Elmshorn. Schaden ist immens, weil E-Bus in Bahnunterführung brannte. Durchgangsverkehr weiter nicht möglich, aber erste Züge fahren ab Elmshorn.

Eine kleine Fehleinschätzung von wenigen Zentimetern hat immense Auswirkungen. Auch einen Tag nach dem Crash von einem E-Bus mit der Bahnunterführung der Geschwister-Scholl-Straße ist der Bahnhof Elmshorn weiterhin für den Durchgangs-Zugverkehr gesperrt. Der unverletzt gebliebene Busfahrer hatte am Donnerstag bei einer Leerfahrt die Höhe seines Fahrzeugs falsch eingeschätzt.

Der entstandene Brand des auf dem Dach des Busses befindlichen Akkus, mit Flammen, die bis in den Gleisbereich hoch loderten, hat weitreichende Folgen für Bahnreisende, die heute und in den kommenden Tagen durch Elmshorn hindurch gen Norden wollen. Das Reiseziel Sylt zum Beispiel ist ab Hamburg und aus dem südlichen Kreis Pinneberg voraussichtlich bis Sonntag, 8. September, nur auf einigen Umwegen und mit deutlichen Verzögerungen zu erreichen.

Feuer im Bahntunnel: Elmshorner Brücke ist geprüft worden, doch es gibt andere Schäden

Und das, obwohl der größtmögliche Schaden nicht eingetreten ist. „Die Brücke ist nach der Kollision in ihrer Struktur geprüft worden; sie weist keine Schäden auf, die sie in ihrer Funktion beeinträchtigen“, sagt eine Bahnsprecherin für die Region Schleswig-Holstein und Hamburg. „Auch Querungen im Stadtgebiet von Elmshorn sind nicht betroffen.“

Die Bahnsprecherin hatte aber dennoch eine Hiobsbotschaft für die Reisenden der kommenden zwei Tage parat. „Es hat sich herausgestellt, dass ein Kabelkanal beschädigt wurde“, teilt die Bahnsprecherin mit und präzisiert: „In diesem befinden sich unter anderem Kabel für die Steuerung des Zugverkehrs im Stellwerk Elmshorn für die Strecke zwischen Pinneberg und Wrist sowie für die Überwachung von 18 Bahnübergängen.“

Bahnhof Elmshorn gesperrt: Bahn gibt Reiseempfehlung für Reisen nach Sylt, Kiel und Dänemark

Was bedeutet das für die Reisenden? „Die Mitarbeitenden vor Ort arbeiten mit Hochdruck“, betont die Bahnsprecherin. „Dennoch wird es vermutlich bis Sonntag, 8. September, Einschränkungen im Bahnverkehr geben. Wir bitten Fahrgäste, sich vor Reiseantritt über ihre Verbindungen zu informieren.“

So fallen zurzeit im Fernverkehr die direkten Bahnverbindungen zwischen Hamburg und Kiel, Westerland sowie Padborg aus. Richtung Kiel könne der Regionalverkehr über Lübeck genutzt werden. Direkter Durchgangsverkehr durch Elmshorn ist auch noch am Freitagabend nicht möglich.

Erste Züge fahren wieder: Bahn richtet Pendelverkehr ein

Doch es gibt einen Silberstreif am Horizont. Am späten Freitagnachmittag haben erste Züge den Elmshorner Bahnhof von den Gleisen 2 und 3 aus verlassen. „Es gibt einen unregelmäßigem Pendelbetrieb zwischen Hamburg-Altona und Elmshorn sowie zwischen Hamburg Hauptbahnhof und Elmshorn“, teilt die Bahn mit. Und auch in Richtung Norden tut sich von Elmshorn aus etwas. „Ein weiterer Pendelverkehr fährt zwischen Itzehoe und Elmshorn“, heißt es seitens der Bahn. „Zusätzlich fahren Busse zwischen Itzehoe und Elmshorn im Pendelbetrieb. Auf dem Abschnitt Elmshorn und Wrist wurde ein Ersatzverkehr mit Taxis eingerichtet.“

Gültigkeit habe unverändert die Aussage, dass alle Verbindungen von Verzögerungen betroffen seien. Auch müssen sich Reisende unbedingt über ihre individuelle Verbindung informieren. Die Bahn verweist auf zeitnahe Informationen online auf www.bahn.de, über den DB Navigator, bei der Reiseauskunft unter Telefon 030/2970 oder 0431/53 44 05 00 sowie für den Nahverkehr auch auf dem Kurznachrichtendienst X, ehemals Twitter.

Tunnelbrand Elmshorn: Feuerwehr wird am Donnerstag um 14.35 Uhr alarmiert, NINA-Warnung geht raus

Mittlerweile hat die Kreisfeuerwehr, die am Donnerstag um 14.35 Uhr alarmiert wurde, die Ereignisse am Geschwister-Scholl-Tunnel aufgearbeitet. „Als die ersten Einsatzkräfte an der Unglücksstelle eintrafen, schlugen Flammen aus den Akkus. Durch den Einsatz mehrerer Trupps unter schwerem Atemschutz gelang es, ein Übergreifen des Feuers auf den gesamten Bus sowie die anderen Akku-Pakete und damit einen Großbrand zu verhindern“, fasst Feuerwehr-Sprecher Sebastian Kimstädt die erste Phase des Einsatzes zusammen.

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Doch an der Feuerwehrarbeit hängt noch mehr als nur die Brandbekämpfung. „Der Bahnhof wurde aufgrund der anfangs enormen Rauchentwicklung evakuiert“, schildert Kimstädt den weiteren Ablauf des Einsatzes. „Zeitgleich wurde die Bevölkerung über eine Warnung auf der App NINA aufgefordert, im Innenstadt-Bereich Fenster und Türen geschlossen zu halten. Die Warnung konnte nach etwa drei Stunden wieder aufgehoben werden.“

Brennender E-Bus: Akkus müssen bis in den Abend hinein gekühlt werden, dann erfolgt die Bergung

Auch nach Löschung des Brandes mussten die Bus-Akkus noch bis 18 Uhr gekühlt werden; erst danach konnten Feuerwehr und alarmierte Spezialisten den verunfallten E-Bus bergen. Eine Kranfirma brachte den Bus per Tieflader auf den Betriebshof des Busunternehmens nach Uetersen.

„Parallel zu den Löscharbeiten hat die Feuerwehr bei der Evakuierung eines Zuges unterstützt, der wegen des Feuers aus Richtung Kiel kurz vor dem Bahnhof Elmshorn liegen geblieben war“, teilt Sebastian Kimstädt mit. „In dem Zug befanden sich 15 Fahrgäste.“

Feuerwehr Elmshorn: Nach dem Einsatz am Bahnhof geht es sofort zu einem Containerbrand

Damit war der Einsatz, aber noch nicht der Arbeitstag für die Löschkräfte beendet: „Außerdem musste die Elmshorner Wehr einen Containerbrand in der Innenstadt bekämpfen, der gegen 18 Uhr gemeldet worden war“, teilt der Pressesprecher der Kreisfeuerwehr mit. „Da zu dem Zeitpunkt bereits die meisten der rund 100 Einsatzkräfte vom Bahnhof abgerückt, aber noch an den Wachen waren, war der Brand schnell erstickt.“