 500 Euro vom Insolvenzverwalter untersagt wurden.“
Die im Jahr 2017 gegründete Silberbaum-Gruppe besteht aus insgesamt 14 Gesellschaften. Im Kern erwirbt, entwickelt und verwaltet die Gruppe Immobilien mit einem Fokus auf Wohn- und Gewerbeimmobilien. Die Gesellschaften halten zusammen rund 70 Immobilienobjekte an mehr als 30 deutschen Standorten. Der Verkehrswert der Projekte liegt im dreistelligen Millionenbereich.
Insolvenz der Silberbaumgruppe überrascht Stadt Pinneberg
Die Insolvenz der Silberbaum-Gruppe hat laut Insolvenzverwalter mehrere Ursachen: Ein zentraler Faktor seien die stark gestiegenen Kapitalkosten wegen der Zinserhöhungen seit 2022, die zu stark gestiegenen Finanzierungskosten geführt hätten. Hinzu kämen massive Kostensteigerungen im Bau- und Energiesektor sowie eine rückläufige Nachfrage nach Wohn- und Gewerbeimmobilien.
Die Insolvenz der Silberbaum-Gruppe hat die Stadt Pinneberg überrascht. Denn die baufachlichen sowie verkehrlichen Planungen in Sachen des PiZ-Geländes zwischen der Stadtverwaltung und dem Investor hatten sich bereits in der finalen Abstimmungsphase befunden. Parallel wurde der städtebauliche Vertrag erarbeitet, der im Herbst der Politik vorgelegt werden sollte. Unabhängig davon wäre ein Baugenehmigungsverfahren erforderlich gewesen.
PiZ in Pinneberg trägt von 1980 an den Spitznamen Bananenbunker
„Ob das vorläufige Insolvenzverfahren über das Vermögen der Hamburger Immobiliengruppe Silberbaum Auswirkungen mit Blick auf die Pläne des Eigentümers des PiZ-Geländes hat, lässt sich derzeit noch nicht sagen“, heißt es aus dem Rathaus. Laut des vorläufigen Insolvenzverwalters Peter-Alexander Borchardt werde der Geschäftsbetrieb der Silberbaum-Gruppe in enger Abstimmung mit ihm fortgeführt.
„Wir machen uns natürlich Gedanken, ob und wenn ja welche Konsequenzen das vorläufige Insolvenzverfahren für das Projekt in Pinneberg hat“, sagt Bürgermeister Thomas Voerste. Um in diesem Punkt Klarheit zu gewinnen, versprach er umgehend Kontakt zu den Beteiligten aufnehmen, sowohl zum Investor als auch zum vorläufigen Insolvenzverwalter.
PiZ Pinneberg: Projektentwickler verhandelt mit Co-Investoren
Am Donnerstag sei ein erstes positives Signal vom Projektentwickler gekommen, sagte Voerste am Donnerstag am Rande einer Pressekonferenz. „Er befindet sich in intensiven Gesprächen mit Co-Investoren. Er ist optimistisch, dass es weitergeht“, so Voerste. Der Bürgermeister betont: „Oberstes Ziel ist, das Projekt und vor allem die Fläche bestmöglich voranzubringen. Und dabei werden wir die Interessen der Stadt und somit der Pinnebergerinnen und Pinneberger wahren.“
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Architekt Maximilian Betzler hatte das PiZ in Pinneberg, das 1980 eröffnet wurde, entworfen. Wegen der damals gelben Fassadenelemente bekam das Einkaufszentrum an der Ecke Damm/Friedrich-Ebert-Straße den Spitznamen „Bananenbunker“.
Pinneberg: Mieter im PiZ fühlten sich bei Zwangsauszug hinausgeekelt
Der Mercedes-Benz-Händler Helmut Burmester hatte die Immobilie Ende 2019 veräußert. Käufer war die Silberbaum-Gruppe, ein sogenanntes Family Office in Hamburg, also eine Gesellschaft, deren Zweck es ist, privates Großvermögen zu verwalten.
Sie hatten eine Büsumer Firma mit der Verwaltung beauftragt. Die meisten Gewerbetreibenden hatten bis Ende März ihre Läden im PiZ für den Abriss räumen müssen. Einige hatten sich regelrecht herausgeekelt gefühlt.